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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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einziges Knäuel. Aber seine Hinterbacken waren seidig.
    »Oh«, hatte sie ausgerufen, »oh, oh, oh.«
    »Gut, was?« sagte er und grunzte vor Anstrengung. »Das gefällt dir, was? Und das… und das… und das? Oh, Gott!«
    Zoe Kohler tat, wie sie es von Maddie gelernt hatte. Machte die Gymnastik mit, stöhnte, grub die Nägel in seine fleischigen Schultern.
    »So gut«, rief sie immer wieder. »So… gut…!«
    Dann, während er pumpte und pumpte und sie sich ihm entgegen hob, fiel ihr Kenneth, ihr Ex-Ehemann, ein und wie wütend er immer über ihre mechanischen Reaktionen gewesen war.
    »Du bist einfach nicht dabei!« hatte er sich beklagt.
    Endlich, endlich wurde das haarige Ding, das sie mit seinem Gesicht peinigte, fertig, schluchzte auf und rollte sich fast sofort herunter.
    Er zündete den Stummel erneut an, jetzt nur noch ein glühender Punkt, den er auf einen Draht spießte.
    »Das war 'ne Nummer«, sagte er. »Sag bloß, das war keine Nummer!«
    »Die beste, die ich je erlebt habe«, sagte sie pflichtschuldigst.
    »Bist du gekommen?«
    »Natürlich«, log sie. »Zweimal.«
    »Wie auch anders«, sagte er selbstgefällig. »Habe noch nie Beschwerden gekriegt.«
    »Ich muß gehen«, sagte sie und richtete sich auf.
    »Oh nein«, sagte er und stieß sie wieder zurück. »Noch nicht. Wir haben noch etwas zu erledigen.«
    Kenneth hatte das einmal vorgeschlagen, aber sie hatte sich geweigert. Jetzt konnte sie sich nicht weigern. Er klemmte ihren Kopf zwischen seine starken Hände und leitete ihren Mund.
    »Ja, jetzt hast du es«, sagte er. »Rauf. Runter. Genauso. Rundherum. Genau da. Die Zunge. Gewußt wie ist alles, Puppe. Vorsicht mit den Zähnen.«
    Später, als sie im Taxi nach Hause fuhr, war ihr klargeworden, daß sie nicht einmal seinen Namen kannte.
    »Noch einen Schluck Wein?« fragte sie Ernest Mittle. »Ihr Glas ist leer.«
    »Gern«, sagte er mit einem Lächeln. »Danke. Eigentlich können wir die Flasche doch austrinken. Ich fühle mich wirklich gut.«
    Sie stand auf und schwankte einen Moment, schwindlig vom Erinnern, nicht vom Wein. Sie holte noch ein paar Eiswürfel.
    »Das ist was anderes als in einer Schlange vor einem Kino anzustehen, was?« meinte er. »Wahrscheinlich war der Film sowieso nicht gut.«
    »Und was anderes, als auf eine überfüllte Party zu gehen«, sagte sie, »wo jeder versucht, so schnell wie möglich betrunken zu werden — wie bei Maddie.«
    »Sie gehen bestimmt viel aus, nicht wahr?«
    »Eigentlich ziehe ich einen ruhigen Abend zu Hause vor«, sagte sie. »So wie jetzt.«
    Er stimmte eifrig zu. »Man wird es leid, sich immer irgendwo rumzutreiben. Mir geht es jedenfalls so.«
    Sie starrten sich an, Lügner mit offenem Blick. Er brach das Schweigen als erster. »Tatsächlich«, sagte er sehr leise, »gehe ich gar nicht so viel aus. Ganz selten nur, wenn ich ehrlich bin.«
    »Um die Wahrheit zu sagen«, sagte sie, ohne ihn anzublicken, »geht es mir genauso. Ich bin fast immer allein.«
    Er blickte auf, gespannt. Er beugte sich vor. »Deswegen macht es mir soviel Spaß, mich mit Ihnen zu treffen, Zoe. Mit Ihnen kann ich reden. Wenn ich auf eine Party oder in eine Bar gehe, scheinen alle nur zu schreien. Die Leute reden nicht mehr miteinander. Ich meine, über wichtige Dinge.«
    »Das ist wirklich wahr«, sagte sie. »Jeder scheint zu schreien. Und niemand legt mehr Wert auf gutes Benehmen oder ganz normale Höflichkeit.«
    »Ja!« rief er erregt. »Genau! Ich habe dieselbe Beobachtung gemacht. Wenn man versucht, höflich zu sein, wird man für einen Idioten gehalten.«
    Sie blickte ihn bewundernd an. »Ja«, sagte sie, »genauso sehe ich das auch. Ich bin vielleicht altmodisch, aber —«
    »Nein, nein!« protestierte er.
    »Aber ich sitze nun mal lieber allein mit einem guten Buch zu Hause«, fuhr sie fort, »oder schaue mir im Bildungsprogramm eine interessante Sendung an.«
    »Ich könnte es nicht besser ausdrücken«, sagte er warm. »Außer…«
    »Außer was?« fragte sie.
    »Nun, schauen Sie, wir beide arbeiten in der hektischsten Stadt der Welt. Und ich frage mich — ich habe in letzter Zeit oft darüber nachgedacht —, ob sich all das nicht auf mich überträgt. Ich meine, der Lärm, die Wut, die Frustration, der Schmutz, die Gewalt, Zoe, das alles muß doch irgendeine Auswirkung haben.«
    »Vermutlich«, sagte sie langsam.
    »Worauf ich hinauswill«, sagte er fast verzweifelt, »ist, daß ich manchmal das Gefühl habe, ein Opfer von Dingen zu werden, die ich

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