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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Zoe das Gefühl hatte, ersticken zu müssen. Seine Zähne waren angeschlagen, und er hätte sich dringend rasieren müssen. Sein Hemd wies unter den Achseln dunkle Flecken auf.
    Es ist ihm egal, dachte sie und empfand plötzlich Bewunderung.
    Sie blieb an der Bar, trank das wäßrige Bier und beobachtete die fremdartige Welt um sich herum. Sie hatte das Gefühl, in einen Zirkus geraten zu sein. Jeder hier hatte seinen Auftritt, nur sie nicht.
    Sie hatte bemerkt, daß die meisten Frauen nicht nur jünger waren als sie, sondern auch hübscher. Zoe registrierte Blusen, die so weit aufgeknöpft waren, daß die Brüste beinahe herausfielen. Durchsichtige Hemden über nackten Oberkörpern. Jeans, die so eng saßen, daß jedes Härchen auf den Pobacken zu sehen war. Manche waren noch mit suggestiven Buttons geschmückt: SMART ASS, TOUCH ME, SEX POT.
    Sie war kurz nach halb zwölf im Meet Market angekommen. Eine Stunde später hatten der Lärm und das Gedränge ihren Höhepunkt erreicht. Dann begann sich das Lokal allmählich zu leeren. Die Kontakte waren hergestellt; man verschwand paarweise. Zoe Kohler stand immer noch an der Bar, trank ihr schales Bier, und ihr Gesicht schmerzte vom Lächeln.
    »Was ist denn los, Puppe?« fragte der dunkle junge Mann, der plötzlich wieder hinter ihr stand. »Nichts gefunden heute?«
    Er brüllte vor Lachen, warf seinen Kopf zurück. Sie konnte seine schlechten Zähne sehen, eine pelzige Zunge, einen roten Tunnel.
    Er ließ sich vom Barkeeper ein neues Bier geben und kippte auf einen Schluck die Hälfte davon hinunter, so gierig, daß ein wenig in einem kleinen Rinnsal sein Kinn hinunterlief. Er wischte es mit der Rückseite seiner linken Hand weg und blickte sich in dem leerer werdenden Raum um.
    »Ich habe den Zug auch verpaßt«, sagte er zu Zoe. »Immer auf der Suche nach etwas noch Besserem. Verstehen Sie, was ich meine? Und am Ende kann ich dann zusehen, wie ich mir mit meinen fünf Fingern den Abend vertreibe.«
    Er lachte ihr direkt ins Gesicht. Sein Atem roch sauer: Bier und noch etwas anderes. Er klatschte ihr auf die Schultern.
    »Wo bist du her, Puppe?« fragte er.
    »Manhattan«, sagte sie.
    »Na, das ist doch wenigstens etwas«, sagte er. »Gestern abend habe ich eine superscharfe tolle Puppe kennengelernt, und prompt stammt sie aus Queens und will in ihre Wohnung gehen. Ich habe immer so ein Glück. Ich und nach Queens gehen, so weit kommt's noch! Ich wohne praktisch um die Ecke.«
    »Also?« fragte sie schelmisch.
    »Also gehen wir«, sagte er. Er lebte in einem grauenhaften Ein-Zimmer-Appartement in einer Mietskaserne an der 85th Street. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, sagte er: »Muß mal pissen« und verschwand im Badezimmer.
    Er ließ die Tür offen. Sie hörte seinen Strahl in die Kloschüssel prasseln. Sie hielt sich die Ohren zu und fragte sich benommen, warum sie nicht weglief.
    Er kam wieder heraus, streifte sein Hemd ab und schlüpfte aus seiner Jeans. Er trug einen fleckigen Slip, der kaum breiter als ein Bindfaden war. Sie konnte ihre Augen nicht von der Schwellung zwischen seinen Beinen lösen.
    »Ich habe noch einen halben Joint«, sagte er. Dann bemerkte er ihren Blick und sagte lachend: »Nicht hier. Ich meine, echt gutes Gras. Hast du Lust?«
    »Nein, danke«, sagte sie steif.
    Er fand den Stummel in einer Kommodenschublade, zündete ihn an und inhalierte tief. Seine Augenlider sanken herab.
    »Manna vom Himmel«, sagte er. »Du weißt, was Manna ist, Puppe?«
    »Eine Speise«, sagte sie. »Aus der Bibel.«
    »Getroffen«, sagte er träge. »Aber sie haben es nicht Fraua genannt, richtig? Manna. Bist du gut im Blasen, Puppe?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie wahrheitsgemäß, da sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach.
    »Sicher bist du das«, sagte er. »Ihr hungrigen alten Weiber seid alle gut darin. Und wenn du nicht weißt, wie es geht, dann bringe ich es dir bei. Aber das kommt später. Jetzt geht's erst mal los. Runter mit der Uniform, Puppe.«
    Es war mehr eine Koje als ein Bett, die Matratze vergammelt, fleckig und an einigen Stellen aufgeplatzt. Er ließ nicht zu, daß sie das Licht ausschaltete, so daß sie ihn ansehen mußte und das Geschehen nur ausschalten konnte, indem sie die Augen schloß. Aber das reichte nicht.
    Er roch nach Schweiß und dem gräßlichen Eau de toilette, das er benutzte. Und er war so behaart, daß ein Trikot aus schwarzer Drahtwolle Brust, Schultern, Arme, Rücken und Beine bedeckte. Seine Scham war ein

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