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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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konnte. Andererseits konnte es viele Erklärungen für die Verschworenheit unter Geschwistern geben -wie zum Bespiel ein geringer Altersabstand oder eine enge Vertrautheit in der Kindheit.
    Dennoch war es sonderbar, dass meine Instinkte sich direkt auf diese Möglichkeit gestürzt hatten.
    Ich spürte etwas zwischen ihnen.
    »Andrea?«
    Ich fühlte einen Ruck, einen kurzen Augenblick subauditiver Vibration, dann Bewegung. Die Königliche Kutsche hatte von Layabout abgelegt. Der Blick durch die transparente Wand war unverändert, was nur durch die geringe Geschwindigkeit unseres Abstiegs zu erklären war; wir konnten auch Layabout nicht sehen, das nun irgendwo über uns im toten Winkel lag. Aber jede Möglichkeit, uns den Plänen der Bettelhines zu entziehen und nach New London zurückzukehren, ohne uns in etwas verwickeln zu lassen, gehörte nun der Vergangenheit an.
    Wir waren engagiert.

4
PORRINYARDS
 
    Das Leben mit den Porrinyards hatte einige nicht eingängige Aspekte zu bieten.
    Sie waren so gut vernetzt, dass man leicht vergessen konnte, dass sie je etwas anderes gewesen waren. Aber sie hatten ihr Leben als zwei Personen begonnen - Liebende in einer stürmischen Beziehung, die erkannt hatten, dass sie, so sehr, wie sie einander brauchten, als Individuen nicht koexistieren konnten. Sie hatten in der kybernetischen Verbindung ihre einzige Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft gesehen.
    War das nun der größtmögliche Fehlschlag oder der ultimative Triumph romantischer Liebe?
    Antwort: Ja.
    Und auch: Nein.
    Das Verwünschenswerte daran war, dass beide Antworten gleichermaßen korrekt waren.
    Das gemeinsame Wesen, das sie heute waren, war weder der Junge, der den Körper besessen hatte, den heute Oscin belegte, noch das Mädchen, das den Körper besessen hatte, den Skye belegte.
    Selbst die Namen, die sie benutzten, waren illusorisch, bezogen sich allein auf die Körper, waren notwendig für eine verständliche Beschreibung ihrer separaten Handlungen. Sie sprachen über die nicht mehr existenten Originale mit der gleichen Art gütigen Erbarmens, das die meisten Menschen für Behinderte oder sozial Benachteiligte reserviert haben, und brachten bisweilen ihr Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass auch nur einer von ihnen als Einzelperson lange genug durchgehalten hatte, um den Tag zu erleben, an dem sie die Zweigstelle der KIquelle Medizintechnik betreten und darum gebeten hatten, verbunden zu werden.
    Sie hatten mir einmal erzählt, die größte Überraschung ihres neuen Lebens sei gewesen, dass sie nun auf gemeinsame Erfahrungen zurückblicken und ihre Erinnerungen aus einer globalen Perspektive betrachten konnten. Sie waren erstaunt, wie viele der Dinge, die für den Jungen lebenswichtig waren, das Mädchen als stumpfsinnig empfunden hatte, und wie viele der Dinge, die das Mädchen an sich selbst mochte, der Junge für albern und nutzlos hielt. Das Mädchen hatte den Jungen insgeheim als schwach erlebt, und der Junge hatte das Mädchen für zu wertend gehalten. Als Einzelpersonen hatten die beiden mindestens die Hälfte ihrer gemeinsamen Zeit damit zugebracht, sich gegenseitig zu belügen. Ihre Liebe, so wahrhaftig sie auch sein mochte, war beschmutzt von all den Ressentiments, die typisch für die ständige Rivalität um Dominanz sind, welche sich stets aus der Nähe von Kreaturen ergibt, deren Wünsche und Bedürfnisse niemals exakt synchron sein können.
    »Mit dem Wissen, das ich jetzt habe«, so hatten die Porrinyards mir in der ersten Zeit unserer Beziehung einmal erzählt, »erstaunt es mich, dass Individuen überhaupt in der Lage sind, einander länger als fünf Tage zu ertragen.«
    Das hatte mich ganz besonders getroffen, weil fünf Tage in etwa dem Zeitraum entsprachen, den ich vor ihnen maximal an einem Liebhaber festgehalten hatte.
    Der Sex war nach ihrer Vereinigung in mancher Hinsicht viel besser als zuvor, da ihr gemeinsames Bewusstsein imstande war, die physischen Reaktionen beider Körper wahrzunehmen, ebenso wie jeder Körper in der Lage war, sofort auf die Bedürfnisse des anderen zu reagieren. Über ein Jahr lang hatten sie sich nach ihrer Transformation damit vergnügt, es in jeder Position zu tun, die ihre biegsamen Leiber ihnen ermöglichten. Das taten sie immer noch, wann immer ich nicht verfügbar war. Ich war nicht die Erste, die festgestellt hatte, dass die Aufforderung »Fick dich selbst« gegenüber verbundenen Paaren keine Beschimpfung, sondern vielmehr einen durchaus

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