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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Komiteemitglied – um bei ihrem Jargon zu bleiben – die elektrische Zündung auslöst? Machen wir uns keine Illusionen: Die Organisation, gegen die wir anrennen, ist gut geführt. Wir werden immer nur Glieder aufsammeln … am Kopf aber sitzt der Zündhebel!«
    »So gesehen, gibt es überhaupt keine Garantie. Ob mit oder ohne 30 Millionen!«
    »Sehr richtig! Mit dieser Fatalität müssen wir leben!«
    »Wir zahlen 30 Millionen Dollar, und die Bomben gehen doch hoch?«
    »Das ist möglich.«
    »Das ist unmöglich!« Der Innenminister schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Aber auch Ausbrüche gerechten Zorns helfen nicht viel, wenn man in einer Wüste steht und sich in einen Garten wünscht. »Ich rechne fest damit, daß die Gauner nach der Übergabe des Geldes ergriffen werden.«
    »Die Zwischenträger auf jeden Fall. Aber das Gehirn?« Beutels kümmerte sich nicht um die verzweifelten Zeichen, die ihm sein Polizeipräsident gab. Auch Oberstaatsanwalt Dr. Herbrecht rang die Hände, als könne er die Lösung aus seinen Fingern wringen. »Bei unseren Verhörmethoden setzen sich die Knaben ruhig hin, lachen uns aus und sagen: ›Nun fragt mal schön, Leute!‹ Herr Minister, wir haben es mit Profis zu tun, nicht mit Gelegenheitserpressern. Die Größenordnung dieser Drohung wirft alles über den Haufen, was wir an kriminalistischer Erfahrung bisher haben. Vor allem ist die Zeit gegen uns.«
    »Mit anderen Worten –« Der Innenminister holte tief und fast seufzend Atem. Sein rundes Gesicht hatte sich geändert, es wirkte schlaff und sehr gealtert – »solange wir nicht die Lage der A-Bomben kennen, bleibt die Bedrohung gegenwärtig.«
    »Ja.«
    »Sie können für die Sicherheit der Spiele nicht garantieren?«
    »Wer könnte das?!«
    »Die Olympischen Spiele müssen also auf zwei Atombomben stattfinden, die jederzeit gezündet werden können?«
    »Ja.«
    Die einfache Klarheit von Beutels' Antworten war schrecklich. Aber sie war nötig, denn Versteckspielen nutzte jetzt nichts mehr.
    »Die Bomben sind ohne Angaben der Bedroher nicht zu finden?«
    »Nein.«
    »Das bedeutet, daß die Olympischen Spiele in München ausfallen müssen?«
    »Diese Entscheidung liegt allein bei der Bundesregierung.« Beutels klappte mit einer deutlichen Resignation seine Besprechungsmappe zu. »Niemand auf dieser Erde – außer den Erpressern – kann Ihnen diese Entscheidung abnehmen. Dürfen wir die gewünschte Anzeige einsetzen lassen?«
    »Ja.« Der Innenminister erhob sich. Er machte den Eindruck, als stemme er Zentnerlasten hoch. »Ich fliege sofort nach Bonn zurück. Bis auf weiteres immer noch strengste Geheimhaltung, meine Herren. Diese Panik bei Bekanntwerden der Tatsachen! Hat denn keiner von Ihnen einen vernünftigen Vorschlag?«
    Er sah sich um; die Runde der stehenden Herren ergab ein Bild mitleidheischender Hilflosigkeit. Der Innenminister hob die Schultern an, als friere er.
    »Und der Amerikaner?« fragte er.
    »Poussiert eine deutsche Fotografin.«
    »Der Russe?«
    »Probiert die Cognacsorten aus, sitzt in der ›Ocean-Bar‹ und bestaunt die Haifische hinter den Bullaugen.«
    »Der Franzose?«
    »Ist der einzige, der rund um die Uhr arbeitet und sich mit Leerlauf intensiv beschäftigt. Er vertraut auf sein Röntgengerät und tastet Meter um Meter des Stadions ab.«
    »Es ist erschütternd«, sagte der Innenminister leise. »Meine Herren, wirklich, es ist erschütternd.«
    Dann ging er. Beutels nickte ihm nach und drückte die Konferenzmappe an sich. Für alle vernehmbar sagte er:
    »Der Mensch wird immer wieder an der Grenze seiner Möglichkeiten stehen. Im Grunde genommen sind wir doch alle kleine Scheißer …«
    Am nächsten Morgen stand in der ›Süddeutschen Zeitung‹ unter der Rubrik ›Vermischtes‹ die kleine, unauffällige Anzeige:
    ›Entlaufener Pudel gefunden und gewaschen.‹
    Von 7 Uhr morgens an saß eine Sonderbereitschaft im Polizeipräsidium und wartete. Man erhoffte einen Anruf des Erpressers.
    Seine Stimme, auf Tonband aufgenommen, durch ein amerikanisches Spezialgerät getestet und in Tonschwingungen zerlegt, die bei einem Vergleich so unbestechlich waren wie Fingerabdrücke, wäre ein wichtiger Anhaltspunkt.
    Aber man täuschte sich.
    Niemand rief an. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es den Erpressern nicht an.

München-Harlaching
    Holden hatte einen angenehmen Abend mit Lepkin hinter sich.
    Sie waren zuerst in der Sheraton-Bar gewesen, dann in einigen Lokalen in Schwabing, auch in einem

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