Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Dampfkondensation) vergleichsweise kalt ist. Und wann immer Energie von einer höheren zu einer niedrigeren Temperatur übergeht, steht für künftige Arbeit weniger zur Verfügung. Nimmt man einen rotglühenden Schürhaken aus dem Feuer, beginnt er sofort abzukühlen, da Wärme von seiner heißen Oberfläche in die kältere Umgebung fließt. Nach einer Weile hat der Schürhaken dieselbe Temperatur wie die Luft um ihn herum. Physiker bezeichnen dies als Gleichgewichtszustand, in dem es keine unterschiedlichen energetischen Niveaus mehr gibt und auch keine Arbeit mehr verrichtet werden kann.
Die Frage, die sich einem aufdrängt, ist natürlich: Warum lässt sich die ganze zerstreute Energie nicht einfach wieder einfangen? Das ließe sich durchaus machen, aber ein solcher Recyclingprozess bedürfte zusätzlicher |213| Energie. Deren Einsatz würde die allgemeine Entropie nur noch weiter erhöhen.
Nun wird natürlich die Sonne, unsere eigentliche Energiequelle, noch Milliarden Jahre brennen und so den Energiebedarf unserer Spezies decken, solange wir nur vorausdenken wollen. Aber es gibt auf Erden eben auch Energieträger, die weitaus begrenzter sind und von der Menschheit heftig in Anspruch genommen werden: energetische Materie, die in fossilen Brennstoffen oder metallischen Erzen gebunden ist. Diese Energien sind fix und finit, wenigstens in dem geologischen Zeitrahmen, der für unser Überleben als Spezies zählt.
Physiker erklären, dass unser Globus praktisch wie ein geschlossenes thermodynamisches System im Verhältnis zu Sonne und Universum funktioniert. Thermodynamische Systeme lassen sich in drei Typen einteilen: offene Systeme, die sowohl Energie als auch Materie austauschen; geschlossene Systeme, die Energie, aber keine Materie austauschen; und isolierte Systeme, die weder Materie noch Energie austauschen. Die Erde ist, in Bezug auf das Sonnensystem, ein relativ geschlossenes System. Das heißt, sie nimmt Energie von der Sonne auf, aber – mit Ausnahme eines gelegentlichen Meteoriten oder von Staubpartikeln aus dem All – wenig Materie aus dem Universum ringsum.
Fossile Brennstoffe sind ein erstklassiges Beispiel für eine in Materie eingelagerte Form von Energie, die eine in jeder Hinsicht finite Ressource darstellt, die rasch zu Ende geht und dann höchstwahrscheinlich von der Erde verschwunden sein wird. Sie entstanden vor Millionen Jahren durch anaerobe Zersetzung toter Organismen. Sind diese Brennstoffe erst einmal verbrannt, kann die verbrauchte – in Gase umgewandelte – Energie nicht noch einmal Arbeit verrichten. Es ist zwar theoretisch möglich, dass irgendwann in ferner Zukunft – wir sprechen hier von Millionen von Jahren – ein ähnlicher Prozess für einen vergleichbaren Schatz von fossilen Energien sorgt, aber die Wahrscheinlichkeit ist derart gering und die Zeit so fern, dass die Frage rein akademischer Art ist.
Seltene Erden sind ein weiteres Beispiel für die inhärenten thermodynamischen Grenzen, vor denen wir uns auf der Erde sehen. Es gibt |214| siebzehn Metalle der seltenen Erden: Scandium, Yttrium, Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium und Lutetium. Sie finden Verwendung in einer breiten Palette industrieller und technischer Prozesse und sind in Technologien und Produkte integriert, die für das Überleben und Wohlergehen unserer Gesellschaft von Bedeutung sind. Man nennt sie »selten«, weil sie nur begrenzt vorkommen, und viele von ihnen werden allzu schnell aufgebraucht, um den Bedarf einer wachsenden Bevölkerung und einer globalisierten Wirtschaft zu decken.
Obwohl die Umwandlung von Energie in all ihren Formen die Basis aller Wirtschaftstätigkeit ist, haben sich die Wirtschaftswissenschaftler nur zum geringsten Teil mit der Thermodynamik auch nur befasst. Und noch weniger haben versucht, Wirtschaftstheorie und -praxis unter Zuhilfenahme der Energiegesetze neu zu definieren.
Ein früher Versuch, die Gesetze der Thermodynamik in die ökonomische Theorie zu integrieren, war der des Chemie-Nobelpreisträgers Fredrick Soddy in seinem Werk
Matter and Energy
aus dem Jahre 1911. Die Gesetze der Thermodynamik, so hielt Soddy seinen wirtschaftswissenschaftlichen Kollegen vor, »bestimmen, letztendlich, über Aufstieg und Untergang politischer Systeme, Freiheit und Versklavung von Nationen, die Bewegungen von Handel und Industrie, den Ursprung von Reichtum und Armut und das
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