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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Polizei eine Theorie verfolge, nach der die beiden Morde von demselben Täter begangen worden seien. Das Motiv sei unbekannt.
    Der Artikel berichtete, daß die Untersuchung von Lieutenant Martin Slavin geleitet werde. Sein einziger Kommentar lautete: »Wir verfolgen mehrere vielversprechende Spuren und rechnen in Kürze mit einer Verhaftung.« Für Anrufer, die Informationen über die Verbrechen mitzuteilen hatten, war eine Sondernummer eingerichtet worden.
    Die Times nahm keinen Bezug auf die »Son of Sam«-Morde, aber die Post und die Daily News am Nachmittag und Abend waren nicht so zurückhaltend. Die Schlagzeile der Post lautete: »Ein neuer Son of Sam?« Und die News betitelte ihren Bericht auf Seite 4 mit: »Polizei hält ›Tochter von Sam‹ für möglich«
    Das war für Zoe ein Schock. Aber die sorgfältige Lektüre des Artikels ergab, daß die Polizei lediglich der Möglichkeit nachging, daß eine Prostituierte die beiden Männer ermordet hatte. Die Huren und Zuhälter des Viertels wurden zu Dutzenden aufgegriffen und verhört.
    Zoe Kohler hatte das Gefühl, daß nichts entdeckt worden war, was eine ernsthafte Bedrohung für sie darstellen könnte. Die ganze Sache wurde immer aufregender, wie sie zugeben mußte. Sie war auf dem besten Weg, sich einen Namen zu machen.
    Ihre gute Laune wurde etwas gedämpft, als Everett Pinckney zwei Tage später ihr Büro betrat, in der Hand ein Fahndungspapier, das die Polizei jedem Hausdetektiv und Sicherheitschef der Hotels in Midtown Manhattan persönlich übergeben hatte.
    Die Sicherheitschefs wurden zur Mithilfe bei der Suche nach dem Mörder von George T. Puller und Frederick Wolheim aufgefordert. Man vermutete, daß der Mörder in Bars, Cocktail Lounges oder Speiseräumen mit den Opfern Kontakt aufnahm, und zwar vorzugsweise in solchen Hotels, in denen Kongresse, Tagungen oder andere Veranstaltungen in großem Rahmen abgehalten wurden.
    Die Beschreibung der Person, die gesucht wurde, war spärlich. Sie besagte nicht mehr, als daß es sich um einen Mann oder eine Frau handeln konnte, schätzungsweise ein Meter fünfundsechzig bis ein Meter siebenundsechzig groß und mit einer Perücke aus schwarzem Nylon auf dem Kopf.
    »Nicht besonders viel«, meinte Pinckney. »Wenn wir jeden Mann und jede Frau festhalten wollten, die eine schwarze Nylonperücke tragen, säßen wir ganz schön in der Tinte.«
    »Ja, Sir«, sagte sie.
    Als er gegangen war, saß sie noch minutenlang steif wie ein Stock an ihrem Schreibtisch, ohne die Stuhllehne auch nur zu berühren. Sie umklammerte die Schreibtischplatte so heftig, daß die Fingerknöchel weiß hervortraten.
    Die schwarze Nylonperücke machte ihr nichts aus. Das war ein Detail, das sich leicht verändern ließ. Aber wie waren sie auf die genaue Größe gekommen?
    Wieder und wieder ging sie ihre beiden Abenteuer durch. Sie konnte sich an keine Handlung erinnern, die der Polizei die akkurate Schätzung ihrer Größe ermöglicht hätte. Sie hatte das unangenehme Gefühl, daß da eine Intelligenz an der Arbeit war, von der sie keine Ahnung hatte. Etwas oder jemand Geheimes, der Bescheid wußte. Sie fragte sich, ob es sich um ein Medium oder einen Hellseher handelte, den die Polizei in die Untersuchungen eingeschaltet hatte.
    Am Donnerstag probierte sie eine erdbeerblonde Nylonperücke auf, mit der gleichen Frisur wie ihre schwarze. Sie blickte in den Spiegel und zupfte und fingerte herum, bis die Perücke richtig saß.
    »Sie wird eine neue Frau aus dir machen, Schätzchen«, sagte die Verkäuferin.
    »Ganz sicher«, sagte Zoe Kohler und kaufte sie.
    Madeline Kurnitz rief an und bestand darauf, sich mit ihr zum Mittagessen zu treffen. Zoe hatte keine Lust; ein Lunch mit Maddie konnte gut zwei Stunden oder länger dauern.
    »Es geht wirklich nicht«, sagte sie. »Ich bin eine werktätige Frau, weißt du. Normalerweise esse ich am Schreibtisch.«
    »Komm schon, Kleines«, sagte Maddie ungeduldig. »Du bist doch nicht an diesen gottverdammten Tisch gefesselt, oder? Versuch doch mal, ein bißchen zu leben.«
    »Wie wär's, wenn wir uns gleich hier treffen«, schlug Zoe vor, »und im Hotelspeisesaal essen?«
    »Wie vertrocknet willst du eigentlich noch werden?« fragte Maddie angewidert.
    Als sie dann schließlich mit zwanzig Minuten Verspätung aufkreuzte, trug sie ihren Nerz, der so schwarz war, daß er fast blau wirkte, und darunter ein engsitzendes Fähnchen aus Brokat und Satin.
    Mit der bei ihr üblichen Grandezza marschierte sie voran

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