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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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    Sie wusste ja, dass es keinen anderen Weg gab – Aaron hatte es ihr in der vergangenen Nacht immer wieder beteuert, während er sie auf der Schlafbank zärtlich und tröstend in den Armen gehalten hatte. Und sie wusste ebenso, dass er nur zu recht hatte, kannte sie doch Isobels rachsüchtige Entschlossenheit. Doch die Geräusche, die nun verräterisch, wenn auch durch das dünne Glas abgedämpft, aus dem Fenster drangen, erfüllten sie mit beängstigenden Gefühlen: Eifersucht, Verlangen und unbändiger Zorn! Sie vernahm Isobels Keuchen und Seufzen und das regelmäßige, schabende Geräusch von den schweren Holzbeinen eines Tisches, die langsam und ruckweise über den Dielenboden geschoben wurden. Vergnügte sich Isobel etwa mit Aaron auf dem großen Tisch in der Wohnstube? Cathy schluckte schwer und das ziehende Verlangen, das sie in ihrem Schoß verspürte, vertiefte sich. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, doch dieses seltsame Empfinden, diese unbändige Kraft erhob mit Macht die Stimme, sie fand keine Gegenwehr. Da hörte sie plötzlich, wie Isobel in Ekstase aufschrie. Das war mehr, als sie ertragen konnte. Hastig zog sie ihren Mantel um die Schultern und floh über den Hof auf den Zufahrtsweg zur Farm, der Richtung Norden führte. Mit weit ausgreifenden Schritten rannte sie den aufgeweichten Feldweg entlang, rutschte aus auf der moorigen, schwarzen Erde, fiel und raffte sich wieder auf. Sie hatte nur den einen Gedanken, möglichst weit fort von der Farm und Isobel zu kommen. Ein Graupelschauer ging eiskalt aus den schweren grauen Wolken auf sie hernieder. Es war ihr gleich! Sie fühlte die Kälte kaum, so heiß brannte der Aufruhr ihrer Gefühle in ihr. Keuchend vor Anstrengung kämpfte sie sich geraume Zeit auf der Straße, in die der matschige Zufahrtsweg der Farm einmündete, in nördlicher Richtung durch die einsame Landschaft. Da kam ihr plötzlich eine geschlossene Kutsche mit einem Zweiergespann und einem missmutigen, tief vermummten Kutscher entgegen. Sie konnte dessen Gesicht nicht erkennen, aber die Kutsche und auch die Pferde kamen ihr im trüben Licht des regenverhangenen Nachmittags doch beunruhigend bekannt vor. Hastig sprang Cathy auf die Seite, um nicht unter die Pferde zu geraten und wurde dennoch von den großen Rädern des Gefährts über und über mit Schlammspritzern besudelt. Ein stattlicher Mann in feinen Kleidern und mit blondem Haar saß im Innern der Kutsche und blickte durch die regennassen Fenster neugierig zu ihr heraus. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Schließlich musste es merkwürdig aussehen, wenn eine einsame Frau bei diesem Wetter auf einer Straße, die nicht ins Dorf führte, unterwegs war. Doch dann erstarrte sie in heillosem Schrecken. Der feine Herr war zweifellos Mr Havisham, der offenbar von einer Geschäftsreise zurückkehrte. Auch Mr Havisham hatte sie erkannt. Sie sah es an dem Ausdruck in seinem Gesicht, daran, dass er sich extra von seinem Platz erhob, um sie noch einmal kopfschüttelnd in Augenschein zu nehmen. Dann war das Gefährt auch schon an ihr vorbeigefahren, ohne Zweifel unterwegs nach Whitefell. Einen Augenblick stand sie wie versteinert, doch dann kam plötzlich Leben in sie. Mr Havisham kehrte nach Whitefell zurück und Isobel war nicht zu Hause, um ihren Gatten zu empfangen, wie er es mit Recht erwartete! Er würde wissen wollen, wo sie gewesen war und wenn sie dann in Unkenntnis von Cathys unverhofftem Zusammentreffen mit Mr Havisham von einem Besuch auf der Pennywood Farm berichtete, würde er eins und eins zusammenzählen. Es war Aaron, der nun in ernster Gefahr war, das Opfer des berechtigten Zorns eines gehörnten Ehemanns zu werden! Und den Zorn eines Mr Havisham sollte man lieber nicht herausfordern. Ihr Herz begann wild zu schlagen. Dann drehte sie auf dem Absatz um und eilte, wie von Furien gehetzt, zurück zur Pennywood Farm.

Kapitel 60

    Cathy betrat erschöpft das Wohnhaus der Farm und ließ sich, um Atem ringend, gegen die Eingangstür sinken. Sie war völlig am Ende ihrer Kräfte. Dann hielt sie augenblicklich die Luft an, als sie die Geräusche aus der Schlafkammer vernahm. Isobel war noch hier – ein Glück! Doch Aaron war noch immer bei ihr …
    Vorsichtig, leise einen Fuß vor den anderen setzend, durchquerte Cathy den großen Wohnraum. Die Durchgangstür zur Schlafkammer stand halb offen. Sie hatten die Tür wohl offen gelassen, um die Wärme aus dem Hauptraum des Hauses auch in die Kammer einströmen zu lassen.

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