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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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nach ihrem Wein, und er packte ihr Handgelenk und drehte die Kette herum, damit er die Worte lesen konnte: Warum nicht?
    Er blickte auf und starrte sie an.
    »Warum nicht?« sagte er heiser.
    Sie neigte sich ihm zu, ihre kühle Wange gegen seinen heißen, verschwitzten Unterkiefer, und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich habe ja gesagt, wenn ihr stillen Wasser mal in Fahrt kommt… Wollen wir nicht in Ihr Zimmer gehen und da eine kleine Party feiern?«
    Er nickte dumpf.
    Sie leerten ihre Gläser. Er förderte eine dicke Brieftasche zutage und zahlte. Sie bahnten sich ihren Weg durch das Gedränge. Sie gab ihm ihren Garderobenzettel, und er löste ihren Trenchcoat aus.
    »Mein Zimmer ist im dreißigsten Stock«, sagte er.
    »Gleich bei den Wolken«, flüsterte sie.
    »Haargenau, Püppchen«, sagte er, stolperte und griff nach ihrem Arm, um sich festzuhalten. »Gleich bei den Vögelchen und den Wolken.«
    »Wohnen Sie dort allein?« fragte sie mit sanfter Stimme. »Oder haben Sie einen Zimmergenossen?«
    »Wir haben das ganze Zimmer für uns allein«, murmelte er.
    Sie mußten sich in einen mit betrunkenen Tagungsteilnehmern vollgepackten Lift zwängen. Auf dem dreißigsten Stockwerk stieg noch ein weiteres Paar aus, entfernte sich auf dem langen Korridor, aber in die entgegengesetzte Richtung. Fred führte sie um eine Ecke zu Zimmer 3 015.
    Vor der Tür hielt er sie fest. »Schauen Sie sich diese Tür an, Irene«, verlangte er. »Schauen Sie sie genau an, und sagen Sie mir, was Sie sehen — oder besser, was Sie nicht sehen.«
    Sie wußte auf der Stelle, worauf er hinauswollte — sie hatte in der Hotelfachzeitschrift darüber gelesen —, konnte aber seinen Moment des Triumphes nicht zerstören.
    »Sieht wie eine ganz normale Tür aus«, sagte sie mit einem Schulterzucken.
    »Kein Schlüsselloch!« rief er. »Nur das hier…«
    Er deutete auf einen schmalen, metallgerahmten Schlitz gleich unter dem Türknopf. Dann holte er ein weißes Plastikkärtchen aus der Jackettasche. Es war nicht größer als eine Kreditkarte.
    »Magnetisch«, erklärte er Zoe. »Der aufgedruckte Code befindet sich zwischen zwei Hartplastikstücken. Man kann ihn nicht sehen, und deshalb kann ihn Ihr Freund, der Schlosser nebenan, auch nicht nachmachen. Noch nicht.«
    »Das ist ja großartig«, sagte sie.
    »Maximale Sicherheit«, sagte er. »Praktisch der Todesstoß für jeden Einbrecher. Wer kann schon ein Schloß knacken, das nicht zu sehen ist?«
    Er fummelte ein wenig herum, dann brachte er die Plastikkarte in den Schlitz.
    »Willkommen in meinem Schloß«, sagte er.
    »Machen Sie's sich bequem. Ich muß mal für kleine Königstiger.«
    Er verschwand im Badezimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Zoe bewegte sich langsam und vorsichtig. Sie zog ihren Mantel aus und setzte sich in einen hochlehnigen Sessel. Sie berührte nichts mit den Händen.
    Sie hörte die Toilettenspülung. Einen Moment später kehrte Fred aus dem Badezimmer zurück.
    »Tja«, sagte er herzlich, »dann wollen wir mal. Wie wär's mit einem Schuß vom besten Brandy der Welt? Er begleitet mich auf jeder Reise.«
    »Wissen Sie, was man über Alkohol sagt?« meinte Zoe schelmisch. »Er verstärkt die Begierde, aber er vermindert die Leistung.«
    »Alles Quatsch«, sagte er. »Sie werden keinen Grund zur Klage haben, kleine Lady.«
    »Nun…, vielleicht ein Schlückchen.«
    »Braves Mädchen. Das sorgt für Tinte im Füller — wenn Sie einen Füller hätten!«
    Beide brachen in prustendes Gelächter aus. Sie sah ihm zu, wie er eine Halbliterflasche aus der obersten Kommodenschublade holte.
    Als er ihr den Drink brachte, war sie damit beschäftigt, in einem Taschenspiegel den Sitz ihrer Perücke zu überprüfen. Daher stellte er das Glas auf einen Beistelltisch neben ihrem Sessel. Dann setzte er sich auf den Bettrand. Er blickte sie an.
    »Sagen Sie, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich eine Zigarre rauche?« fragte er.
    »Natürlich nicht, Liebling«, sagte sie. »Ich liebe den Geruch einer guten Zigarre geradezu.«
    »Sind Sie ganz sicher, Baby?« fragte er zweifelnd. »Meine Frau mag ihn nämlich nicht.«
    »Ich schon«, sagte sie. »Rauchen Sie ruhig.«
    Also streifte er die Cellophanhülle von einer Zigarre, zündete sie an und begann zufrieden vor sich hinzupaffen. Dann holte er die Kissen unter der Bettdecke hervor und lehnte sie gegen das Kopfende. Er zog Jackett, Weste und Schuhe aus. Er lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf. Der fleischige

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