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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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kannte: Er wusste nicht mehr über den Grund meiner Anwesenheit als ich selbst. Er wusste nur, welche Bedeutung sein Vater und seine Geschwister meinem Besuch zumaßen, und der Mangel an Informationen bereitete ihm Kopfzerbrechen.
    Der Khaajiir sagte nicht viel - ein anderes Verhalten als vor dem Essen, wo er geradezu geschwätzig gewirkt hatte -, aber wenn er den Mund öffnete, dann war er charmant und zugewandt, wenn auch etwas zögerlicher und formeller als zuvor. Sein Stab ruhte stets zwischen Sitzfläche und linker Armlehne, und er berührte ihn immer wieder, als fürchte er sich davor, auch nur einen Moment ohne ihn sein zu müssen.
    Der fahle Mann zur Linken Skyes - jener Mann, der vor dem Essen so fasziniert von ihr gewesen war - war Vernon Wethers, ein weiterer hingebungsvoller Assistent vom Schlage eines Monday Brown, nur dass er für Philip Bettelhine arbeitete, nicht für Hans. Während der kurzen Momente, in denen ich mich mit ihm unterhielt, erzählte er mir in einem Ton, der vermuten ließ, dass es ihm widerstrebte, in irgendein fremdes Gespräch vorzudringen, dass er bereits seit fünfzehn Jahren für Philip tätig sei und die Möglichkeit, so viele hochrangige Projekte aus der Perspektive des Managements verfolgen zu dürfen, sehr zu schätzen wisse. Natürlich konnte er mir keine Details nennen, diese Projekte unterlagen samt und sonders der Geheimhaltung, aber er versicherte mir, dass seine Arbeit überaus spannend sei. Der Umstand, dass er zwischen zwei wunderschönen Frauen saß (Skye und Dejah), direkt gegenüber einer weiteren (Jelaine) und sich dabei mit einer vierten unterhielt, die es zumindest nicht verdient hatte, unter dem nächsten Stein versteckt zu werden (mir), schien ihn seiner Männlichkeit zu berauben. Er stammelte, starrte auf seine Füße und zuckte zurück, als Skyes Schulter ihn für einen Moment streifte, als hätte er sich verbrannt. Später sollte mir von ihm vor allem eine Äußerung im Gedächtnis bleiben, die er zur Antwort auf Mrs Pearlmans Lobeshymne über das Essen von sich gab: »Ich freue mich, dass es Ihnen zusagt. Aber ich fürchte, ich selbst besitze keinen Geschmackssinn.«
    »Tut mir leid, das zu hören«, sagte Dejah.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das würde mich von der Arbeit ablenken.«
    Ich fragte Vernon nicht, ob er Familie hatte. Das schien mir kaum von Belang zu sein.
    Die Pearlmans, Dina und Farley, schienen die simpelste Geschichte zu haben. Sie wurden mir als Angehörige des mittleren Managements von Temet vorgestellt, einer Ortschaft, die um eine kleine Forschungseinrichtung auf einer Insel vor der Küste von Midgard errichtet worden war. Sie lebten in der vierten Generation auf Xana und behaupteten, bisher noch nie einem Angehörigen des Inneren Kreises der Familie Bettelhine begegnet zu sein. Angesichts der Langweiligkeit, die sie verströmten, hätte es mich gewundert, wenn sie sich häufig aus ihrer direkten Nachbarschaft herausgewagt hätten, von außerweltlichen Reisen ganz zu schweigen. Aber sie hatten bei ihrem letzten Projekt das Soll übertroffen und waren unter allen Kollegen ihrer Gehaltsstufe auserwählt worden, im Zuge dieser luxuriösen Fahrstuhlfahrt aus dem Orbit einen feierlichen Abend mit ihren großen Bossen zu genießen. Kein Wunder, dass sie jedes Mal erbleichten, wenn einer dieser reichen, mächtigen Regenten ihrer Welt auch nur für fünf Minuten das Wort an sie richtete. Dies waren Menschen, die ihr ganzes Leben im Dunkeln verbracht hatten und geblendet reagierten, wenn sie sich plötzlich im Licht der Mittagssonne wiederfanden.
    Während des nächsten Gangs - irgendeiner Fischdelikatesse aus der Südsee von Xana, die die Pearlmans mit Begeisterung verschlangen, während ich schon nach wenigen Bissen aufgab - hörte ich, wie Dina eine Frage an Oscin richtete: »Ich habe mich immer gefragt, was das Dip Corps ist. Ist das dasselbe wie das Diplomatische Corps?«
    »Ja«, sagte Oscin.
    Angestrengt suchte sie nach einem vergleichbaren Beispiel. »So wie Hom.Sap dasselbe ist wie Homo Sapiens.«
    »Ja«, sagte er wieder.
    Eine Pause trat ein, dann fragte sie: »Wer entscheidet über solche Dinge?«
    Mehrere Sitze entfernt, lief Skye rot an und bedeckte ihre Lippen, doch auf Oscins Gesicht zeigte sich keine Spur eines Grinsens. »Dafür gibt es ein Komitee.«
 
    Monday Brown, der seit seinem abrupten Aufbruch am Ende unserer Unterhaltung vor dem Essen nicht mehr in Erscheinung getreten war, kehrte wenige Minuten nach dem Fischgang

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