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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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melden.«
    »Als was? Ich bin ein friedlicher Olympiatourist. Den Impulsgeber verschwinden zu lassen, ist eine Sache für Kleinkinder. Was will man mir anhängen? Aber Sie –«
    »Mich kennt keiner. Ich bin ein Schatten in der Masse.«
    »Wieder 1 : 1, Doc!« Cortone wurde fröhlich. »Sie müssen schwindelfrei sein … Sie drehen sich immer im Kreis.«
    »So kommen wir nicht weiter, Cortone.«
    »Ich heiße Olbridge.«
    »Zum Teufel, ja! Was wollen Sie denn? Sie geben mir die Zündanlage, ich verschaffe Ihnen 30 Millionen Dollar. Dem armen Teufel Bossolo geben Sie 10.000 Dollar … vielleicht das erste und einzige gute Werk, das Sie in Ihrem Leben tun.«
    »Irrtum, Doc. Ich habe in New York ein Kinderheim gestiftet, eine Kirchenglocke, die Einrichtung für einen Betsaal und einen Spielplatz für spastisch gelähmte Kinder. Eine Stiftung für alte Sportler trägt meinen Namen: Das ›Cortone Sportlerheim‹. Was haben Sie aufzuweisen?«
    »Am 26. August 400 tote Staatsmänner und die Befreiung der Welt von ihren politischen Parasiten.«
    »Wenn ich will!«
    »Olbridge, es ist alles vorbereitet. In 6 Tagen wird die erste Million übergeben. Der einzige, der daran verdient, sind Sie! Ist Ihnen mein Gesicht 30 Millionen wert?«
    »Ja!« sagte Cortone laut. Er bewunderte sich selbst. »Ich will Sie sehen.«
    Dr. Hassler legte ohne Entgegnung auf.
    Im gleichen Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Lucretia stürzte ins Zimmer, ergriff die nächste herumstehende Vase und schleuderte sie Cortone an den Kopf. Nur durch schnelles Bücken – mein Reaktionsvermögen ist noch gut, durchfuhr es ihn – entging er dem Treffer.
    »Du Schuft!« schrie sie. »Du Miststück! Soll ich dich umbringen oder die deutsche Ziege oder euch beide? Wo warst du heute nacht?«
    »In München«, sagte Cortone. Er sah keinen Anlaß, die Wahrheit zu verschweigen. »In einer Reihe von Bars. Es wäre langweilig gewesen, wenn Helga nicht dabei gewesen wäre.«
    »Du dicker, aufgeblasener Molch!« Sie ballte die Fäuste, sah sich um, aber es war nichts in der Nähe, was sich zum Werfen eignete. »Glaubst du, ich lasse mir das gefallen? Ich habe meine Jugend geopfert, ich habe die schönsten Jahre meines Lebens damit verbracht, dich zu ertragen, ich habe –«
    »O Gott, stell das Tonband ab!« Cortone winkte lässig ab. Damals, als Lucretia zu Dulcan überwechselte, nach der Ohrfeige, die berechtigt war vom Standpunkt des Liebhabers und auch des Vaters aus – und beides hatte Cortone in sich vereinigt –, damals hatte sie die gleichen Worte geschrien. Nur war die Situation damals anders. Dulcan war froh, sie in seine Arme zu schließen, schon um seinem Jugendfreund Cortone ein Geweih zu verpassen – ein Fluchtweg, der Lucretia nicht mehr blieb, denn ihr Haß auf Dulcan war mindestens ebenso groß wie jetzt ihre Eifersucht auf Helga Bergmann. Es war für Cortone deshalb auch leicht zu sagen: »Wenn du nervös bist, kannst du zurück nach New York fliegen.«
    »So? Kann ich das?«
    »Ja. Ich gebe dir einen Scheck über 100.000 Dollar mit.«
    »Ein Trinkgeld.«
    »So hoch ist noch kein Unterleib dotiert worden.«
    »Du erbärmliches Schwein! Was hat sie denn an sich, daß du so verrückt bist nach der deutschen Nutte?!«
    »Noch ein solches Wort, und du bekommst wieder eine Ohrfeige!«
    »Schlag nur! Schlag zu! Hier – hier –« Sie kam näher und hielt ihm ihre Backe hin. Ihre schwarzen Augen waren poliert von Gift und Haß. Sie zitterte, und ihr Mund war offen wie bei einem Fisch, den eine große Welle an Land geworfen hat. »Riecht sie besser? Ist ihre Haut glatter? Womit sprüht sie sich ein, diese deutsche Nutte … Nutte … Nutte …«
    Cortone schlug trocken zu. Gezielt, kräftig, ohne Reue, ohne sich groß zu bewegen, aufrecht stehend, mit verschlossenem Gesicht. Links, rechts, links … es klatschte, wie wenn ein nasses Handtuch gegen eine Mauer schlägt. Lucretias Kopf pendelte hin und her, als säße er auf einer Spirale. Ihr Mund blieb in maßlosem Erstaunen geöffnet, aus Haß wurde Entsetzen in ihren Augen, aus Gift eine schreckliche Leere.
    »Zufrieden?« sagte Cortone lässig. Ihm tat die Handfläche weh. Lucretias Gesicht war rot und schwoll zusehends an.
    »Ja«, sagte sie ruhig und klar. »Vollkommen zufrieden! Und jetzt gehe ich und erzähle alles …«
    Bevor Cortone zugreifen konnte, war sie weggeschlüpft, rannte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter … es war fast, als könne sie fliegen, und Cortone, der hinter ihr

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