Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Leute?«
    »Himmel noch mal, Liebling, frag nicht so lange. Laß uns zur Polizei fahren! 30 Millionen wollen sie erpressen und dann trotzdem die Bomben zünden.«
    »Das gibt's doch gar nicht.« Holden lachte gemütlich. »Darling, du hast geträumt. Wach auf.«
    »Ric, um Gottes willen, ich flehe dich an … unter dem Olympiastadion liegen zwei Atombomben. Plutonium …«
    »Das gibt's nun wirklich nicht.«
    »Ich habe die Bomben gesehen. Ich war täglich dabei, wenn Cortone die Werkstatt besuchte. Sie haben über ein Jahr daran gearbeitet, in einer alten Fabrik in New York. Zwei Bomben. Die eine liegt im nördlichen Fundament in der großen Stahlsäule, die das Dach trägt, die andere unter der –«
    Holden hielt den Atem an. Gott im Himmel segnet diese Stunde, dachte er. Sie rettet die Welt …
    Er blickte über Lucretias Kopf hinweg ins Land, und dieser Blick war von Gott nicht gesegnet. Er sah für den Bruchteil einer Sekunde einen Kopf hinter einen Busch wegtauchen, und noch bevor er sich mit Lucretia im Arm mit einem wilden Schwung zu Boden warf, wußte er, daß er Bertie Housman gesehen hatte.
    Im Fallen hörte er das abscheuliche, trockene ›Plopp‹. Wie wenn man einen Korken aus der Flasche zieht.
    Schalldämpfer, dachte er. Schalldämpfer. Schalldämpfer. Er spürte den Einschlag in Lucretias Rücken, der Ruck drang bis zu ihm, ihre Augen weiteten sich zu einem sprachlosen und dann erlöschenden Erstaunen, ihr Mund, der den Platz der zweiten Bombe verraten wollte, blieb offen, das Wort hing unhörbar an ihren Lippen … dann rollte Holden mit der Toten eine kleine Böschung hinab zum See.
    Fast unmittelbar nach dem ersten gedämpften Schuß ertönte ein zweiter in normaler Lautstärke. Der krachende, peitschende Laut eines schweren Revolvers, fast wie ein Donnergrollen, sich in Schallwellen in der Weite verlierend. Holden blieb steif liegen. Er war unbewaffnet und verfluchte seinen Leichtsinn. Dieser zweite Schuß war ihm rätselhaft. Es war ein Klang, wie ihn auf der ganzen Welt nur eine einzige Waffe erzeugen kann.
    Am oberen Rand der Böschung erschien eine schlanke Gestalt in einem eleganten hellgrauen Sommeranzug. Englischer Schnitt, unterkühlte, raffinierte Eleganz. Sie setzte sich auf die Bank und schlug die Beine übereinander, nicht ohne vorher die Bügelfalte geradegezupft zu haben.
    »Ich war zwei Sekunden zu spät«, sagte die Gestalt. »Entschuldigen Sie. Ist sie tot?«
    »Natürlich.« Holden kroch unter Lucretias schlaffem Körper hervor. Auf ihrem schönen Rücken breitete sich ein häßlicher roter Fleck aus. »Wie kommen Sie hierher, Lepkin?«
    »Ich hätte mehr Kameradschaft unter Kollegen erwartet, Genosse«, sagte Lepkin. »Alles mußte ich mir selbst zusammensuchen, und dann immer noch im Hintergrund bleiben. Ich bin vorhin wirklich überrascht worden. Darum fehlten mir auch die zwei Sekunden. Sind Sie verletzt, Brüderchen?«
    »Nein. Und Housman?«
    »Wir sollten uns nicht mit der Vergangenheit aufhalten, Genosse.« Stepan Mironowitsch half Holden den Hang hinauf, klopfte ihm den Anzug ab und reichte ihm seinen Taschenkamm. »Sie wissen, wo die Bomben liegen?«
    »Eine.«
    »Die andere finden wir auch. Vertrauen Sie mir ein Mal, und lassen Sie mich mit Cortone sprechen.«
    Holden nickte stumm.

Hotel ›Alpenrose‹
    Lucretias Leiche wurde ohne großes Aufsehen abtransportiert.
    Beutels, der natürlich in kürzester Zeit zur Stelle war und zunächst seine Verwunderung unterdrückte, Lepkin am Starnberger See zu sehen, beorderte einen Krankenwagen ans Ufer und ließ Lucretia mit einer weißen Decke zugedeckt, durch die gaffende Menge tragen, die sich schnell versammelt hatte. Obgleich nach den Transportverordnungen ein Krankenwagen nur Kranke und keine Toten befördern darf, hatte Beutels eine Ausnahme erreicht.
    »Ein Sonnenstich«, sagte Beutels, der sich wie ein Arzt benahm, zu den Leuten auf der Promenade. »Fiel plötzlich um. Das gibt sich. Keine ernste Angelegenheit.«
    Da Lucretia auf dem Rücken lag und man den häßlichen Einschuß und den großen Blutfleck nicht sah, da sie außerdem mit einem so seligen Gesicht dalag, als schlafe sie wirklich, von der Glut der Sonne gefällt, glaubte jeder an diesen sommerlichen Unfall, bedauerte die schöne Frau, sagte etwas über die Unvernunft zu langen Sonnenbadens und nahm dann die Erholungspromenade wieder auf.
    Der Abtransport Housmans wurde in aller Stille vorgenommen. Zwei Sonnenstiche auf einmal – das wäre zuviel gewesen,

Weitere Kostenlose Bücher