Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Aufrechterhaltung der Körperfunktionen oder wird von Körperteilen absorbiert, die nicht gegessen werden – wie Haare und Knochen. Wir beklagen die Energieineffizienz und Verschwendung durstiger Autos, aber die Energieineffizienz und Verschwendung unseres getreideintensiven Fleischkonsums sind weit schlimmer. Frances Moore Lappé hat schon in den 1970er Jahren in ihrem Buch
Die Öko-Diät
darauf hingewiesen, dass ein hektargroßes Getreidefeld fünfmal so viel Protein hergibt, als |219| wenn dieselbe Fläche für die Fleischproduktion genutzt wird. 12 Bei Hülsenfrüchten sind es zehnmal, bei Blattgemüse sogar fünfzehnmal so viel Protein. Fast ein Drittel des auf der Welt angebauten Getreides dient als Viehfutter, anstatt direkt vom Menschen verzehrt zu werden. Während es sich also ein kleiner Teil der Weltbevölkerung ganz oben auf der Nahrungskette gut gehen lässt, leiden Hunderte Millionen von Menschen an Hunger.
Für den Anbau von Futtergetreide braucht man große Mengen petrochemischen – und damit aus fossilen Energien hergestellten – Kunstdünger sowie Pestizide und Herbizide. Zusätzlich werden fossile Energien beim Betrieb der Farmgeräte verbraucht. Laster, Züge, Schiffe verbrauchen weitere fossile Energien beim Transport des Getreides in die riesigen, automatisierten Mastbetriebe.
In den Mastbetrieben verabreicht man den Tieren eine Vielzahl pharmazeutischer Produkte, darunter Wachstumshormone, Futterzusätze und gelegentlich auch Antibiotika, zu deren Herstellung weitere Energie nötig ist. Das Vieh ist auf engstem Raum zusammengedrängt; 50 000 oder mehr Tiere in einem Mastbetrieb sind keine Seltenheit, was zu Fliegenbefall führt, die Krankheiten verbreiten wie Bindehautentzündung und die ansteckende Bovine Rhinotracheitis. 13 Zur Verhinderung dieser Krankheiten versprüht man aus Hochdruckschläuchen hochtoxische – ebenfalls aus fossilen Brennstoffen gewonnene – Insektizide, die die Pferche in eine Giftwolke hüllen.
Sind die Tiere gemästet, transportiert man sie stunden-, wenn nicht tagelang über die Highways zum Schlachthaus – wobei man wiederum fossile Brennstoffe verbraucht. Im Schlachthaus werden die Tiere der Reihe nach mit einer pneumatischen Bolzenschussanlage getötet. Ein Arbeiter schlingt eine Kette um ein Bein des gestürzten Tiers und hängt es freischwebend auf, bevor er ihm die Kehle durchschneidet und es ausbluten lässt. Über eine elektrische Zerlegestraße geführt, wird der Tierkörper enthäutet, werden Gedärme und Organe entfernt. Motorsägen zerlegen den Tierkörper in erkennbare Teile wie Kamm, Rippen, Brust und Steak. Die Teile kommen auf Fließbänder, an denen einige Dutzend Ausbeiner und Trimmer sie in Großhandelsportionen zerteilen. |220| Die vakuumverpackten Portionen gehen dann in Kühltransportern in Supermärkte im ganzen Land.
Nach der Ankunft im Supermarkt werden die Kontingente noch einmal portioniert und in Plastik verpackt, das wiederum aus fossilen Brennstoffen hergestellt ist; schließlich landen sie in gekühlten, grell erleuchteten Fleischfächern. Kunden fahren im Auto zu den Geschäften, um ihr Steak zu kaufen, und bewahren es dann in Gefriertruhen oder Kühlschränken auf, bevor sie es auf ihrem Gas- oder Elektroherd braten und schließlich verzehren. Die Energie, die ein Rind beim Wachstum und zur Zunahme des Fleischansatzes selbst verbraucht, ist winzig im Vergleich zu dem Energieaufwand, der für den Anbau des Futters, für die Mästung, den Transport, das Schlachten, die Verpackung und die Transportkette bis hin auf den heimischen Tisch anfällt.
Und das alles ist nur ein Teil der Energierechnung. Der andere Teil ist die Entropie-Zeche. Rinder und andere Schlachttiere kommen gleich nach Gebäuden, was den Beitrag zum Klimawandel angeht; sie produzieren 18 Prozent der Treibhausgase – mehr als der weltweite Straßenverkehr. Und nicht nur sind Nutztiere – größtenteils Rinder – für neun Prozent des von allen menschenbezogenen wirtschaftlichen Aktivitäten produzierten Kohlendioxids verantwortlich, sie produzieren einen weit größeren Anteil weit schädlicherer Treibhausgase. Auf Nutztiere gehen 65 Prozent des menschenbezogenen Distickstoffmonoxid-Ausstoßes zurück; Distickstoffmonoxid (N 2 O) hat nahezu die 300-fache Wirkung auf die Erderwärmung von Kohlendioxid. Der größte Teil davon kommt von Dung. Darüber hinaus emittieren Nutztiere 35 bis 40 Prozent allen menschenbezogenen Methans, eines Gases, das bei der
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