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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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niemand tot war.
    Für mich schrie das nach Gift oder einer anderen Form der Verdammnis, die dem Opfer Zeit ließ, noch ein bisschen zu verweilen.
    Wie die Klaue Gottes, möglicherweise.
    Und bei dem Gedanken musterte ich Paakth-Doy erneut.
    »Was ist mit Ihnen, Counselor«, fragte sie mich. »Kommen Sie ohne medizinische Behandlung zurecht?«
    Meine Körperseite beantwortete jeden Atemzug mit einem schmerzhaften Stechen. »Mir geht es gut. Kümmern Sie sich lieber erst um die anderen blutenden Wunden.«
    Jasons Lächeln war erfüllt von echter Wärme. »Nette, heroische Haltung, Counselor. Aber: Blödsinn. Sie haben genauso Anspruch auf medizinische Versorgung wie wir alle.«
    »Ich blute nicht«, gab ich zurück.
    »Äußerlich nicht«, sagte er.
    »Ich sage doch, es geht mir gut.«
    »Sie dürfen sich gern am Ende der Schlange anstellen«, sagte Paakth-Doy. »Wenn Sie das aushalten.«
    Immerhin. Ich drückte Skyes Unterarm, und schon eilte Oscin herbei, um meinen anderen Ellbogen zu stützen. Die beiden hielten mich, als ich mich auf die Beine stemmte und in Anbetracht der Schmerzen, die mit der Bewegung einhergingen, das Gesicht verzog. Es tat teuflisch weh. Aber ich blieb auf den Beinen, als die Porrinyards mich losließen. »Sehen Sie? Mir geht es gut.«
    Mit offenem Mund, die Zunge an die winzigen, makellosen, unteren Schneidezähne gepresst, widmete sich Paakth-Doy nun Oscins Kinn. Ich sah ein paar Sekunden zu und grenzte die Gründe für mein Unbehagen weit genug ein, um zu erkennen, dass es etwas mit ihrer ausdruckslosen Miene zu tun hatte. Das ließ bei mir die Alarmglocken schrillen, aber ich wusste immer noch nicht, warum.
    Dina und Farley Pearlman kauerten sich auf einem der Sofas zusammen, und der Mann flüsterte seiner Frau tröstende Worte zu. Vernon Wethers und Monday Brown therapierten sich hinter der Bar mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Dejah Shapiro, die verschwunden war, ohne dass ich es bemerkt hätte, kam von einem Besuch in einer Suite, von der ich annahm, dass es ihre war, zurück, und der Zweck dafür blieb im Dunkeln. Der Khaajiir war erschöpft in sich zusammengesunken, seine linke Hand umklammerte immer noch den Stab, die rechte lag zu einer Klaue gekrümmt auf der Armlehne.
    Ich fühlte, wie mich eine schwarze Wolke der Übelkeit zu übermannen drohte, und musste erneut feststellen, dass es mir unmöglich war, die genaue Form eines Schreckens zu identifizieren, der am Rande meines Bewusstseins lauerte. Und wieder hatte Paakth-Doy etwas damit zu tun. Als sie mit Oscin fertig war und zu mir kam, um sich um meine geprellte Hüfte zu kümmern, sagte ich: »Entschuldigen Sie, junge Dame. Bitte vergeben Sie mir die Frage ... Sie wurden nicht von Menschen aufgezogen, nicht wahr?«
    Sie sah mich nicht an. Ihre Konzentration galt ausschließlich den grauen Wolken, die um die Spitze ihres Nanomaschinenstifts herumschwirrten. »Nein, ich war eine Waise und wurde von Riirgaanern großgezogen. Bis ich zwölf Handelsjahre alt war, bin ich keinem anderen menschlichen Wesen begegnet.«
    In gewisser Weise ähnelte das meiner eigenen Erziehung; in meiner Umgebung hatte es zwar eine Menge Menschen gegeben, aber die Bocai in meiner Nachbarschaft waren mir genauso nahe gewesen. »Das ist - entschuldigen Sie - der Grund, warum Sie keine Mimik zeigen, richtig?«
    »Korrekt. Die Riirgaaner haben keine Gesichtsmuskeln. Mir hat es nie an Liebe gefehlt, wie die Riirgaaner sie kennen, aber ich war auch nie menschlicher Mimik ausgesetzt und habe folglich nicht gelernt, sie zu benutzen, bis es zu spät war, diese Fähigkeit zu erwerben. Mir ist bewusst, dass manche Leute mein Auftreten abschreckend finden, aber ich versichere Ihnen, ich bin durchaus ganz nett, wenn Sie mich näher kennenlernen. War es das, was Sie wissen wollten, Ma'am?«
    »Nicht ganz«, sagte ich.
    Philip Bettelhine stöhnte auf. »Counselor, sehen Sie nicht, dass sie ...«
    Ich hielt eine Hand hoch, die universelle Geste für Aufhören. Die Geste wirkte vordringlich genug, dass er den Mund hielt und sogar einen Schritt zurücktrat, als ich sagte: »Bitte, Doy. Ich weiß, das sind sehr persönliche Fragen. Aber es ist wichtig. Mir ist außerdem noch aufgefallen, dass Sie ein Mundatmer sind, was, wie ich annehme, mit der leicht nasalen Qualität ihrer Stimme einhergeht. Liege ich richtig mit der Vermutung, dass Sie irgendwann während Ihres Lebens mit den Riirgaanern eine Nasenoperation hatten, die Ihren Geruchssinn ausschalten und damit

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