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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nie.«
    »Maurizio, mein Alterchen!« Dulcan schüttelte verblüfft den Kopf. »Das wäre dir früher nie unterlaufen.«
    »Bei einem solchen Projekt ist Vertrauen die Grundlage«, knurrte Cortone. »Dieser Dr. Hassler nimmt kein Geld.«
    »Sagt er.«
    »Hat er bewiesen!«
    »Er wartet auf die 30 Millionen.«
    »Um sie abzuliefern.«
    »Wie?«
    Cortone schob die Unterlippe vor. Dulcan trieb ihn in die Enge. Er fragte nicht direkt, wie es leichter gewesen wäre … er wollte, daß Cortone es selbst sagte.
    »Ich fahre natürlich nach München«, sagte er böse. »Rechtzeitig.«
    »Und überall, wo du auftauchst, kannst du Alibis gebrauchen. Ein gutes Alibi aber ist soviel wert wie ein halbes Leben. Oder ein halbes Geschäft. Das ist meine Rede, Mauri. Das Münchner Projekt ist für einen allein eine Nummer zu groß … und außerdem sind wir Jugendfreunde und –«
    Cortone hob die Hand. Sofort unterbrach Dulcan seinen Redefluß.
    »Ted, nicht diese schiefen Töne. Ein paar Fragen.«
    »Bitte.«
    »Weiß die ›Gesellschaft‹ davon?«
    »Nein. Das Syndikat ist ahnungslos. Aber wie lange noch? Auch in München hat es seine Männer. Die kleinste Andeutung … bei der Summe schaltet es sich unweigerlich ein. Du weißt, was das bedeutet?«
    Cortone gab darauf keine Antwort. Als Vorstand einer ›Familie‹ hatte er jahrelang alle Praktiken durchexerziert. Kein Trick war ihm unbekannt. Vor allem aber kannte er Silone Dellaporza, das ›Familienoberhaupt‹. Bei 30 Millionen Dollar, der größten Erpressung der Menschheitsgeschichte, versagten auch die italienischen Familienbande … sie zerrissen unter der Schwere der Geldsäcke.
    »Wann willst du nach München fahren?« fragte Dulcan in die Stille hinein.
    »Sobald die Deutschen bereit sind, die Summe zu zahlen.«
    »In kleinen Scheinen?«
    »Ja.«
    »Das ist ein Lastwagen voll – – –« sagte Dulcan ungläubig.
    »Ich weiß es.« Cortone lächelte und nickte mehrmals. Es war seine Art, seinen Gedanken noch im Hirn Beifall zuzunicken, bevor er sie aussprach. »Man muß Ideen haben, Ted. Und mir fällt eine gute ein. Du hast recht, wir sollten uns zusammentun. Wir könnten uns in München gut ergänzen. Cheerio!«
    Er prostete Dulcan mit dem Sektglas zu. Dulcan erwiderte den Gruß, aber er wurde sehr nachdenklich dabei. Es geht zu glatt, empfand er. Und eine Idee von Cortone im Zusammenhang mit mir kann nie etwas Gutes sein. Seine plötzliche Fröhlichkeit ist ein Signal der Gefahr.
    Dulcan beschloß, sehr vorsichtig zu werden. Er trank den eisgekühlten Champagner und empfand es als wohltuend, daß er so kalt in ihn hineinrann und einen beginnenden Hitzestau zurückdrängte.

München
    Die ›Sonderkommission Olympia‹ hatte sich festgebissen. Nicht an einer Spur, sondern an der Unlösbarkeit ihres Auftrages. Noch nie war eine Sonderkommission der Polizei so hilflos und allein gelassen gewesen wie jetzt die 150 Experten aus verschiedenen Dienststellen. Die Mehrzahl saß auf dem Oberwiesenfeld herum, noch immer in der Hoffnung, durch einen Zufall oder Hinweis die Bomben zu entdecken oder durch Indiskretionen eine Personenspur aufzurollen. Durch die höchste Geheimhaltungsstufe fiel die sonst so wertvolle Unterstützung der Bevölkerung und eine Belohnung weg, die man wohl in Anbetracht der Einmaligkeit der Drohung auf eine Million festgesetzt hätte. Das hatte das Innenministerium vorgeschlagen. Eine Million Belohnung, die höchste in Deutschland überhaupt, seitdem man für Beihilfe zur Verbrechensbekämpfung Kopfgeld aussetzte, würde vor allem die in Deutschland sehr stille Unterwelt mobil gemacht haben. Das große Geld war ohne ein noch größeres Risiko in Europa sowieso nicht für die Ganoven zu verdienen … da bedeutete eine Million die geradezu einsame Spitze mühelosen Verdienstes. Aber das Innenministerium wurde auf einer Kabinettsitzung in Bonn überstimmt. Die Gefahr, daß die Olympischen Spiele bei Bekanntwerden der Tatsache, daß zwei A-Bomben im Stadion lagen, auseinanderbrechen würden, war größer als die gegenwärtige Bedrohung. Das kritische Stadium war noch nicht erreicht. Man wollte warten.
    »Worauf eigentlich?« fragte Beutels in die Runde, die jeden Tag im Münchner Polizeipräsidium zusammentraf, um sich nach einer Stunde Ringdebatte (Ring deshalb, weil sich alle Sätze in den Schwanz bissen, wie Beutels es nannte, also sinnlos waren), nach Vorschlägen und Berichten wieder zu trennen. An diesen Tagesbesprechungen nahmen die leitenden

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