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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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groß Fuß gefasst hat, gibt es zu wenig akademische und technische Erfahrung und gelernte Arbeitskräfte, um die Industrien zu tragen, die zu entwickeln wären, um das Ziel zu erreichen. Deshalb geht es bei der Partnerschaft zwischen EU und AU nicht weniger um den Austausch von Wissen und technischem Know-how als um Kapitaleinsatz und Technologietransfer. Es geht darum, eine enge, auf Zusammenarbeit gegründete Partnerschaft zwischen zwei Kontinentalbündnissen aufzubauen, die Afrika wirtschaftliches Wachstum und die Heranbildung einer qualifizierten Arbeiterschaft für Aufbau und Verwaltung einer DIR-Infrastruktur ermöglichen. Man hofft, mit den gemeinsamen Energieinitiativen ein grünes Elektrizitätsnetz über den afrikanischen Kontinent ziehen zu können.
    Die EU/AU-Partnerschaft wurde weltweit begrüßt. Befürworter einer Dritten Industriellen Revolution sehen das folgendermaßen: Gründeten sich die ersten beiden industriellen Revolutionen auf auserwählten fossilen Brennstoffen, die nur an einigen wenigen Stellen zu finden sind und deren Sicherung eines großen Kapital- und auch Militäreinsatzes bedurfte, was den mächtigeren Nationen im Norden entgegenkam, so findet man erneuerbare Energien überall. Deshalb |198| hat eine Dritte Industrielle Revolution in Entwicklungsländern nicht weniger Chancen als in Industrieländern. Besonders Afrika hat bisher kaum mit der Nutzung seines Potenzials an erneuerbaren Energien begonnen. Energieanalysten zufolge sind Sonne, Wind, Wasser, Geothermie und Biomasse mehr als ausreichend, um den Energiebedarf aller Kontinente zu decken. Von wesentlicher Bedeutung ist es dabei, für zuträgliche Konditionen zu sorgen. Das bedeutet Finanzhilfe, Technologietransfer und Ausbildungsprogramme zur Unterstützung der Entwicklungsländer. Und genau das hat die Partnerschaft zwischen EU und AU zum Ziel.
    Es gibt jedoch auch bereits kritische Stimmen. Skeptiker fragen sich, ob diese Programme nicht womöglich eine neue Art von »Öko-Kolonialismus« darstellen. Sie verweisen dabei auf die kontroverse Desertec-Industrie-Initiative in der Sahara als einem möglichen Vorboten dieser neuen Art von Kolonialismus. 52 In dieser Debatte führen Befürworter von Desertec an, dass Großinvestitionen in die Erzeugung von Energie in Nordafrika und deren Transport nach Europa automatisch zu lokalen Industrien und dem Transfer von Technologie und Know-how führen werden. Für Aboubakari Baba-Moussa etwa, den Direktor für Infrastruktur und Energie in der Kommission der Afrikanischen Union, ist das Desertec-Projekt für beide Kontinente von Vorteil: »In Afrika fehlt es uns nicht an Sonnenstrahlung; es fehlt uns nicht an Land. Die Europäer haben diese Ressourcen nicht.« Baba-Moussa erhofft sich ähnliche Projekte auch für die südafrikanische Kalahari und die Wüstengebiete von Ogaden in Ostafrika. Kritiker bittet er, »sich vorzustellen, wie viele Hunderttausend Arbeitsplätze geschaffen werden und wie viel Energie produziert werden könnte«. 53
    Andere sind da vorsichtiger. Sie fragen sich, ob die potenziellen Arbeitsplätze nicht lediglich vorübergehender Art sein und ob die qualifizierten Arbeiter für Bau und Betrieb der Anlagen nicht größtenteils aus Europa kommen werden. Nach Ansicht des mittlerweile verstorbenen Hermann Scheer, seinerzeit SPD-Bundestagsabgeordne ter und Präsident von Eurosolar, ist der Transport von Sonnenenergie über weite Entfernungen ineffizient und Geldverschwendung. Desertec |199| stärke überdies die herkömmlichen Monopole bei den Energiekonzernen. Afrika solle sich besser auf die lokale Erzeugung erneuerbarer Energien konzentrieren. Greenpeace nimmt eine mittlere Position ein. Susan Teske, bei Greenpeace internationale Direktorin für erneuerbare Energien, unterstützt Desertec, aber mit der Einschränkung, dass man deswegen Initiativen zur lokalen Erzeugung erneuerbarer Energien auf dem Kontinent nicht vernachlässigen dürfe. 54
    Was mich anbelangt, so habe ich nichts gegen die eine oder andere zentralisierte Anwendung von Energie aus Sonne, Wind, Wasser, Geothermie und Biomasse; dies wird ein kleiner Teil der erneuerbaren Energien für die Wirtschaft einer Dritten Industriellen Revolution bleiben. Tatsache ist, dass erneuerbare Energien nun einmal von Natur aus überall gewonnen werden können und wir mit den neuen dezentralen Kommunikationstechnologien die Möglichkeit haben, sie lokal zu nutzen und zu speichern und über intelligente Versorgungsnetze

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