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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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gelangweilt. Er ist total sexbesessen, aber ich werde Sie vor ihm beschützen!«
    Ein neuer Ausbruch brüllenden Gelächters.
    »Hört sich nach einer Menge Spaß an«, sagte Zoe, »aber ich warte auf meinen Freund. Vielleicht ein anderes Mal.«
    »Jederzeit«, sagte der Kumpel und beteiligte sich zum erstenmal an dem Gespräch. Seine lüsternen Augen wanderten langsam ihren Körper hinunter bis zu den Abendsandalen und wieder hinauf. »Sie sagen wann, und ich bin da, das verspreche ich Ihnen in die Hand.«
    Die beiden lachten noch immer, als sie sich abwandte. Sie wollte keine zwei Männer, sie wollte einen.
    Während sie sich noch umsah, bemerkte sie eine Frau, die ihren Sitzplatz verlassen wollte. Ihr Begleiter hatte gerade seine Rechnung erhalten und zählte Geld auf die Theke.
    Zoe schaffte es, den Hocker zu erobern, eine Sekunde, nachdem die andere Frau heruntergerutscht war.
    »Hab' ihn dir warmgehalten, Schätzchen«, sagte die Blondine. Dann betrachtete sie Zoe genauer und fügte hinzu: »Viel Glück!«
    »Ja«, sagte Zoe. »Danke.« Und wandte sich rasch in die andere Richtung.
    Zu ihrer Rechten hatte sich eine Gruppe von fünf Männern in eine heftige Debatte über Profifootball vertieft. Zu ihrer Linken saß ein Mann allein, und er war es, der sie interessierte. Er starrte vor sich hin, über einen Martini mit Eis gebeugt.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Zoe und lehnte sich zu ihm hinüber. »Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?«
    Er drehte langsam den Kopf, um sie anzuschauen; dann blickte er auf seine goldene Armbanduhr.
    »Beinahe viertel nach elf«, antwortete er.
    »Danke schön«, sagte sie und rutschte halb auf ihrem Hocker herum, wobei sie so tat, als suchte sie besorgt den Raum ab. Ihre Knie streiften den fetten Oberschenkel des Mannes.
    »Was ist los?« fragte der Mann. »Hat er Sie versetzt?«
    Sie setzte sich wieder richtig hin und blickte ihm in die Augen. .»Woher wissen Sie, daß es ein Mann ist? Vielleicht warte ich auf meine Freundin.«
    »Unter Garantie nicht«, sagte er und ließ seine Augen über ihren Busen gleiten. »Bei einer so schönen Frau muß es sich um einen Mann handeln. Und er ist ein Idiot, daß er sich verspätet.«
    »Nun«, meinte sie und kicherte, »um die Wahrheit zu sagen, ich habe mich verspätet — ungefähr um eine Stunde!«
    Fünf Minuten später hatte er die erste gemeinsame Runde bestellt, und sie wußten alles voneinander — alles, was sie wissen wollten.
    Sein Name war Fred, und er hielt sich in New York zu einer Tagung im Pierce auf. Er stammte aus Akron, Ohio, und konnte es gar nicht erwarten, wieder dorthin zurückzukehren. Zoe schätzte ihn auf Anfang Fünfzig.
    Sie war Irene und stammte eigentlich aus Minneapolis. Sie war nach New York gekommen, um als Modell oder Schauspielerin Karriere zu machen. Aber jetzt war sie Assistentin eines unabhängigen Fernsehproduzenten, der Werbefilme und Bildungsprogramme herstellte.
    Sie waren herumgerutscht, so daß sie mit den Gesichtern zueinander saßen. Ihre Knie berührten sich.
    »Warum sitzen Sie hier so allein?« fragte Zoe. »Und das bei einer Tagung? Warum sind Sie nicht mit dem Rest der Mannschaft unterwegs und nehmen die Stadt auseinander?«
    »Oh, das war ich schon«, sagte er. »Vorhin. Aber dann ist die Stimmung etwas komisch geworden. Die anderen wollten nach Greenwich und sich die Freaks anschauen. Nicht gerade meine Vorstellung von einem Abend in der Stadt. Also habe ich mich abgeseilt.«
    »Und was stellen Sie sich unter einem Abend in der Stadt vor?« fragte sie herausfordernd, aber als sie das ängstliche Flackern in seinen Augen sah, fragte sie sich, ob sie zu schnell vorging.
    »Ach«, sagte er und blickte zu Boden, »wissen Sie…, nur einen Schlummertrunk und dann nach oben in mein Zimmer und etwas fernsehen. Ich bin eher ein ruhiger Bursche.«
    »Sagen Sie«, neckte Zoe. »Ihr stillen Wasser seid die Schlimmsten. Wenn ihr erstmal in Fahrt kommt, ist die Hölle los.«
    Er lachte mit stolzgeschwellter Brust. »Nun… vielleicht. Ich schätze, ich habe mir die Hörner schon ganz schön abgestoßen.« Sein gerötetes Gesicht war plump, der Hals fett, der Oberkörper schwabbelig. Er trug goldene Manschettenknöpfe, eine Krawattennadel mit einer Perle und einen klobigen Ring mit einem viereckigen Diamanten darin. Er war nicht wirklich betrunken, aber auf dem besten Weg, es zu werden, schon ein wenig benebelt und um deutliche Aussprache bemüht.
    Er bestellte eine weitere Runde. Sie griff

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