Die dritte Sünde (German Edition)
Sorge begann er zu fluchen. »Das Fohlen kommt falsch heraus. Verdammt! Warum musste Frederick bloß heute mit Mr de Burgh nach Salisbury?«
Cathy sah es selbst: die Stute mühte sich heftig, aber es gelang ihr nicht, die Frucht ihres Leibes herauszupressen. Ein Zittern durchlief den Körper des Tieres. Sehr beunruhigt strich Aaron der Stute sanft über das Maul und sprach wieder leise in singendem Tonfall auf sie ein.
»Sie schafft es nicht allein«, murmelte er, »ich muss es herausziehen, sonst verendet sie mir und das Fohlen dazu.«
»Ich werde dir helfen!«, sagte Cathy bestimmt.
Aaron blickte sie kurz erstaunt an, nickte dann aber und erhob sich, um sie in die Box zu lassen. Ihr beiderseitiges Einverständnis bedurfte keiner Worte. Cathy griff nach dem Strick, der an einem Eisenring an der Wand der Pferdebox befestigt war, um das Pferd gegebenenfalls auch in der Box anzubinden, und löste ihn. Sie kniete sich hinter der Stute nieder.
»Bleib da, ich hole schnell einen Prügel«, sagte Aaron. Wieder ging ein Schauer, der die heftigen, aber nutzlosen Geburtswehen der bedauernswerten Stute anzeigte, durch deren Leib. Er eilte ohne zu zögern davon und kam kurze Zeit später mit einem kräftigen Hackenstiel wieder. Cathy hatte eine ähnliche Situation schon einmal, als sie noch bei Marlborough wohnten, bei der einzigen Kuh eines Nachbarn erlebt. Damals hatte der Vater dabei geholfen, das ebenfalls in der falschen Lage kommende Kälbchen herauszuziehen, indem die beiden Männer es an den aus dem Mutterleib herausragenden Füßen angebunden, den Strick an einem Spatenstiel befestigt und dann mit vereinten Kräften daran gezogen hatten, bis das kleine hilflose Wesen endlich herausgeglitten war. Auch jetzt schien das, wie Aaron offenbar auch wusste, die einzig Erfolg versprechende Methode zu sein, der Stute noch zu helfen. Pferde brauchten sonst als Fluchttiere nicht so lange für das Abfohlen. Selten mehr als eine halbe Stunde, doch die Stute mühte sich schon bedeutend länger. Cathy sah, dass das Tier völlig erschöpft war. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn sowohl die Stute als auch das wertvolle Fohlen zugrunde gingen.
Aaron nahm Cathy eilig den Strick aus der Hand, wand ihn um die zierlichen Hufe des halbgeborenen Fohlens und legte sich dann mit seinem ganzen Gewicht an dem quer gehaltenen Stiel ziehend nach hinten. Schrill wiehernd versuchte die Stute hochzukommen. Cathy hastete nach vorne, um das gepeinigte Tier daran zu hindern.
»Warte«, keuchte sie, »warte die nächste Wehe ab. Ich halte die Stute unten.«
Sie nahm den schlanken, schönen Kopf des edlen Tieres in ihre Hände und legte sich dann auf dessen Hals, um es am Aufstehen zu hindern. Da durchlief ein neuer Wehenschauer das Tier. »Jetzt!«, rief Cathy und Aaron zog mit all seiner Kraft. Sie hörte ihn vor Anstrengung stöhnen. Doch es bedurfte noch zweier weiterer Anläufe. Dann spürte sie, wie ein Ruck durch den Körper des Tieres ging und sah, als sie sich halb umwandte, wie das Fohlen herausglitt. Es war geschafft, Stute und Fohlen hatten überlebt. Aaron sank einen Augenblick außer Atem zurück, beeilte sich dann aber, das Kleine von seinen Fesseln zu lösen und legte es blutig und noch eingehüllt in die Fruchtblase dem erschöpften Muttertier, das sich nun wieder erhoben hatte, vor die Nüstern, damit die Stute es beschnuppern und von den Resten der Geburtshaut befreien konnte. Es war wichtig, sie dabei nicht zu stören. Cathy zog sich zur hölzernen Wand der Box zurück und beobachtete neugierig, wie die Stute sich mit ihrem kleinen Neugeborenen vertraut machte. Aaron setzte sich dicht neben Cathy ins Stroh. Eine geraume Weile sprach keiner von ihnen. Sie spürte die Wärme seines Armes, der ruhig an ihrem lehnte. Es störte sie nicht.
»Danke!«, sagte er schließlich. Cathy warf ihm einen kurzen Blick zu. Er wirkte müde von der Sorge um das wertvolle Tier, nun aber sichtlich erleichtert. In seinem dunklen, zerzausten und von der überstandenen Anstrengung verschwitzten Haar steckten ein paar Strohhalme. Ohne weiter darüber nachzudenken, begann sie sie langsam herauszuzupfen. Sie fühlte sich hier, im Stroh der abgeschiedenen Box sitzend, völlig geborgen in seiner Nähe. Er wendete ihr sein Gesicht zu, sah sie an und ließ still mit sich geschehen, was sie tat. Ihre Hände glitten durch sein Haar. »Cathy«, flüsterte er. Dann küsste er sie sanft und vorsichtig, so als fürchte er, sie könne unter der Berührung
Weitere Kostenlose Bücher