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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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nur nicht gesehen, als sie die Küche betrat? Das hätte sie sofort kehrtmachen lassen. Jetzt war es zu spät! Was sollte sie nur tun? Verzweifelt bemühte sie sich, doch die Tür zu öffnen, doch er legte seine kräftige Hand fest auf die ihre, die die Klinke heftig umklammerte, und hinderte sie damit daran, ihm zu entkommen. Er war leider viel stärker als sie. »Was ist mit dir?«, hörte sie ihn noch einmal drängend fragen. In seiner Stimme lagen gleichermaßen Unsicherheit und ein Hauch von Ärger. »Ich habe den ganzen Tag so gehofft, ich würde dich sehen. Aber …« Er stockte und beugte sich dann dicht zu ihr hinunter, sodass die anderen das, was er sagte, nicht mithören konnten. »Warum bist du weggelaufen, Cathy? Bin ich zu weit gegangen? Das wollte ich wirklich nicht.«
    Cathy starrte ihn entgeistert an. Aaron dachte, dass sie ihm zürnte wegen dieses Kusses im Stall. Was für ein Irrsinn! Trotz der Konsequenzen war das ein unerwartetes und wunderbares Geschenk gewesen! Aber sie hatte sich ja auch von ihm losgerissen, als sie Isobels Stimme hörte, und war wie von Furien gehetzt davongestürmt. Warum verstand er denn nicht, dass es die Angst vor Isobels Zorn gewesen war, die sie so panisch hatte flüchten lassen? Das musste er doch verstehen!
    Die Mägde sahen zu ihnen hinüber. Lauernd, wie ein Schwarm Aaskrähen. Sie warteten offenbar nur darauf, dass sie den entscheidenden Fehler machen würde und dann endlich mit Schimpf und Schande davongejagt werden würde. Auch für den ahnungslosen Aaron hätte das bestimmt Konsequenzen. Sie konnte, sie durfte jetzt einfach nicht mit ihm sprechen. Sie wagte es nicht einmal mehr, Aaron anzusehen. Endlich lockerte sich sein Griff, zögernd, enttäuscht von ihrer Sprachlosigkeit. Er gab ihr den Weg frei. »Wie du willst, Cathy!«, sagte er. Seine Stimme klang ganz fremd von der Bitterkeit darin, die er kaum verbergen konnte. Sie ertrug es nicht länger. Weinend rannte sie durch die nun offene Tür davon und die Treppen hinauf, das Gelächter der Mägde gellte in ihren Ohren. Nun hatte sie auch Aaron verloren. Den einzigen Menschen, der sie mit freundlichen Augen angesehen hatte. Isobel hatte gesiegt.

Kapitel 21

    Als Mr de Burgh wie jeden Donnerstag zum späten Frühstück die Zeitung aufschlug, die er sich einmal die Woche aus London kommen ließ – vorwiegend, um über die wirtschaftliche und hier insbesondere die Börsenentwicklung auf dem Laufenden zu sein –, wäre ihm beinahe die Teetasse aus der Hand gefallen. Sicher, es hatte schon vorher deutliche Anzeichen für eine derartige Entwicklung gegeben, aber er hatte sie nicht wahrhaben wollen. Zu lange hatten seine Spekulationen auf dem Goldmarkt eine sichere, gute Ernte eingefahren.
    Das vor über einhundert Jahren in einem genialen Schachzug von Sir Isaac Newton in seiner Eigenschaft als Leiter der Königlichen Münzanstalt umgestellte Währungssystem Englands von einer auf Sterlingsilber gestützten in eine goldgestützte Währung war schließlich in einem langwierigen Prozess von allen Staaten Europas und auch weiterer Länder, die, wenn auch nur indirekt, mit der englischen Wirtschaft in Berührung standen, übernommen worden. Natürlich war vor allem während der unruhigen Jahre der napoleonischen Herrschaft der Bedarf an Finanzmitteln durch die kriegerischen Auseinandersetzungen enorm gestiegen und hatte den Sovereign [8] auch in England über Gebühr belastet, aber die nachfolgenden Friedensjahre hatten England erhebliches Wirtschaftswachstum – vor allem auch durch den ungeheuer erfolgreichen weltweiten Handel – beschert. Das Königreich hatte seine Vormachtstellung als fortschrittlichste sowie militärisch und wirtschaftlich erfolgreichste aller Weltmächte ausbauen können. Dies hatte während der vergangenen Jahre zu einem stabilen Goldpreis geführt, mit dem sich ausgezeichnet spekulieren ließ.
    Ein beträchtlicher Teil der Finanzmittel, die Mr de Burgh zur Absicherung seiner riskanteren Unternehmungen brauchte und auch für die Unterhaltskosten Whitefells, das sich längst nicht mehr nur aus den Pachteinnahmen trug, bestritt er aus den bis dato ordentlich fließenden Dividenden seiner Goldspekulationen. Gerade dieser Punkt war es, über den er vor bald sieben Jahren mit Daniel in Streit geraten war. Sein Sohn und Erbe hatte ihn eindringlich davor gewarnt, sich nur auf einen einzigen, wenn auch stabilen Rohstoff zu stützen, und hatte stattdessen Investitionen in die sich verstärkende

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