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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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weitere relativ schnell.
    Das Vampiroberhaupt erschlaffte, aber unsichtbare Kräfte hinderten es daran, zusammenzusinken.
    Angeekelt starrte Irina auf das Tuch, das sich zu einem perfekt gerundeten Ball geformt hatte, ungeachtet dessen, was sich darunter befand. Schon jetzt war sein Umfang halb so klein wie Iljas früherer Schädel.
    Und es hörte nicht auf zu schrumpfen.
    Immer kleiner wurde es.
    Winzig klein.
    Als es nur noch die Größe eines Hühnereis hatte, senkte Landru eine seiner nach wie vor über Ilja schwebenden Hände - und pflückte die Kugel mit einem heftigen Ruck von Iljas Rumpf.
    Irina preßte die Faust gegen den Mund, denn erst in diesem Moment begann der Enthauptete zu zerfallen wie jedes Mitglied seiner Sippe vor ihm.
    Und Irina war endlich verzweifelt genug, sich auf Landru zu stürzen. Ungeachtet der wahrscheinlichen Folgen.
    Da hielt er ihr die Kugel hin.
    »Du darfst sie behalten. Als Andenken an deinen >Vater< ...«
    Alle Kraft, die sie eine Sekunde zuvor noch befähigt hätte, den Mörder ihrer Familie anzugreifen, wich aus ihr.
    Sterbenselend fühlte sie sich, wie gelähmt.
    Sie wollte die grauschwarze Kugel nicht länger betrachten, aber es war ihr unmöglich, den Blick davon zu lösen. Der Gedanke, was darin eingeschlossen war, betäubte sie regelrecht.
    »Du Scheusal ...!« flüsterte sie.
    »Wer weiß«, erwiderte Landru gleichmütig, »vielleicht hat das Tuch ja auch Iljas Seele eingeschlossen. Du könntest dir eine Kette daran befestigen und ihn immer bei dir tragen.«
    Irina wollte es nicht, und dennoch streckte sie die Hand aus, um die Kugel an sich zu nehmen.
    Sie hatte ein beachtliches Gewicht.
    »Ich nehme sie aus dem einen Grund, weil ich fürchte, du würdest sie nicht sehr respektvoll behandeln.«
    »Da magst du recht haben. Ich hätte sie in die nächste Jauchegrube geworfen.«
    Irina schob Iljas Überreste in eine Tasche ihres Kleids.
    »Jetzt zu mir«, sagte sie, um die unerträgliche Spannung zu lösen, die sich in ihr aufgebaut hatte. Auch wenn es ihr eigenes Ende bedeutete.
    »Nun zu dir«, nickte Landru und wies zum Ausgang des Saales. »Aber bereden wir alles weitere in deinen Gemächern. Hier riecht es mir zu sehr nach Grab.«
    *
    Landru hatte Rasputin mit dem Befehl verabschiedet, unverzüglich den Zaren aufzusuchen und ihn behutsam wieder auf einen Weg einzuschwören, der die Welt vor noch größerem Blutvergießen bewahren sollte.
    Der Heiler ging, ohne ein Frage zu stellen.
    Früher hatte Irina ihn mit Instruktionen versorgt. Es war ein seltsames Gefühl, mitanzusehen, wie ihr selbst diese letzte Kontrolle über das Leben am Hofe genommen wurde.
    »Das ist alles, was von ihr blieb?« Landru trat ungeniert gegen den Kokon, der die Umrisse der toten Zofe nachzeichnete. Es knirschte, als hätte er eine dünne Eisschicht mit den Stiefeln durchtreten.
    Irina hatte ihm von Annas Schicksal berichtet. Jetzt aber gab sie keine Antwort.
    Landru ging ins Nebenzimmer und kehrte mit der Tasche zurück, die Anna drüben hinterlegt hatte.
    »Ich sah gleich, daß dich der Inhalt interessiert«, sagte er. »Willst du ihn sehen?«
    »Nein.«
    »Du lügst.«
    Wenn, dann wurde es ihr nicht bewußt. Sie verschanzte sich hinter Haßgefühlen und fühlte sich am ganzen Körper schmutzig, dort wo dieser Mann sie berührt hatte.
    Landru öffnete den Verschluß und schlug das dicke Leder zurück. Dann griff er hinein und holte ... ein Gesicht heraus.
    Obwohl sie sich dagegen wehrte, verschlug es Irina den Atem.
    »Was ist das? Eine Trophäe?«
    »Eine Maske«, gab er zur Antwort und breitete das weiche Gesicht auf seinen Handflächen aus, so daß es erst erkennbar wurde. Ebenso wie die Nähte.
    Irina starrte in die leeren Augenhöhlen des Hüters, der sie noch vor der Grundsteinlegung von St. Petersburg getauft hatte.
    Einen Moment mißtraute sie Landru restlos. Einen Moment glaubte sie tatsächlich, daß dies eine Trophäe war und er dem wahren Hüter irgendwo aufgelauert hatte, um ihn hinterrücks zu ermorden.
    Doch lächelnd drehte Landru das Gesicht auf die Rückseite, die von ähnlich roter Farbe war wie seine Kreuznarbe, beugte das Haupt - - und stülpte sich das Gesicht über das eigene.
    Es gab ein schmatzendes Geräusch. Das weiche, nachgiebige Ding saugte sich hörbar fest, und als Landru den Kopf wieder hob und Irina ansah, war es, als blickte sie wahrhaftig in das Gesicht ihres Täufers.
    Sie erzitterte.
    »Diese ... Nähte«, hauchte sie.
    »Es hat sehr gelitten, ich weiß«,

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