Die dritte Ebene
Pokarev. Sie decken einen Mörder und seine Komplizin. Das bringt Ihnen ein paar Jahre Knast ein. Wissen Sie, wie es im Knast zugeht?«
»Ich habe erst neulich wieder Jailhouse Rock gesehen«, antwortete Porky.
Agent Coburn schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Worauf warten Sie noch, nehmen Sie mich fest oder verschwinden Sie!«, sagte Porky mit fester Stimme. »Sie sind auf der falschen Fährte. Brian Saint-Claire hat niemanden umgebracht. Ich kenne ihn seit Jahren. Wir sind Freunde. Er ist ein friedliebender Mensch. Wissen Sie, dass er Psychologe ist? Er kann Konflikte auf andere Arten lösen als mit Gewalt.«
»Er hat es getan, seine Fingerabdrücke waren in der ganzen Wohnung verteilt. Auf der Leiche befanden sich Spuren mit seiner DNA. Er ist geflohen, als wir mit ihm reden wollten, und als wir sein Flittchen verhaften wollten, hat er einen Kollegen niedergeschlagen. Alles spricht gegen ihn. Er war es, und ich werde ihn kriegen. Mit oder ohne Ihre Hilfe. Und Sie werden mit ihm im Knast schmoren. Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass Sie die Gastfreundschaft eines Staatsgefängnisses genießen. Bücken Sie sich dort nie nach einer Seife, wenn Sie duschen, denn Sie wissen nicht, wer hinter Ihnen steht, Sportsfreund.«
»Ähm, Agent … wie war noch mal Ihr Name?«
»Coburn, mein Name ist Coburn. Merken Sie sich ihn gut, denn ich kriege Sie dran, das verspreche ich Ihnen.«
»Worauf warten Sie noch?«, fragte Porky, die Arme vor der Brust verschränkt. »Das nächste Mal bringen Sie einen Haftbefehl mit, falls Sie mich erneut mit Ihrem Besuch beehren wollen.«
Agent Coburn stürmte aus Porkys Büro und schlug die Tür zu, dass es krachte.
St. Anthony Hospital, Denver, Colorado
Er schlug die Augen auf. Sein getrübter Blick traf auf eine weiße Decke. Sein Mund war ausgetrocknet. Cliff Sebastian stöhnte leise. Verschwommen nahm er ein Gesicht über sich wahr.
»Willkommen zurück im Leben«, sagte die Schwester. »Sie hatten ganz schön Glück, Mister Sebastian. Haben Sie Schmerzen?«
Cliff Sebastian versuchte die Arme zu bewegen, doch er war zu schwach dazu. »Was … was ist passiert?«, stammelte er mit brüchiger Stimme.
»Sie hatten einen Unfall«, erklärte die Schwester. »Sie hätten tot sein können, aber bis auf eine schwere Gehirnerschütterung, ein paar gebrochene Rippen und eine Unterschenkelfraktur sind Sie noch einmal davongekommen.«
Langsam dämmerte Cliff wieder, was passiert war. Irgendwie hatte er die Kontrolle über seinen Wagen verloren, dann hatte es furchtbar gekracht, und von diesem Zeitpunkt ab klaffte ein Loch in seiner Erinnerung.
Caraguela, Orinoco-Delta, Venezuela
Eine schwüle Lautlosigkeit schwebte über dem Fluss, nur der Ruderschlag unterbrach die Stille. Die Hitze des Spätnachmittags legte sich lähmend auf das Leben an den Ufern des gigantischen Stroms. Die Tiere des Tages warteten auf die Kühle des Abends, und die Tiere der Nacht verschliefen die Hitze in ihren Höhlen und Lagern. Vor Stunden waren sie aufgebrochen und hatten sich auf den Weg in die grüne Hölle begeben, zu einer Frau, die vor kaum einem Vierteljahr dem Tod näher gewesen war als dem Leben. Der Bootsführer hatte den Außenborder abgestellt und eingeholt. Grüner Tang schwamm in langen Fäden auf dem Seitenarm des Orinoco, der sie nach Caraguela führen sollte. Der Bootsführer wollte verhindern, dass sich die langen Fäden um die Schraube des Außenborders wickelten.
»Diese Hitze«, stöhnte Suzannah. »Wie weit ist es noch?«
Sie hatte sich ein feuchtes Tuch um den Kopf geschlungen. Im Boot roch es nach Essig und Diesel, dem Mückenschutzmittel, das Brian nach Juans Spezialrezept gemischt hatte.
Juan blickte sich um. »Wir sind bald da«, antwortete er. »Nach der nächsten Biegung.«
Brian stieß das Ruder kraftvoll ins Wasser. »Ich wundere mich immer wieder. Für mich sieht hier alles gleich aus. Wie kannst du nur wissen, wo wir sind?«
Juan zeigte auf seine Augen. »Gringo, das ist einfach. Ich kann sehen.«
Brian zog eine Grimasse. Typisch Juan.
Sie umrundeten die nächste Biegung und hielten auf das westliche Ufer zu.
»Seht dort!«, rief Suzannah aufgeregt.
Brians Blick folgte ihrem ausgestreckten Finger. Kinder rannten am Fluss entlang. Sie winkten. Ihre nackten Oberkörper glänzten im Sonnenlicht, und ihre freudigen Schreie drangen wie durch Watte zum Boot herüber.
Der hölzerne Bootssteg kam in Sicht. Das Schreien und Rufen der Kinder hatte die
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