Die dritte Sünde (German Edition)
mit ihrem ganzen Wesen. Da packte ihn ein brennendes Verlangen, füllte ihn vollkommen aus, so wie seine Männlichkeit ihr Innerstes ausfüllte. Mit einem Stöhnen stieß er in sie, bäumte sich auf in seiner Lust, drang in sie, so tief er konnte. Ihre Körper vereinigten sich in wortloser Ekstase, bis er sich endlich in ihr verströmte, zu Asche verbrannt.
Kapitel 61
Wenigstens waren die unangenehmen Graupelschauer einem etwas wärmeren Regen gewichen, doch sie war inzwischen völlig durchnässt. Isobel trieb den Schimmel unbarmherzig an und nutzte die Peitsche, wenn das Tier auf dem schlammigen Untergrund rutschte. Ihre Kleidung war in einem katastrophalen Zustand. Hoffentlich würde es ihr gelingen, sich noch umzuziehen, bevor Havisham Whitefell erreichte. Dass er aber auch stets so unvermutet nach Hause kam! Hatte er nicht behauptet, ein paar Tage fortbleiben zu wollen? Diese fortwährende Unzuverlässigkeit war wirklich etwas, das sie in Rage brachte. Und sie konnte sich nicht einmal bei ihm darüber beschweren, war vielmehr dazu verdammt, freudige Überraschung über seine Heimkehr zu heucheln. Isobel lachte in bitterem Spott auf. Auf ihren Gatten hätte sie gut und gerne verzichten können. Sie war seiner, nach nicht einmal einem halben Jahr ihrer Ehe, schon mehr als überdrüssig. Und er ihrer wohl auch, das musste sie sich eingestehen. Aber während es Ehemännern offenbar erlaubt war, ihre sexuellen Bedürfnisse bei Kurtisanen oder in einschlägigen Häusern zu stillen [33] , was die Ehefrauen schweigend hinzunehmen hatten, war es vollkommen undenkbar, dass eine Ehefrau dasselbe tat. Jemina hatte in ihren Briefen immer wieder und eindringlich darauf hingewiesen, äußerste Vorsicht walten zu lassen, wiewohl sie Isobel auch ermutigt hatte, trotz aller Widrigkeiten ihren amourösen Interessen nachzugehen. Schließlich habe sie sich das auch durch das Opfer der Eheschließung mit Havisham verdient.
Isobel nickte bekräftigend. So sah sie das allerdings auch. Sie ertrug dessen Nähe und uninspirierende Körperlichkeit nur deshalb, weil sie sich gleichzeitig bewusst war, dass Aaron Stutter sie für alles entschädigen würde. Plötzlich packte sie wieder die heftige Wut, die sie verspürt hatte, als Aaron sich in Cathys Anwesenheit geweigert hatte, den Akt zu Ende zu führen und ihr damit ihren Genuss verweigert hatte. Ein übler Verdacht keimte in ihr auf. War es möglich, dass Cathy, diese Schlange, es tatsächlich wagte, sich nicht an die Abmachung zu halten? Trieb sie es womöglich doch mit ihm? Isobel biss sich unsicher auf die Unterlippe. Doch Aaron aufzugeben kam überhaupt nicht infrage, zumindest jetzt noch nicht. Vielleicht sollte sie den Druck auf Cathy noch ein wenig verstärken.
Da erreichte sie endlich die hinteren Weiden Whitefells und bog wenige Augenblicke später auf den Hof vor den Stallungen ein. Eine Kutsche mit einem Zweiergespann hatte dort gehalten und William, der Stallknecht, öffnete gerade die Tür des Gefährts für den heimkehrenden Hausherrn. Isobel wurde kreidebleich vor Schreck. Sie war zu spät gekommen!
»Isobel?«, Horace Havisham war allerdings mehr als erstaunt, ja konsterniert, seine Gattin abgehetzt und in dieser unaussprechlichen Aufmachung wie eine Verrückte auf den Hof Whitefells reiten zu sehen. Was, zur Hölle, machte sie draußen und das bei diesem Wetter? Auch William und der Kutscher rissen die Augen auf und starrten die Herrin Whitefells an, die mit ihrem geradezu peinlichen Auftritt auch ihren Ehemann vor den Bediensteten kompromittierte. Havishams Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Grimasse. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Seine ohnehin üble Laune verschlechterte sich in erschreckendem Maße.
»Isobel, ich möchte dich sprechen, sofort! Im Haus!«, kündigte er mit kalter Stimme an.
Die Herrin Whitefells wurde noch eine Nuance blasser, falls das überhaupt möglich war. Ungeduldig wartete Havisham, bis sie abgestiegen war, packte seine Gattin dann grob beim Arm und zerrte sie in Richtung des Herrenhauses.
»Lass mich, du tust mir weh!«, protestierte Isobel schrill, doch Havisham ließ sich dadurch nicht beirren. Er würde diesem widerspenstigen, ungezogenen Kind endlich zeigen müssen, wer der Herr im Hause war. Er betrat, Isobel rücksichtslos hinter sich her ziehend, die große Eingangshalle Whitefells. Da kam ihm Gruber, der sich dabei eilig den Rock zuknöpfte, aus dem Ostflügel entgegen.
»Sir, ich hatte Sie noch nicht
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