Die dritte Sünde (German Edition)
Jetzt im Winter war die Kammer, in der kein Ofen stand, sonst empfindlich kalt. Cathy fürchtete sich vor dem Anblick, der sie erwartete, und trotzdem fühlte sie sich unwiderstehlich angezogen von den leisen Geräuschen, die das Beisammensein der beiden verursachte. Warmer Kerzenschimmer drang aus der Kammer und erhellte einen kleinen halbrunden Bereich auf dem Dielenboden, der scharf durch den Schatten, den die halb offene Kammertür warf, begrenzt wurde. Sie hatten die beiden Kerzen entzündet, die auf der unpassend edlen Kommode – Isobels eigennützigem Hochzeitsgeschenk – standen. Cathy wagte es nicht näher zu treten und verharrte auf halbem Wege im Dämmer des Wohnraums. Doch sie konnte zumindest einen Teil dessen sehen, was Aaron und Isobel auf dem breiten Bett in der Kammer miteinander taten …
Es war vor allem Aaron, den sie sah, von Isobel waren nur die schlanken weißen Schenkel zu sehen, die sie um seine Lenden geschlungen hatte. Aaron war vollkommen nackt. Er kniete mit aufrechtem Oberkörper auf der unteren Hälfte des Bettes und hielt Isobels Beine zusätzlich mit festem Griff. Seine nackte, vom Schweiß der Anstrengung glänzende Haut schimmerte bronzen im sanften Schein der Kerzen, während er in einer kräftigen, regelmäßigen Bewegung seine Lenden zwischen Isobels Schenkel presste. Hin und her, hin und her …
Cathy stockte einmal mehr der Atem. Der Anblick schockierte und erregte sie gleichermaßen. Sie öffnete den Mund, um sich bemerkbar zu machen, aber es kam einfach kein Laut über ihre Lippen. Sie war unfähig sich zu rühren. Ihr Blick wanderte magisch angezogen über Aarons starken, männlichen Körper, seine Schultern, den wohlgeformten, muskulösen Brustkorb und die schmalen Hüften, die doch so viel Kraft bargen. Sie konnte ihre Augen einfach nicht von ihm abwenden. Stumm stand sie da und sah ihm zu, wie er mit konzentriertem Gesichtsausdruck und geschlossenen Augen, den Kopf mit dem zerzausten dunklen Haar leicht nach vorne gebeugt, Isobels Begierde stillte. Doch plötzlich schien er zu spüren, dass er mit Isobel nicht mehr allein war. Er öffnete die Augen und wandte sein Gesicht Cathy zu, die wie angewurzelt außerhalb des erleuchteten Kreises stand. Seine Augen wurden weit, seine Lippen öffneten sich wie zu einer unausgesprochenen Frage und er zögerte in seiner Bewegung, verharrte … ihre Blicke trafen sich … ein Moment, aus der Zeit gefallen … der Raum, die Farm hörten auf zu existieren, das Leben um sie herum hielt den Atem an …
»Was ist los? Warum hörst du auf? Ich bin noch nicht so weit!«, brauste Isobel auf. Der Moment zerplatzte jäh, wurde zerstört von Isobels gierig fordernder Ungeduld. Sich der Unwürdigkeit der Situation bewusst werdend, zog Aaron sich hastig von Isobel zurück. Cathy konnte sehen, dass seine Männlichkeit, die eben noch groß aus dem dunklen Haar zwischen seinen Schenkeln aufgeragt hatte, in sich zusammensank. Zutiefst beschämt wandte er den Blick ab und ließ gleichzeitig Isobels Beine los.
»Was soll das?«, schimpfte Isobel sichtlich erbost. »Was hast du denn plötzlich?«
»Cathy ist hier!«, sagte Aaron leise.
»Ja und?«, keifte Isobel. »Macht dir das etwas aus? Mir nicht! Ich dachte, du machst dir nichts aus ihr?!« Ihre Stimme hatte jetzt etwas Gemeines, geradezu Lauerndes. »Dann soll sie eben wieder verschwinden oder die Tür schließen, das dumme Schaf! Mir ist es jedenfalls herzlich egal, ob sie uns dabei zusieht.«
» Isobel! « Aaron konnte den Zorn, der angesichts Isobels unflätiger Respektlosigkeit in ihm aufbrandete, nicht mehr zügeln. »Es reicht jetzt, du hattest deinen Spaß! Ich kann das einfach nicht.«
»Du kannst nicht? Das heißt wohl eher: du willst nicht!« Isobel steigerte sich unversehens in einen ihrer gefürchteten Wutanfälle.
Cathy spürte den Tritt, als träfe er sie selbst, als Isobel plötzlich mit dem rechten Fuß heftig in Aarons Unterleib trat. Keuchend sank er vornüber und rang mit schmerzverzerrtem Gesicht nach Luft. Da griff Cathy ein. Sie konnte nicht zulassen, dass Isobel sich weiter in ihrer sinnlosen, selbstsüchtigen Wut erging. Es war wirklich keine Zeit mehr zu verlieren. »Isobel!«, rief sie laut, die von Isobel eingeforderte höfliche Anrede war ihr jetzt einerlei. »Ich wäre nicht gekommen, aber ich bin auf der Straße eben Mr Havisham begegnet. Er fährt mit der Kutsche nach Whitefell und wird bald da sein. Du musst schnell aufbrechen, damit du noch vor ihm
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