Die dritte Todsuende
daß er nicht mal weiß, wie er dorthin gekommen ist. So… Ich nehme nicht an, daß Sie große Fortschritte zu berichten haben, oder?«
»Nein, Sir«, sagte Boone, »nichts Neues bis jetzt. Wir fangen gerade erst an, uns mit der abgebrochenen Messerspitze und dem Tränengas zu beschäftigen. Lieutenant Cranes Untersuchung hat aber noch nichts ergeben.«
»Ich glaube, ich habe da etwas«, sagte Delaney und beide wandten sich ihm zu.
Er gab ihnen eine Zusammenfassung seiner Vermutungen bis zu dem Besuch bei Eddie Holzer. »Es muß jemand sein, der in irgendeiner Beziehung zur Hotel- oder Kongreßbranche steht«, schloß er. »Wir müssen eine Liste von allen erstellen, die in dieser Stadt Zugang zu einem derartigen Veranstaltungskalender haben.«
Thorsen war entsetzt. »Mein Gott, Edward«, explodierte er, »das können Tausende sein!«
»In jedem Fall Hunderte«, sagte Delaney unbewegt. »Aber es muß erledigt werden. Sergeant?«
»Vermutlich«, sagte Boone verdrießlich. »Soll die Liste Männer und Frauen umfassen?«
»Ja«, sagte Delaney mit einem Nicken, »nur um sicherzugehen. Hat schließlich keinen Sinn, die Arbeit zweimal zu machen. Was schätzen Sie — zwanzig oder dreißig Beamte mehr?«
»Mindestens«, sagte der Sergeant.
Thorsen stöhnte. »Sie sollen sie haben«, sagte er schließlich. »Wer kümmert sich um die Sache?«
»Ich übernehme die organisatorische Seite«, sagte Boone. »Was den Dienstplan betrifft, werde ich Slavin hinzuziehen.«
Delaney verabschiedete sich, während sie noch die genaue Anzahl der benötigten Männer und die Bereitstellung der erforderlichen Räumlichkeiten diskutierten. Vom Revier aus ging er die Straße hinauf, bis er eine funktionierende Telefonzelle fand.
Er rief Thomas Handry an.
Er teilte dem Reporter mit, daß am nächsten Tag im Hauptquartier eine Pressekonferenz stattfinden würde, auf der eine Ausweitung der Untersuchung angekündigt und außerdem bekanntgegeben werden würde, daß der Killer sowohl ein Mann als auch eine Frau sein konnte. Über die blonde Perücke, die abgebrochene Messerspitze und das Tränengas sagte Delaney nichts.
»Na und?« fragte Handry. »Was ist daran so neu und aufregend? Eine Ausweitung der Untersuchung — du meine Güte!«
»Das Neue und Aufregende«, erklärte Delaney geduldig, »besteht darin, daß die Untersuchung sich tatsächlich mehr und mehr auf eine Frau konzentriert.«
Einen Moment herrschte Stille …
»Also haben meine Recherchen Sie überzeugt«, fragte Handry. »Und Sie konnten die anderen überzeugen?«
»Halb und halb«, sagte Delaney. »Ein paar von ihnen glauben immer noch, daß meine Theorie Unfug ist.« Dann zählte er noch einmal alle Indizien auf, die ihn davon überzeugt hatten, es mit einer Frau zu tun zu haben. Er endete mit der Erkenntnis, daß das Timing der Morde dem Rhythmus der weiblichen Menstruation entsprach.
»Verrückt«, sagte der Reporter. »Sind Sie ganz sicher?«
»Sicher bin ich sicher. Ich schulde Ihnen einen Gefallen, deswegen gebe ich Ihnen diese Informationen vor der Pressekonferenz, aber als Hinteigrundmaterial, nicht zur Veröffentlichung. Ich dachte mir, vielleicht wollen Sie zur Vorbereitung einige alte Stories über weibliche Killer ausgraben.«
»Das habe ich bereits getan«, sagte Handry. »Es war nicht schwer, sich auszumalen, wie Ihr Verstand arbeitet. Also habe ich einen Blick auf die Geschichte des Massenmords in Amerika geworfen, vor allem auf solche Verbrechen, die von einem den Opfern unbekannten Täter begangen wurden.«
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Seit 1900 hat es in den Vereinigten Staaten ungefähr fünfundzwanzig solcher Fälle gegeben, wobei die Zahl der Opfer zwischen sieben und dreißig variierte. Das beunruhigende daran ist, daß mehr als die Hälfte dieser Fälle seit 1960 passiert sind. Anders ausgedrückt, die Zahl der Massenmorde nimmt zu, und mehr und mehr darunter werden von Fremden begangen.«
»Ja«, sagte Delaney, »das war mir bekannt.«
»Ich habe aber auch schlechte Neuigkeiten für Sie, Chief.«
»Was für welche?«
»In diesen fünfundzwanzig Fällen seit 1960 war nur ein einziges Mal eine Frau der Täter.«
»Oh«, sagte Delaney. »Ist sie gefaßt worden?«
»Nein.«
Monica kam aus dem Badezimmer, das Haar voller Lockenwickler, Creme im Gesicht, ein Träger des Nachthemds mit einer Sicherheitsnadel festgesteckt.
»Das Ungeheuer aus dem Weltraum«, verkündete sie fröhlich.
Delaney blickte sie mit einem
Weitere Kostenlose Bücher