Die Druidengöttin
Erwähnung des Barons runzelte Burghley die Stirn. »Habe ich dir nicht geraten, die Freundschaft mit Smythe zu beenden?«
»Warum lehnst du ihn so ab?« wollte Richard wissen. »Willis lebte wie ich als Zögling in deinem Haushalt. Liegt es etwa daran, daß er neben seinem Namen nichts Nennenswertes sein eigen nennt?«
»Dieses Gespräch haben wir schon hundertmal zuvor geführt«, antwortete Burghley. »Meine Gründe haben nichts mit seinen finanziellen Verhältnissen zu tun. Ich halte Smythe für nicht vertrauenswürdig, und ich hege einen gewissen Verdacht gegen ihn, was das plötzliche Ableben seines Vaters und seines Bruders angeht. Du weißt das, Richard.«
»Ich kann einfach nicht glauben, daß Willis seine Familie umgebracht haben soll, um diesen lumpigen Titel zu erben.«
»Habgierige Männer haben schon aus geringerem Anlaß einen Mord begangen. Und vergiß nicht, daß er das Erbe verschwendete, das ...«
Unvermittelt ging die Tür auf. Die zwei Männer sprangen auf die Füße und verbeugten sich, als die Königin in den Raum trat.
Hochgewachsen, schlank und rothaarig, war Elisabeth Tudor im reifen Alter von zweiundvierzig Jahren noch immer eine hinreißend schöne Frau. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Kleid aus zartrosa Seide, dessen Goldbordüren und Perlenstickerei ein Vermögen gekostet haben mußte. Atemberaubende Diamanten glitzerten an ihrem Hals, ihren Fingern und im Haar. Wenn sie sich bewegte, sprühte Elisabeth Funken wie ein tanzender Sonnenstrahl.
Die Königin setzte sich und forderte Burghley auf, ebenfalls Platz zu nehmen. Richard ließ sie stehen wie ein ungezogenes Kind, das auf seine Strafe wartet, und musterte ihn von Kopf bis Fuß, wobei der Graf sich nicht wohl fühlte in seiner Haut.
»Der verlorene Höfling kehrt heim«, erklärte Elisabeth schließlich. »Eure außerordentliche Verspätung mißfällt mir.«
»Vergebt mir, Majestät«, entschuldigte Richard sich und verbeugte sich tief. »Obwohl ich mich danach sehnte, wieder in Eurer Gesellschaft zu sein, war ich Gefangener Eurer geschäftlichen Interessen in London.«
»Ihr klingt wie Cecil. Zu viele Jahre im Haushalt meines guten Geistes haben aus Euch einen übermäßig ernsten jungen Mann werden lassen«, antwortete die Königin, zufrieden mit der kunstvoll gedrechselten Antwort. »Setzt Euch, lieber Midas. Erzählt, was Ihr in den letzten Wochen berührt und in Gold verwandelt habt.«
»Ich habe wichtige Neuigkeiten aus dem Osten erfahren«, antwortete Richard. »Meine Schwester Heather schreibt, Sultan Selim sei gestorben. Nun ist Prinz Murad der neue Sultan. Seine Mutter und seine Ehefrau sind Befürworterinnen von Handelsbeziehungen mit England.«
»Wen hat Eure Schwester geheiratet?« erkundigte sich Elisabeth.
»Den Fürsten Khalid, den Cousin den Sultans.«
»Ach ja, ich erinnere mich. Eure drei Schwestern besaßen allesamt die unglaubliche Impertinenz, ohne meine Zustimmung zu heiraten.«
»Flatterhafte Wesen«, warf Burghley ein. »Nichtsdestotrotz haben sich alle drei Devereux-Mädchen England gegenüber als ausgesprochen loyal erwiesen, besonders die jüngste Schwester.«
Richard warf seinem Mentor eine dankbaren Blick zu. »Ich habe einen Plan, der uns drei reich machen wird.«
»Mein lieber Midas, Euer Reichtum übersteigt bereits jede Vorstellungskraft«, neckte ihn Elisabeth.
»Dann könnt Ihr sicher sein, daß ich unbestechlich bin und bei alledem nur Euer Wohl im Auge habe«, konterte Richard. Mit funkelnden Augen fing er an, ihr seinen Plan auseinanderzusetzen. »Gewährt mir einen königlichen Freibrief für mein neuestes Unternehmen, die Levantinische Handelsgesellschaft, und wir teilen den Gewinn. Im Osten kommt die Diplomatie nur langsam von der Stelle. Ich gehe davon aus, daß wir in drei Jahren gut im Geschäft sind.«
»Und welcher Anteil geht an die Krone?« fragte Elisabeth.
»Für das Löwenjunge, dachte ich, den Löwenanteil von fünfzig Prozent«, gab Richard zur Antwort. »Burghley und ich teilen uns die anderen fünfzig Prozent. Aus dieser mächtigen Allianz wird England großen Nutzen ziehen.«
»Siebzig Prozent«, widersprach die Königin.
»Sechzig«, schoß Richard zurück.
»Die Abmachung gilt«, erklärte Elisabeth lächelnd. »Cecil, Ihr kümmert Euch darum, daß er den Freibrief unverzüglich erhält.«
Richard öffnete das Päckchen, das er mitgebracht hatte. »Die Mutter des Sultans schickt dieses bescheidene Geschenk als Zeichen ihres guten Willens.«
Bei dem
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