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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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auch nur in Betracht zu ziehen? Wollte er sie denn tatsächlich ohne Rücksicht auf ihre Wünsche an diesen von sich selbst eingenommenen Menschen verschachern? So groß konnten seine Geldsorgen doch nicht sein, oder? Angst überkam sie. Und wenn die Sorgen ihres Vaters doch ernsterer Natur waren? Wo sollte sie nur so schnell einen akzeptablen Ersatz eines geeigneten Ehekandidaten herbekommen, damit wenigstens sie abgesichert war? Und würde ihr Vater den notwendigen Segen zu so einer Wendung geben?
    Verunsichert zog sie sich in eine stilleren Nebenraum des überfüllten Festsaals zurück. Sie musste dringend überlegen, was zu tun war. Irgendeine Möglichkeit musste ihr einfach einfallen, wie sie die Dinge doch noch in ihrem Sinne beeinflussen konnte. Plötzlich hörte sie hinter einer Reihe Schränken, die man wohl um des Balls willen hierhergeschafft hatte, eine ihr nicht unbekannte Stimme seufzen. Das musste Florence sein! Was trieb diese in einem solchen Versteck? Heulte sie etwa schon wieder? Doch dieses Seufzen klang nicht nach Trauer, ganz im Gegenteil! War etwa jemand bei ihr? Bei Florence, der fetten Florence? Einen Augenblick war Isobel versucht, nachzusehen, doch dann zog sie es vor, heimlich zu lauschen. Was ging da vor? Wenn sie sich nicht ganz täuschte, waren da zwei Personen damit beschäftigt, heimlich Zärtlichkeiten auszutauschen. War das möglich?
    »Oh, Henry!«, hörte sie nun wieder Florence hingebungsvoll seufzen, »Ich liebe dich so sehr. Was soll nur aus uns armen Geschöpfen werden?«
    Der unsichtbare Henry war offenbar zu sehr mit dem Verteilen von Küssen beschäftigt, um Antwort geben zu können. Kein Wunder, gab es doch genügend Fläche, auf denen er diese unterbringen konnte, dachte Isobel voll boshaftem Spott, aber nicht ohne Neid. Dass selbst die dicke Florence mehr Glück in der Liebe haben sollte als sie, ließ sie angesichts ihrer eigenen Misere vor Wut zittern. Dann erklang erstmals Henry Thorntons recht angenehme Stimme: »Florence, du musst mit mir kommen. Ich ertrage diese Qual nicht länger! Dich hier in London zu wissen und dich nicht sehen zu dürfen, nicht mit dir zu sprechen, dich nicht berühren zu können … es bringt mich um. Ich habe, seit ich dich in der Academy gesehen habe, nichts mehr zustande gebracht, nicht einen Pinselstrich. Ich kann an nichts anderes als an dich denken. Ich verzehre mich nach dir, meine Blume. Ich bitte dich, quäle mich nicht länger und komm mit mir.«
    Nun begann Florence doch wieder zu schluchzen. »Ich kann es auch nicht mehr ertragen, Henry. Seit du aus Wilton fort bist, bin ich nur noch elend. Aber mein Vater will nichts davon hören, da er weiterhin denkt, du interessierst dich nur für mich um meiner adeligen Herkunft willen. Er kennt dich nicht, Henry! Er weiß nicht, wie unwichtig dir solche Dinge sind. Und meine eigene Mutter demütigt mich auch in ihrer Unwissenheit, wo sie nur kann. Wenn ich Mary-Ann nicht hätte, die mit mir fühlt, ich glaube, ich hätte mir schon etwas angetan.«  »Bitte, sag so etwas Schreckliches nicht, Florence. Sollte dir etwas geschehen, will auch ich nicht mehr leben!«, begehrte Thornton theatralisch auf. Isobel verdrehte entnervt die Augen. Mussten die beiden so unerträglich melodramatisch daherreden? Ihr wurde fast schlecht. Immerhin – wahrscheinlich würde sich Florence am ehesten totfressen. Ob das in Henry Thorntons Sinne war?
    Wieder war geraume Zeit nur das Geräusch feuchter Küsse, unterdrücktes Stöhnen und das verdächtige Geraschel von Seide zu hören. Dann war wieder Henry Thorntons Stimme zu vernehmen. Sie klang nun weniger weinerlich als vorher, offenbarte sogar überraschenderweise eine beachtliche männlich-sachliche Entschlossenheit: »Hör zu, Florence, ich habe ein Angebot aus Italien bekommen. Man hat in Rom und Florenz Interesse an meiner Malerei bekundet und mich auf unbestimmte Zeit dorthin eingeladen, um mich meinen Studien des Lichtes zu widmen und dort auch interessierten Künstlern an der römischen Akademie der Künste Unterricht zu geben. Es wurde mir sogar ein recht ansehnliches Gehalt in Aussicht gestellt. Ich bin fest entschlossen zu gehen.«
    »Henry, was soll dann nur aus mir werden? Wenn du so weit fort bist, werde ich endgültig in Verzweiflung versinken.« Florence schluchzte herzzerreißend.
    »Du sollst nicht hierbleiben, Florence. Ich will, dass du mit mir kommst als meine Frau! Es ist mir gleichgültig, was dein Vater dazu sagt. Du bist längst

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