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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Gelenkigkeit der Jugend, dafür aber über die Gerissenheit des Alters verfügte und immer noch genug Energie und Kraft zum Töten hatte.
    Er saß ruhig auf der Bettkante und sah zu, wie seine Frau ins Bett ging, sich gegen das Kopfende lehnte und die Decke bis zur Hüfte heraufzog.
    »Also«, sagte sie, »Schieß los.«
    Aber erst ging er zu seinem Nachttisch, in dem unter anderem seine Feuerwaffen, Handschellen und anderer Krimskrams lagen, den er mit nach Hause gebracht hatte, als er seinen Schreibtisch im alten Hauptquartier an der Centre Street geräumt hatte. Es waren aber auch eine Flasche Brandy und zwei Kristallgläser darin. Delaney schenkte sich und Monica einen kräftigen Schuß ein.
    Er setzte sich auf ihrer Seite auf den Bettrand. Sie rutschte zur Seite, um ihm Platz zu machen. Sie prosteten sich zu und nahmen jeder einen kleinen Schluck.
    Dann berichtete er ihr von den beiden Hotelmorden. Er versuchte, seinen Bericht so kurz zu halten wie möglich. Als er die Wunden der Opfer beschrieb, wurde Monica weiß, aber sie bat ihn nicht, aufzuhören. Sie nahm lediglich einen etwas größeren Schluck.
    »So«, schloß er endlich, »das ist alles, was Boone hat — und man kann nicht gerade sagen, daß es besonders viel wäre. Jetzt weißt du, warum er heute abend so niedergeschlagen und erledigt war. Er hat sich den ganzen letzten Monat um nichts anderes gekümmert.«
    »Glaubst du, daß sie eine Chance haben, ihn zu schnappen — den Hotelkiller?«
    Er blieb plötzlich stehen und blickte sie an. »Ihn?« fragte er. »Nach allem, was ich dir erzählt habe, glaubst du, daß es sich um einen Mann handelt?«
    Sie nickte.
    »Warum?« fragte er neugierig.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß eine Frau so was täte.«
    »Ein Messer mit einer kurzen Klinge ist eine typische Frauenwaffe«, erklärte er. »Und die Opfer hatten ganz offensichtlich nicht mit einem Angriff gerechnet. Und der Killer scheint zum Zeitpunkt der Attacke nackt gewesen zu sein.«
    »Aber warum?« rief sie. »Warum sollte eine Frau so was tun?«
    »Monica, Verrückte haben ihre eigene Logik. Ihre Taten erscheinen ihnen völlig vernünftig und berechtigt. Nur uns erscheinen sie monströs und obszön.«
    Er setzte sich wieder zu ihr an den Bettrand. Sie tranken von ihrem Brandy. Er ergriff ihre freie Hand und umschloß sie.
    »Abgesehen davon bin ich aber auch deiner Meinung«, sagte er. »Ich weiß nicht mehr, als was Sergeant Boone mir erzählt hat, und im Augenblick glaube ich auch nicht, daß es eine Frau war.
    Es hat bisher schon jede Menge wahllos zuschlagender Wiederholungstäter gegeben: Son of Sam, Jack the Ripper, der Würger von Boston, der Yorkshire Ripper, der Kindermörder von Atlanta — alles Männer. Natürlich haben auch Frauen schon mehrfach gemordet, aber bei Frauen gibt es fast immer ein Motiv.«
    Er kroch ins Bett und knipste die Nachttischlampe aus.
    »Schlaf gut«, murmelte Monica schläfrig. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, antwortete er und zog sich die Decke bis ans Kinn.
    Und dann ging er in Gedanken noch einmal alle Vermutungen und Kombinationen durch: Mann, Frau, Prostituierte, Homosexueller, Transvestit. Vielleicht sogar ein Transsexueller. Das wäre mal was Neues gewesen.
    Er warf einen Blick auf die Nachttischuhr. Beinahe halb drei Uhr früh. Aber er konnte nicht bis morgen warten; er mußte es jetzt erledigen.
    Er schlüpfte vorsichtig aus dem Bett, um sich seinen Morgenrock und Slipper aus dem Schrank zu holen. Er war halb durch den dunklen Raum, als Monica sich aufrichtete und beunruhigt fragte: »Was ist los?«
    »Nichts«, antwortete er. »Entschuldige bitte, daß ich dich geweckt habe.«
    »Jetzt bin ich sowieso wach«, sagte sie mürrisch. »Wohin gehst du?«
    »Ach, ich geh' nur eben nach unten. Ich möchte jemand anrufen.«
    »Abner Boone«, sagte sie sofort. »Du gibst nie auf, oder?«
    Er sagte nichts.
    »Naja, eigentlich kannst du ihn genausogut von hier aus anrufen«, sagte sie. »Aber du wirst ihn auch wecken.«
    »Nein, werde ich nicht«, sagte Delaney überzeugt. »Abner schläft noch nicht.«
    »Ja?« Boone hob nach dem ersten Klingeln ab.
    »Edward X. Delaney hier. Ich hoffe, ich habe dich nicht aufgeweckt.«
    »Nein, Chief. Ich dachte, ich könnte schlafen, aber es gelingt mir einfach nicht. Mein Gehirn scheint zu brodeln.«
    »Und Rebecca?«
    »Keine Sorge, Sir. Die würde sogar ein Erdbeben verschlafen.«
    Boone wartete.
    »Du hast gesagt,

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