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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sagte der Mund, unter dem Land-rus Lippen nicht mehr erkennbar waren. Nur die Augen waren dieselben geblieben, aber daran, das gab Irina sich selbst gegenüber zu, hätte sie den verschollenen Hüter niemals erkannt.
    »Ich selbst habe die Maske so zugerichtet. Ich war damals . nicht zurechnungsfähig. Letztes Jahr suchte ich den Ort auf, wo ich sie habe liegenlassen, und sammelte die Fetzen wieder ein. Die Zeit konnte ihnen nichts anhaben. Aber ich selbst vermochte sie nicht wieder zusammenzufügen, deshalb übergab ich sie einem talentierten Chirurgen, der sie für mich rekonstruierte und zusammennähte. Das ist nun auch schon Monde her, aber verheilt sind die Nähte immer noch nicht. Vielleicht werden sie es nie. Schade, denn ich hänge daran. Auch wenn ich sie nur noch zu besonderen Anlässen aufziehen würde .«
    Irina hatte das vage Gefühl, einem Geisteskranken zu lauschen. Aber Landru war real - ebenso wie die Maske.
    »Hast du immer noch Zweifel, daß ich der Hüter bin?«
    »Es ist mir egal.«
    »Wieder gelogen, Schönheit, und noch dazu schlecht!«
    »Töte mich endlich! Hör auf, mich zu quälen!«
    »Quälen wird dich das Leben, das ich dir schenke, zur Genüge. Ich selbst brauche nichts dazu beizutragen. Komm her!« Mit der Maske des Hüters strahlte er noch größere Autorität aus als zuvor.
    Irina überwand die räumliche Kluft zu Landru. Die andere, sehr viel tiefere war nicht zu überwinden. Nicht nach dem, was dieses Monster der Sippe angetan hatte. Stolz hob sie den Kopf, wartete darauf, daß seine Hände ihre Wangen berührten und ihr das Gesicht nach hinten drehten. Landru berührte sie jedoch nur ganz sacht mit den Fingerspitzen an der Stirn.
    Es war der letzte Moment, da sie ihn sah.
    Als sie wieder erwachte und sich auf dem Bett ihres Gemachs fand, war er verschwunden. Mit seiner Tasche.
    Irina richtete sich benommen auf.
    Das Durstgefühl, das sie kaum einen klaren Gedanken fassen ließ, verriet ihr, daß sie lange dagelegen haben mußte.
    Draußen war es noch - oder wieder - dunkel.
    Von Annas Überresten fand sie keine Spur mehr, was die schwache Hoffnung in ihr aufkeimen ließ, daß sie nicht nur den Tod der Zofe, sondern alles geträumt hatte, was mit Landru und dem Hüter zusammenhing.
    Sie eilte zum geheimen Herz des Palastes.
    Die Siegel, die diesen Bereich für Menschen unzugänglich gehalten hatten, waren erloschen, der ganze Flügel verwaist.
    »Ilja?« rief sie. »Ivenca! Igor! Ivanova ...!«
    Keine Antwort. Grabesstille.
    Und Staub. Unmengen von Staub .
    Irina floh aus dem Thronsaal in die belebten Bereiche des Zarenpalastes. Bis hin zum Zaren selbst.
    Und zu Rasputin.
    *
    »Wer . seid Ihr? Sollte ich Euch kennen?«
    Es war, als stünde Irina mitten auf einem großen, freien, sonnenbeschienenen Platz, und ein Schatten fiele auf sie - ein Schatten, der den letzten Rest von Wärme und Geborgenheit stahl.
    Sie schrie auf. Lautlos. Nur innerlich, tief in ihr drin, dröhnte die Qual, die sie folterte. Unwillkürlich streckte sie ihre hypnotischen Fühler nach Rasputin aus, wollte erkunden, welche Barriere und gefälschte Erinnerung Landru in dem Heiler verankert hatte.
    Im nächsten Moment war ihr, als würde eine Axt ihren Kopf spalten. Wimmernd brach sie zusammen.
    Menschen kümmerten sie um sie, und endlich auch Rasputin, der neben ihr kniete und seine wunderbaren Hände auf ihren Busen legte.
    Irina, noch ganz benommen, wartete auf die Reize, die sie stets durch Rasputins Berührungen erfahren hatte. Vergeblich.
    Sie stieß ihn von sich weg. »Laß mich!«
    Er akzeptierte schulterzuckend, stand auf und ging.
    Das empörte Geraune der Umstehenden ging Irina auf die Nerven. Bei ihnen verfing ihr vampirischer Zauber. Sie zerstreuten sich, ohne sie länger zu belästigen.
    Der Hüter hat Vorsorge getroffen, dachte sie. Rasputin ist sein Werkzeug geworden, unantastbar durch mich. Mir gehorcht er nicht mehr. Nie wieder!
    Noch zur selben Stunde verließ sie den Palast und begab sich in die Stadt, wo sie ihren immensen Durst stillte.
    Bis zur schieren Besinnungslosigkeit betrank sie sich an einem Paar, das sie daheim beim Liebesspiel überraschte. Eine Weile zwang sie die beiden, zu ihrer Kurzweil weiterzumachen. Dann ermüdete sie das Zusehen, und sie saugte sie zu Tode, brach ihnen das Genick.
    Obwohl das Drängen und Fordern in ihr in den Folgemonaten immer lauter wurde, Pedrograd und Rußland zu verlassen, widersetzte sie sich dem Sehnen, endlich in die Welt aufzubrechen, und sann

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