Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
Vom Netzwerk:
die Zerstörung, die uns bevorstand, längst geschehen, und wir würden, in Schutt und Atome zerlegt, durch das All taumeln.
    Was hatte er gesagt?
    »Innerhalb eines Zeitraums, der kürzer ist, als Sie wissen wollen.«
    Zeit genug, alle anderen aus ihrer Unkenntnis zu erlösen und eine neue Diskussionsrunde über unser weiteres Vorgehen einzuleiten? Oder nicht? Minuten? Sekunden? Hatte womöglich schon längst jemand den Finger am Abzug?
    Zum Teufel damit.
 
    Ich hasse Vakuum. Ich hasse Höhen. Ich hasse den freien Fall. Ich hasse Raumanzüge.
    Ich hatte in meinem ganzen Leben gerade drei Orbitalevakuierungen hinter mich gebracht, und auch das nur im Zuge des Sicherheitstrainings, das ich zu absolvieren hatte, um meine Dip-Corps-Zulassung zu behalten. Die Leute sagen, der Trainer, der mich bei diesen Gelegenheiten geprüft hatte, zehre immer noch von der Erinnerung an das komische, zitternde Wrack, das ich dabei gewesen war. Ich könnte kontern und sagen, ich sei immerhin kein so komisches, zitterndes Wrack gewesen, da ich bereit gewesen sei, den besonderen Trost, den er mir angeboten hatte, anzunehmen, aber das war nur eine Fußnote. Die Geschichten sind nicht übertrieben. Ich war wirklich ein hoffnungsloser Fall.
    Die Bettelhine-Ausrüstung, die ich Arturo Mendez hatte tragen sehen, war ein wenig anders aufgebaut als die Standardanzüge des Dip Corps, was mir einige unschöne Augenblicke bescherte, als ich feststellen musste, dass ich nicht wusste, was ich zu tun hatte, um die Halsverriegelung zu aktivieren. Beim vierten Versuch machte es Klick, und das Permaplastik schloss sich um mich herum. Gute Sache, denn es demonstrierte mir auch gleich, dass ich vergessen hatte, die wichtigsten Verbindungsstellen an Hand- und Fußgelenken zu aktivieren, was mich auf die Idee brachte, es noch einmal ganz von vorn zu versuchen und mir eine anständige Versiegelung zu verschaffen, auf dass ich vielleicht eine Chance hatte, das Folgende zu überleben.
    Ich war immer noch nicht sicher, ob ich es richtig gemacht hatte, und versuchte, mir einzureden, es wäre das Beste, zurückzugehen und einen der anderen zu holen, jemanden, der wusste, wie das funktionierte. Aber dann hätte ich denjenigen bitten müssen, Maßnahmen zu ergreifen, die ich selbst zu ergreifen fürchtete, und das konnte ich keinem anderen zumuten, umso weniger, weil am Ende vermutlich ein Porrinyard derjenige wäre, der diesen finalen Schritt an meiner Stelle täte.
    Vielleicht hatte ich es mir mit ihnen vermasselt. Ich war nicht sicher. Aber falls das so war, hatte ich umso weniger das Recht, einen der beiden zu bitten, an meiner Stelle zu sterben.
    Ich schnappte mir alles, was ich brauchte, betrat die Luftschleuse, wechselte in ein Vakuum, rechnete mit meinem Tod und wartete darauf, dass die Außentür sich öffnete. Kaum hatte sie es getan, bedauerte ich schon zu sein, wo ich war. Das Innere der Königlichen Kutsche mochte seine eigene, spezielle Schwerkraft haben, aber die schaltete sich in der Luftschleuse in dem Moment ab, in dem die Kammer sich zum Vakuum öffnete. Es war eine spontane Änderung, die sich durch einen überraschenden Salto in meinem Bauch ankündigte, als ein ebenso überraschendes Schwindelgefühl in meinem Innenohr den Sinn für oben und unten auf unentschieden umschaltete.
    Ich hasste es. Ich hasste es. Ich hasste es.
    Zentimeter für Zentimeter kroch ich an den Haltegriffen entlang, die den Innenbereich der Luftschleuse säumten, zog mich aus der Luke heraus und tastete herum, bis ich die Notleiter zum Fahrstuhldach gefunden hatte. Natürlich brauchte ich meine Beine nicht, um hinaufzuklettern. Sie hingen an mir wie nutzlose Geschwüre, und jedes versehentliche Zucken verstärkte nur die Tendenz, zur Seite zu schlenkern und im rechten Winkel am Fahrstuhlrumpf zu hängen. Bei Mendez hatte das alles so einfach ausgesehen; aber ich war nur eine unbeholfene Dilettantin, und meine diversen Versuche der Überkompensation sorgten wirkungsvoll dafür, dass ich entweder gegen die Fahrstuhlwand krachte oder wieder lotrecht im All hing. Sollten all die bewaffneten Kräfte um uns herum meine Fortschritte beobachten - sie mussten sich totlachen.
    Midgard, der Kontinent, auf dem Anchor Point lag, war eine strahlende, grüne Landschaft, deren Pracht zu mir heraufleuchtete, während die Trosse, lange bevor sie in einem Wolkenbaldachin verschwand, außer Sicht geriet. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Tausend Kilometer mich auch hier noch von der

Weitere Kostenlose Bücher