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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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an der Wand langsam schmale rote Straßen bildeten. Dann kletterte sie über das Bett und richtete sich neben dem Sterbenden auf. Er zuckte noch immer, seine Arme zitterten, die Beine ebenfalls, die Lider flatterten.
    Er war angezogen, aber das störte sie nicht. Sie wollte das knorpelige Ding da unten, diesen Knüppel, ohnehin nicht sehen. Sie hieb ihm die Klinge durch die Hose in die Hoden und begleitete jeden Stich mit dem Ausruf: »Da! Da!«
    Nach einer Weile richtete sie sich wieder auf und blickte sich benommen um. Nichts hatte sich verändert. Sie vernahm gedämpften Verkehrslärm von der Seventh Avenue. Ein Flugzeug dröhnte hoch oben am Nachthimmel. Jemand ging auf dem Flur vorbei, ein Mann lachte. Nebenan rauschte die Toilettenspülung.
    Sie blickte auf Jerry hinunter. Er war fort, sein Leben versickerte im Teppich. Das Nachttischradio spielte noch immer, Jetzt wieder Discomusik. Sie ging ins Badezimmer und holte einige Blätter Toilettenpapier, ehe sie den Knopf berührte, um die Musik abzustellen.
    Sie war eben vorsichtig.

4
    Edward X. Delaney war wie besessen von dem Rätsel der beiden Hotelmorde. Er hatte versucht, sich abzulenken, aber unweigerlich kehrten seine Gedanken zu den beiden toten Männern zurück: wie sie getötet worden waren, warum, und wer es getan haben mochte.
    Seufzend ließ er sich auf die Herausforderung ein, legte seine Füße auf den Schreibtisch, rauchte eine Zigarre und starrte die Wand an.
    Instinkt und Erfahrung sagten ihm, daß es sich um das Werk eines kriminellen Psychopathen handelte, eines Verrückten. Es war beinahe hoffnungslos, nach einem Motiv zu suchen. Habgier schien es jedenfalls nicht zu sein; gestohlen worden war nichts.
    Aus einer momentanen Eingebung heraus blätterte er in einem Taschenkalender auf der Suche nach den Seiten, auf denen die Mondphasen aufgeführt waren. Aber zwischen Vollmond und den Mordtagen gab es keinen Zusammenhang.
    Weil er gerade nichts Besseres zu tun hatte, so rechtfertigte Delaney es vor sich selbst, legte er Dossiers der beiden Opfer an, wobei er sich an alles zu erinnern versuchte, was Sergeant Abner Boone ihm erzählt hatte. Dann überschrieb er ein drittes Blatt Papier mit einem Wort: Täter.
    Er brütete über den bekannten Fakten, den Informationen über die beiden Opfer, versuchte, eine Verbindung, einen Berührungspunkt zu finden. Aber er fand nichts anderes als das, was er schon Boone gegenüber geäußert hatte. Penibel wie er war, notierte er es sorgfältig.
    Das Papier, das dem Killer vorbehalten war, enthielt nur wenige Notizen:
    1. Könnte männlich oder weiblich sein.
    2. Trägt schwarze Nylonperücke.
    3. Clever; sorgfältig; wahrscheinlich gerissen und intelligent.
    All das nur niederzuschreiben, bereitete Delaney schon ein gewisses Vergnügen. Es brachte ihn der Lösung nicht näher, aber es war die einzige Methode, die er kannte, ein Verbrechen, das aus abnormen Motiven und einer irrationalen Geistesverfassung geboren worden war, mit Mitteln der Logik aufzuklären.
    Am Morgen des 21. März kam ihm der Gedanke, daß die beiden Opfer, George T. Puller und Frederick Wolheim, vielleicht irgendwann denselben Mann angestellt und, aus welchen Gründen auch immer, wieder gefeuert hatten. Und dann, Jahre später, hatte der entlassene Arbeitnehmer, getrieben von einem mittlerweile mörderischen Rachedurst, seine beiden ehemaligen Arbeitgeber ausfindig gemacht und sie niedergestochen. Eine etwas eigenwillige Vorstellung, wie er zugeben mußte, aber nicht unmöglich.
    Er dachte immer noch darüber nach, als das Telefon klingelte. Geistesabwesend griff er nach dem Hörer.
    »Hier Edward X. Delaney«, sagte er.
    »Chief, hier spricht Boone«, sagte der Sergeant am anderen Ende. »Ich habe mir gedacht, Sie wüßten vielleicht gern… Ich habe getan, was Sie mir geraten hatten. Ich bin mit einem Mann von der Spurensicherung noch einmal in das Zimmer im Pierce gegangen. Wir haben uns den Sessel vorgenommen, auf dem die beiden schwarzen Nylonhaare gefunden worden sind.«
    »Und?«
    »Chief, es ließ sich natürlich nur schätzen. Ich meine, wenn man in diesem Sessel sitzt — er hat ein ziemlich weiches Polster das sich zusammendrückt. Verstehen Sie? Deswegen war es nicht leicht, eine genaue Angabe über die Spanne zwischen der Rückseite des Kopfes und dem Steiß zu machen.«
    »Klar, ich verstehe.«
    »Wie auch immer«, fuhr Boone fort, »wir haben getan, was wir konnten, doch dann fand sich weder im Labor noch im Büro des

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