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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sonst ruf ick meene Freunde, die Polente an … det is keene Erpressung, Mister, sondern ne jeschäftliche Transaktion! Vastanden?«
    Cortone nickte. Man hätte mit ihm auch chinesisch sprechen können, er würde es ebensowenig begriffen haben wie Emmas Darstellung. Er wußte nur, daß die Unterredung beendet war und daß Dr. Hassler jetzt aus seiner Reserve hervorkommen mußte.
    Er drehte sich um und ging. In der Tür zum Schreibzimmer stand Helga Bergmann, sehr schön, in kurzen, knappen Shorts und einem engen weißen Pulli. Ein Anblick, der zum blauen Himmel und dem sonnenvergoldeten Wasser paßte. Cortone war es bei soviel Naturschönheit gleichgültig, ob sie die Unterhaltung mit angehört hatte oder ob sie gerade erst gekommen war. Er ließ Emma Pischke sitzen, ging mit großen Schritten auf Helga zu, küßte ihr die Hand und sagte: »Befehlen Sie über mich, Göttin!«
    Es war nicht zu leugnen: Trotz 40 Jahren Amerika war Cortone Sizilianer geblieben. Vor weiblicher Schönheit wurde er geradezu religiös.
    Emma wartete, bis Cortone gegangen war. Dann schlug sie auf den Tisch, verhalten allerdings, denn die Tischbeine sahen nicht sehr stabil aus, und sagte dröhnend: »Ick werd' dir helfen, Händchen küssen! Bei mir hat noch jeder Jauner de Hosen runterjelassen!«
    »Unser ›Hirn‹ nennt sich Dr. Hassler«, sagte zwei Stunden später Holden mit großer Zufriedenheit zu Beutels. Faul lagen sie wieder am Ufer, vor sich Dulcan und Housman, denen die Langeweile aus den Badehosen tropfte, im Wasser der eifrige Pinipopoulos, der Evelyn Drike umschwamm und sich merkte, was sie quiekend von sich gab. Er war ein korrekter Geschäftsmann; für seinen Lohn wollte er gute Arbeit liefern.
    »Der Name ist natürlich falsch.« Beutels gähnte. »Immerhin ist er so standesbewußter Akademiker, daß er auch bei einem Falschnamen nicht auf seinen akademischen Grad verzichtet. Holden, der Name hilft uns wenig.«
    »Warten Sie's ab, Sir. Ihre ›Dicke Emma‹ hat von Cortone den Auftrag bekommen, diesen Dr. Hassler nach Tutzing zu bringen.«
    »Worauf er sich nie einlassen wird!«
    »Es geht um den Zündimpulsgeber, den Cortone offensichtlich mitgebracht hat.«
    »Zum Teufel! Ich greife zu!« Beutels schnellte hoch. Es war erstaunlich, wieviel Elastizität in seiner Wohlbeleibtheit ruhte. »Wenn wir den Impulsgeber haben, ist alles gelaufen! Wir sparen 30 Millionen, die Angst ist vorbei, die größte Drohung der Kriminalgeschichte wird zu einem Windei … Wir brauchen bloß das kleine Kästchen.«
    »Und Dr. Hassler?«
    »Wird zu einem Nebenprodukt.«
    »Wie wollen Sie an den Zünder herankommen?«
    »Ich verhafte Cortone einfach.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Mit gar keiner! Verdammt, wenn's sein muß, – hänge ich ihm Erregung öffentlichen Ärgernisses an. Ich behaupte, seine Badehose sei unanständig. Bei so einem Unterbau sei sie zu knapp. Ich brauche nur eine Viertelstunde – dann habe ich das Zimmer durchsucht. Später gebe ich seinem Protest nach.«
    »Und Sie behaupten, unsere Methoden seien hemdsärmelig!« Holden hielt Beutels am Bein fest. »Bleiben Sie, Sir. Wenn Sie Ihren spontanen Gedanken folgen, garantiere ich Ihnen eine Schießerei bester Chikago-Manier. Dann wird nämlich Housman munter. Ich wette, daß keiner Ihrer Jungs so schießt wie er.«
    Beutels ließ sich wieder auf das Badetuch fallen. Er seufzte. »Hättet ihr doch nie euren Wilden Westen gehabt«, sagte er. »Davon kommt ihr einfach nicht los.«

Olympia
    Der heilige Tempelhain war abgesperrt.
    Ein Militärkordon umzog die Ruinenfelder, nur die Zeitungsleute, Bildreporter und Kameramänner von Film, Fernsehen und Wochenschauen hockten zwischen den Säulenresten und stellten ihre Apparate ein.
    Eine weihevolle Stille lag über der antiken Stätte, als griechische Schauspielerinnen in langen, wallenden, weißen Gewändern, wie sie vor 2.500 Jahren hier an der Westküste des Peloponnes getragen wurden, langsam und würdig wie antike Priesterinnen in die Mitte des heiligen Hains schritten. Nur das leise Surren der Kameras und das Klicken der Fotoverschlüsse war zu hören. Hinter der Absperrung ballten sich die Zuschauer, schwitzten in offenen Hemden, unter Sonnenschirmen oder mit Taschentüchern auf dem Kopf. Der Präsident des griechischen Nationalen Olympischen Komitees blickte auf seine Uhr. Auf die Minute genau … die Mittagssonne brannte unbarmherzig, die weißen Steinreste blendeten, die Luft stand flimmernd über den Ruinen, das

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