Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
umfassten ihre Bemühungen auch technische Mittel. Subauditive Einflüsterungen im Summen der Luftkompressoren? Subklinische, blitzartige Entladungen in der Beleuchtung?
Paranoid? Klar. Aber ich war nie, nicht ein einziges Mal in meinem Leben, zu paranoid gewesen, nur paranoid genug. Und hier hatte ich es mit einer Familie zu tun, deren obszöner Reichtum darauf beruhte, dass sie immer neue und ausgefeiltere Möglichkeiten entwickelt hatte, Leute in großer Zahl zu töten.
Andererseits konnten meine Probleme, einen anständigen Zorn zu hegen, auch eine bloße Reaktion auf den unwahrscheinlichen Luxus um mich herum sein. Die Porrinyards, die schon in einigen der feindseligsten Umgebungen, mit denen die Menschheit je konfrontiert worden war, sehr gut klargekommen waren, hatten ihre eigene Empfänglichkeit für die Vorzüge dieser Umgebung bereits demonstriert. Und wenn ich brutal ehrlich zu mir selbst war, dann musste ich zugeben, dass ich in einigen Punkten ebenso empfand.
Ich fragte mich nicht zum ersten Mal, wie es die Stinkreichen schafften, eine dicke Haut zu entwickeln, wenn alles in ihrer Umgebung so sorgsam darauf ausgelegt war, ihren schmerzlosen Ritt durch das Leben zu polstern.
Außerdem fragte ich mich, warum ich im Werdegang des jungen Erben Jason etwas Schlimmes zu ahnen glaubte.
Ich stand an der transparenten, gerundeten Wand der Suite und blickte hinunter auf die leuchtend grüne Landschaft, die nun im Licht der ersten Tagesstunden grüßte. »Ich gebe zu, Liebes, ich habe mich nicht so umfassend über diesen Planeten informiert, wie ich es hätte tun sollen. Weißt du, welche Landmasse wir dort unten sehen?«, erkundigte ich mich.
»Es gibt drei«, sagten die Porrinyards. »Eis, eine gefrorene Landmasse, die niemand aufsucht, Asgard, der Kontinent, der allein der Familie gehört, und Midgard, eine Landmasse, die vom inneren Kreis ihrer Mitarbeiter bewohnt wird.«
»Das habe ich auch gehört. Aber welche ist die, die jetzt unter uns liegt?«
»Denk darüber nach.«
Ich dachte. Dann kam ich mir dumm vor. »Natürlich. Die Bettelhines würden ihren eigenen Kontinent nie mit einem landschaftlichen Schandfleck wie beispielsweise einem Orbitalfahrstuhl verunstalten.«
»Asgard ist, soweit ich weiß, eher so etwas wie ein Naturschutzgebiet. Die Bewohner der Anwesen, die Hausangestellten und die Naturparkmitarbeiter zusammengenommen, besteht die gesamte Bevölkerung aus weniger als achtzehntausend Personen. Ich denke, sie nutzen - und damit meine ich: ernsthaft nutzen - nicht einmal ein Prozent des verfügbaren Landes, stellen aber einen großen Teil für künstlerische Zwecke und Erholungsmaßnahmen bereit. Nicht, dass Midgard im Gegensatz dazu ein schlechter Platz zum Leben wäre. Insgesamt drei Millionen Einwohner von Küste zu Küste, die meisten davon auf eine kleine Hand voll von Städten verteilt. Wenn die Menschheit ihre Heimatwelt so ursprünglich erhalten hätte, hätten wir sie wohl nie verlassen.«
Und all diese Leute arbeiteten für die Bettelhines, entweder im Unternehmen selbst oder im Bereich der Infrastruktur, die aus diesen Städten aktive, atmende Gemeinden machte. Bei all dem vielen Platz, den vielen natürlichen Ressourcen, von denen sie zehren konnten, musste der hiesige Lebensstandard schon mehr als privilegiert gewesen sein, bevor die regelmäßigen Bargeldinfusionen durch die Familie es den Leuten gestattet hatten, zu importieren, was immer sie nicht selbst herstellen wollten. Die Ärmsten der Armen auf diesem Planeten dürften unter Bedingungen gelebt haben, die etwa denen der Mittelklasse überall sonst entsprachen. »Ich frage mich, aus wie vielen Welten Industriehöllen oder rauchende Ruinen werden mussten, bis die Bettelhines sich ein solches Leben leisten konnten.«
»Ich könnte nachsehen und dir genaue Zahlen nennen«, sagten die Porrinyards. »Aber ich glaube, niemand von uns ist in Stimmung, sich jetzt mit höherer Mathematik zu befassen.«
Ich wandte mich vom Fenster ab und sah, dass sie sich wie menschgewordene Paranthesen auf dem großen Bett zusammengerollt hatten, nur darauf wartend, dass ich meinen Platz zwischen ihnen einnahm und als die Phrase diente, die zur besonderen Betonung hervorgehoben werden sollte. Sie hatten sich nicht entkleidet. Sie hatten keinen Anlass, mich anzutreiben. Auch sah ich kein Drängen in einem der beiden Augenpaare, nur eine gewisse vertrauensvolle Geduld.
Oscin sprach allein: »Sie tanzen um etwas herum.«
»Vielleicht wollen
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