Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
Vom Netzwerk:
Herzen, wenn es Aaron Stutter dann und wann gelang, ihr ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Heute allerdings hatte er beobachtet, wie sie, als Aaron nach einer Weile wieder an seine Arbeit zurückkehrte, ihm lange nachgesehen hatte. Plötzlich machte Frederick sich Sorgen um das Mädchen. Er befürchtete, dass einer wie Aaron Stutter, hinter dem die Weiber zweifellos her waren wie der Teufel hinter der armen Seele, Cathy über kurz oder lang das Herz brechen würde. Er würde dem jungen Stutter, der es in seinen Augen allzu keck trieb, wohl doch ins Gewissen reden müssen.
    ****
    Aaron stand in der Box der hochträchtigen Stute und strich dem wertvollen Tier die Fesseln mit einer abschwellenden Salbe ein. Das Pferd stand kurz vor dem von Mr de Burgh heißersehnten Abfohlen, hatte er die Stute doch für viel Geld von einem Zuchthengst auf einem Gut in der Nähe von Chippenham [5] besamen lassen. Er versprach sich einiges davon. Das Fohlen würde, wenn es den Erwartungen entsprach, sicher ein hübsches Sümmchen einbringen. Frederick und Aaron gaben sich seit geraumer Zeit die größte Mühe, dem trächtigen Tier die Zeit bis zur Geburt des Fohlens so angenehm wie möglich zu machen. Die Stute war in letzter Zeit etwas bissig geworden und wurde deshalb und auch um den Erfolg der Zucht nicht zu gefährden, nicht mehr zu den anderen auf die Weide gelassen. Aaron, in seine Arbeit vertieft, bemerkte nicht gleich, dass Frederick zu ihm getreten war.
    »Das Wetter schlägt um, ich denke, heute Nacht oder spätestens morgen früh wird es so weit sein«, meinte Frederick. Aaron nickte zustimmend. Er war auf einem Gestüt aufgewachsen und kannte sich deshalb mit Pferden wirklich gut aus. Lange konnte es bei der Stute nicht mehr dauern, und ein Wetterumschwung oder ein Wechsel der Mondphasen konnte dann die Geburt in Gang setzen. Er hatte das oft genug bei den Pferden erlebt. Fast bevor er laufen konnte, hatte er schon auf dem Rücken dieser edlen Tiere gesessen. Das gehörte zu den wenigen schönen Erinnerungen seiner Kindheit, an die er sonst so wenig wie möglich dachte.
    »Der Herr wollte morgen noch vor Sonnenaufgang mit mir auf den Pferdemarkt nach Salisbury. Er hat gehört, dass da ein guter Hengst zum Kauf angeboten werden soll und er will unbedingt mitbieten«, teilte ihm Frederick mit. Aaron zog erstaunt die Augenbrauen hoch. » Aber ich dachte, Mr de Burgh will auf alle Fälle zugegen sein, wenn das Fohlen kommt?«
    »Tja, das dachte ich auch. Aber wenn der Herr sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat … Es ist mir wirklich nicht recht, das Tier jetzt allein zu lassen. Vielleicht lässt es sich ja auch noch etwas Zeit, hoffen wir’s! Auf jeden Fall weichst du der Stute heute Nacht und auch morgen nicht von der Seite.«
    »Und wenn Miss de Burgh nach mir verlangt?«
    »Dann gibst du ihr das Pferd, das sie will und lässt ansonsten die Finger von ihr«, sagte Frederick gröber, als er es eigentlich vorgehabt hatte.
    Aaron stutzte kurz, meinte dann aber mit einem ironischen Grinsen: »Ich denke, eher ist die Schwierigkeit, dass sie nicht die Finger von mir lässt.«
    Frederick grunzte unwillig. Der spöttische Ton des jungen Stutter gefiel ihm nicht. Auf der anderen Seite musste er zugeben, dass Aaron mit seiner frechen Bemerkung nicht unrecht hatte. Miss de Burgh flirtete geradezu schamlos mit dem jungen Knecht. Er beschloss, Aaron zu warnen.
    »Junge, das seh’ ich auch! Aber sei vorsichtig! Es könnte böse Folgen für dich haben, und für mich übrigens auch, sollte davon dem Herrn etwas bekannt werden. Was, wenn Cathy Thomson Miss Hunter etwas davon erzählt?«
    »Cathy?«, Aaron wirkte überrascht. »Nein, das würde sie nicht tun. So ist sie nicht.«
    »Da scheinst du dir ja sehr sicher zu sein. Bändelst du etwa auch mit ihr an?«
    Zu Fredericks größter Überraschung wurde Aaron rot. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass Aaron Stutter rot werden konnte wie ein Mädchen. Er konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
    Aaron blickte wütend auf. »Was geht’s dich an, Frederick? Kümmere dich um deinen eigenen Kram!«
    »Ho, ho. Nur nicht so stürmisch, Stutter!« Fredericks Stimme klang so beruhigend, als würde er auf ein nervöses Pferd einsprechen. Er war dem jungen Stutter offensichtlich mit seiner Frage zu nahegetreten. Sieh an, wie es schien, empfand Aaron Stutter tatsächlich etwas für Cathy Thomson. Obwohl er sich vorgenommen hatte, Aaron wegen Cathy ebenfalls zu ermahnen,

Weitere Kostenlose Bücher