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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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zu regeln gibt, aber nicht einmal die Army hat das Recht, Verdächtige vor der Justiz zu verstecken. Egal, in was für einer Zeit wir leben. Kein Richter wird sich so etwas gefallen lassen. Haben Sie mich verstanden?«
    Der Offizier nickte und schob das Kuvert in seine Hosentasche. Dwain setzte sich hinter das Steuer und wendete den Wagen. Hier stank es gewaltig zum Himmel, und er würde herausfinden, was hinter diesem geheimnisvollen Militärcamp steckte.

Kennedy Space Center Hospital, Cape Canaveral
    Brian Saint-Claire hatte sich nach dem Mittagessen etwas die Beine vertreten, ehe er über den weitläufigen Platz vorbei am Schulungsgebäude und den Apartments wieder zum Krankenhaus zurückgegangen war. Gerade als er die Schwingtür zur Station im ersten Stock erreichte, wurde sie aufgestoßen. Beinahe hätte ihn das Türblatt getroffen, wäre er nicht rechtzeitig ausgewichen. Suzannah hastete an ihm vorbei, die Lippen aufeinandergepresst und die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen. Ihre Miene sprach Bände. Diesen Gesichtsausdruck kannte Brian von früher, wenn Suzannah vor Wut beinahe überschäumte.
    »Was ist denn in dich gefahren?«, rief ihr Brian hinterher.
    »Ich könnte ihn umbringen!«, sagte sie und blieb stehen. »Dieser bornierte und arrogante … ich weiß überhaupt nicht … ich habe das nicht nötig. Niemand behandelt mich wie eine kleine, naive Studentin.«
    »Brandon?«
    »Wer sonst! Egal, was ich mache, egal, was ich tue. Er weiß alles besser. Ich komme mir vor wie eine minderbemittelte Assistentin. Dabei liegt es eine Ewigkeit zurück, als er noch praktizierte.«
    »Und was willst du jetzt tun?«
    »Ich reise ab.«
    »Und überlässt ihm das Feld. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er den Astronauten helfen kann? Im Gegensatz zu dir, aber du kneifst und ziehst dich zurück.«
    Suzannahs Körper spannte sich. »Das sagt der Richtige. Wer hat damals gekniffen? Wer läuft schon seit Jahren vor seinem eigenen Leben davon? Wer hat sich damals darum geschert, wie ich mich fühle? Du musst nichts sagen. Das steht dir nicht zu.«
    Brian ging auf Suzannah zu. »Ich habe nie aufgehört, diese Stunde zu verfluchen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Plötzlich hatte ich … Angst. Ich hatte Angst, einen Fehler zu machen. Ich hatte Angst, dich zu verlieren.«
    Suzannah schaute ihn mit großen Augen an. »Was … was soll das jetzt, so etwas wie eine späte Reue?«
    »Nenn es lieber Einsicht. Ich habe eingesehen, dass, wenn es ums Weglaufen geht, ich wohl der Spezialist bin. Doch ich habe meine Lehre daraus gezogen, glaub mir. Brandon hat damals dafür gesorgt, dass ich nicht nur meinen Job, sondern auch meinen Ruf verlor. Er wollte mich am Boden sehen, und ich habe mich vor ihm in den Staub geworfen. Diesem Mann genügt nicht, einen zu vertreiben, er will zerstören. Und genau das wird er mit dir tun, wenn du jetzt gehst.«
    Über Suzannahs Wange lief eine Träne. Brian legte ihr den Arm um die Schultern, doch sie entzog sich ihm. Als sie sich ihm wieder zuwandte, war die Träne weggewischt. Entschlossenheit erstrahlte in ihrem Gesicht.
    »Ich weiß, dass ich diesen Astronauten im Krankenbett helfen kann. Nur habe ich keine Lust, gegen Windmühlen zu kämpfen. Ich mag es nicht, jeden Schritt, den ich tue, vor irgendjemandem rechtfertigen zu müssen. Und ich mag es nicht, wenn mir jemand voller Argwohn über die Schultern schaut.«
    »Dann wirst du dafür kämpfen müssen«, sagte Brian.
    »Wirst du mir dabei helfen?«, fragte sie.
    »Ich würde mich freuen, wenn du mich an deiner Seite haben wolltest.«
    »Also gut, dann lass uns Partner sein.«
    Sie reichte ihm die Hand, und Brian schlug lächelnd ein.
    Eine ganze Weile standen sie nebeneinander im Gang des Hospitals und schauten sich wortlos in die Augen.
    »Und jetzt lass uns an die Arbeit gehen, um diese unglückseligen Menschen endlich aus ihrer traumatischen Isolation zu befreien«, sagte Brian nach einer Weile des Schweigens. Gern hätte er ihr gesagt, was er noch immer für sie empfand, doch er schwieg.

3
Socorro County, New Mexico
    Sie saßen an einem Tisch in Bebobs’ Bar am Sedillo Park und tranken Bier. Neben Dwain Hamilton lag die aktuelle Ausgabe der Mountain Mail, in der von dem Busunfall berichtet wurde. Den Reportern war nicht entgangen, dass ein Mitglied der Army in einem Dienstfahrzeug den Unfall verursacht hatte. Doch der Schuldige war kurz nach seiner Einlieferung in das Socorro General Hospital von einem

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