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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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ein Taxi nehmen, das sei vollkommen klar. Schließlich einigten sie sich darauf, daß er sie nach draußen begleiten, sie in ein Taxi verfrachten und daß sie ihn anrufen würde, wenn sie zu Hause war.
    »Wenn Sie nicht binnen zwanzig Minuten anrufen, alarmiere ich die Kavallerie«, sagte er.
    Sie standen auf, und sie bewegte sich so abrupt auf ihn zu, daß er ins Stolpern geriet. Sie schloß ihn in ihre Arme, und ihr Gesicht war seinem plötzlich sehr nah.
    »Ein wunderbarer Abend«, sagte sie. »Vielen, vielen Dank.«
    »Ich habe Ihnen zu danken, Zoe. Wir werden noch viele solcher Abende haben.«
    Sie preßte ihre Lippen gegen die seinen: ein trockener, warmer, fester Kuß. Dann trat sie einen Schritt zurück und streichelte sein feines Haar.
    »Sie sind ein lieber, süßer Mann«, sagte sie, »und ich habe Sie sehr gern. Sie werden mich nicht einfach fallenlassen, Ernie, oder?«
    »Zoe!« rief er aus, »natürlich nicht. Wofür halten Sie mich?«
    »Ach…«sagte sie verwirrt, »ich bin ganz durcheinander. Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll.«
    »Denken Sie das Beste«, sagte er. »Bitte! Wir brauchen einander.«
    »Das tun wir«, sagte sie heiser. »Das tun wir wirklich.« Wieder küßten und umarmten sie sich, wiegten sich hin und her. Es war eine enge Umarmung, weniger leidenschaftlich als bedächtig. Weder schossen hungrige Zungen zwischen willig geöffneten Lippen vor und zurück, noch glitten Finger hektisch über erhitztes Fleisch. Statt dessen boten sie sich Trost und Halt, Schutz, Wärme und Nähe.
    Schließlich trennten sie sich, ohne einander loszulassen und starrten sich in die Augen.
    »Liebste«, sagte er. »Liebster«, sagte sie. »Liebster, Liebster.«
    Er ging durch die Wohnung, knipste die Lampen aus, warf einen Blick auf den Gashahn und holte ein Jackett aus dem Garderobenschrank. Zoe ging ins Badezimmer. Weil die Tür so dünn und das Appartement so klein war, drehte sie den Wasserhahn auf, während sie sich erleichterte. Dann wusch sie sich die Hände und trocknete sie an einem der kleinen rosa Handtücher, die er herausgehängt hatte, ab. Das Badezimmer war so sauber und akkurat wie der Rest der Wohnung.
    Sie betrachtete sich im Spiegel des Medizinschränkchens. Sie fand, daß ihr Gesicht gerötet war; es glühte. Sie befühlte ihre Wangen. Heiß. Sie berührte ihre Lippen und lächelte.
    Kritisch untersuchte sie ihr Haar. Sie beschloß, zum Friseur zu gehen. Eine neue Frisur, die sie jugendlich und sorglos wirken ließ, etwas Freches. Und eine Spülung, damit es glänzte.
    Zoe Kohler brachte Mr. Pinckney den Morgenkaffee ins Büro. Er saß hinter seinem Schreibtisch. Barney McMillan lümmelte sich auf der Couch herum. Ihm hatte sie einen marmeladegefüllten Krapfen mitgebracht.
    »Danke, Puppe«, sagte er. Dann verbesserte er sich grinsend: »Oh, Entschuldigung. Danke, Zoe.«
    Sie bedachte ihn mit einem frostigen Blick und kehrte in ihr eigenes Büro zurück. Sie konnte die Unterhaltung der beiden Männer verfolgen. Wie üblich sprachen sie über den Hotel-Ripper.
    »Sie werden ihn schnappen«, sagte McMillan. »Irgendwann.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte Mr. Pinckney zu. »Aber in der Zwischenzeit geht es den Hotels an den Kragen. Haben Sie heute morgen die Times gelesen? Eine große Tagung ist bereits wegen des Rippers abgesagt worden, die erste. Wenn sie ihn nicht schnell zu fassen kriegen, wird das Geschäft mit den Sommertouristen eine Katastrophe.«
    »Kommen Sie nach Fun City und lassen Sie sich die Kehle durchschneiden«, sagte McMillan. »Der Bursche muß ein echter Perverser sein. Ein verrückter Schwuler.«
    »Die Polizei hat dieselbe Theorie, zumindest Sergeant Coe zufolge. Sie kämmen alle Schwulenbars durch. Aber ganz unter uns, Coe meint, sie hätten nicht den geringsten Schimmer, wo sie ansetzen sollen. Sie haben sogar einen Polizeipsychologen ein psychologisches Profil von dem Burschen entwerfen lassen, aber Sie wissen ja, was man mit diesen Dingern machen kann.«
    »Ja«, stimmte McMillan zu, »alles Quatsch. Sie brauchen einen guten Fingerabdruck, und damit hat sich's.«
    »Naja…« sagte Mr. Pinckney, »Fingerabdrücke sind auch nur von begrenztem Wert, so lange sie nicht jemand auftreiben, von dem sie stammen könnten. Bis jetzt haben sie ja nicht mal eine einzige Festnahme vorzuweisen. Nicht mal auf Verdacht.«
    »Aber dieser Bursche, der die Untersuchung leitet — wie heißt er noch? Slavin? — gibt die ganze Zeit diese idiotischen Statements ab, von

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