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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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ankommst. Du kannst es noch schaffen, wenn du dich jetzt sputest. Bedenke doch, sonst ist unser Geheimnis die längste Zeit ein Geheimnis gewesen! Bedenke, was dein Mann dazu sagen, was er tun wird!« Cathys Worte hatten eine erstaunliche Wirkung auf Isobel. Im Nu sprang sie, sichtlich erschrocken, aus dem Bett, warf die Tür zu und entzog die Szenerie damit den Blicken der Beobachterin. Dann riss sie die eben geschlossene Tür ungestüm wieder auf. Offenbar war ihr eingefallen, dass ihre Kleider in der Wohnstube verstreut herumlagen. Splitternackt rannte sie, blanke Panik auf ihrer sonst so selbstsicheren Miene, an Cathy vorbei und sammelte hektisch ihre Kleidungsstücke ein. Cathy spürte, wie ein starkes Gefühl der Befriedigung in ihr aufstieg. Es tat ihr seltsam wohl, die lodernde Angst in Isobels Blick zu sehen. Müßig verschränkte sie die Arme und beobachtete die sonst so stolze Herrin von Whitefell dabei, wie diese mit bebenden Händen versuchte, ihr Mieder zu schließen. Plötzlich wurde Cathy bewusst, dass Isobel Havisham, die Herrin von Whitefell, die Frau, die sie so lange gefürchtet, der sie sich vollkommen ausgeliefert gefühlt hatte, ja, die ihr so übermächtig erschienen war, in diesem Moment selbst vor Furcht wie erstarrt war, zu einem Häufchen Elend zusammensank. Zu nichts weiter als einem unreifen Kind, das, getrieben von verbotenen Gelüsten und dadurch schuldig geworden, sich nun vor dem drohenden Zorn des Vaters fürchtete. Es war Cathy, als fiele eine Last von ihr ab. Eine beklemmende und schwere Last, die ihr seit Jahren die Luft zum Atmen genommen hatte. Sicher, Isobel war trotz allem zu fürchten, aber letztlich war sie nichts weiter als ein unreifes und schlecht erzogenes Geschöpf, ein überaus gewöhnlicher – nun, vielleicht ungewöhnlich selbstsüchtiger – Mensch. Jedoch nicht mehr wert, als jeder andere auch. Vor allem nicht wertvoller als sie, Cathy Stutter!
    »Hilf mir wenigstens!«, schrie Isobel Cathy an. Ihre Stimme bebte vor Nervosität. Cathy tat ihr den Gefallen. Schließlich war es tatsächlich notwendig, dass Isobel die Farm so schnell wie möglich verließ. Auch Aaron trat nun, barfuß, aber wieder mit seiner Hose bekleidet, aus der Schlafkammer, streifte schnell eine Jacke und Holzpantinen über und eilte durch den Regen hinaus in den Stall, um den Schimmel für Isobel zu holen. Wenige Augenblicke später rannte die Herrin von Whitefell, nachdem ihr ihre ehemalige Zofe schnell und mit sicheren Händen in die Kleider geholfen hatte, hinaus auf den Hof und schwang sich hastig mit Aarons Unterstützung auf ihr Pferd. Das Tier zu gestrecktem Galopp antreibend, stürmte sie vom Hof der Pennywood Farm.
    ****
    Aaron sah erleichtert dem Schimmel mit seiner Reiterin nach, bis der Regendunst sie seinem Blick entzog. Dann wandte er sich frierend um und ging eilig zurück zum Haus. Er zögerte jedoch, als er die Hand auf den Türgriff legte. Die Scham, die er wegen Isobel empfand, war übermächtig, selbst wenn sie beide wussten, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Cathy stand noch mitten im Raum, als er eintrat, und blickte ihm mit einem ruhigen, seltsam entschlossenen Gesichtsausdruck entgegen. Aaron lehnte sich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür. Er wusste nicht, was er nun sagen, was er tun sollte. Es herrschte völliges Schweigen zwischen ihnen.
    Wie unglaublich schön sie ist!, dachte er plötzlich. Gewiss, ihre Kleidung, mit Schlamm und Dreck besudelt, klebte ihr völlig durchnässt am Körper und ihr langes Haar troff vor Nässe – und doch: das alles spielte nicht die geringste Rolle. Machtvoll stieg das Verlangen in ihm auf. Er begehrte sie, wie er noch nie zuvor ein Weib begehrt hatte.
    »Sie ist endlich fort?«, fragte Cathy in die Stille hinein.
    Aaron nickte. »Ja, und ich hoffe bei Gott, sie bleibt fort für immer!« Ein Seufzen entrang sich ihm. Dann blickte er zu Boden. »Es tut mir sehr leid, dass du das mit ansehen musstest. Ich wollte das nicht.«
    Da war sie plötzlich dicht bei ihm. »Es ist gut, Aaron. Es ist vorbei!«, sagte sie und als er den Mund öffnete, um noch einmal seine Abscheu zu beteuern, ängstlich besorgt darum, dass sie ihm auch wirklich glaubte, legte sie ihm die Finger auf die Lippen und flüsterte: »Ich weiß, Aaron. Ich weiß doch! Lass es gut sein!« Ihr Blick ruhte liebevoll auf ihm, stillte sanft seine Unruhe und linderte das starke Gefühl der Scham, das ihn quälte. Ja, es war vorbei und sie gehörten einander. Sie

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