Die Druidengöttin
hinaus, um seinen Wünschen nachzukommen.
»Wenn ich einem Dienstboten einen Auftrag gebe, werde ich schlecht bedient«, beschwerte sich Willis. »Aber wenn du ihnen etwas aufträgst, stolpern die Weiber vor lauter Hast, dir alles recht zu machen, über die eigenen Füße. Ich möchte gerne wissen, woran das liegt.«
»Du hast nicht gut aufgepaßt«, sagte Richard, streifte sein schmutziges Wams über den Kopf und warf es in eine Ecke. Er setzte sich auf die Kante seines Bettes und zog die Stiefel aus. »Zwischen einer einfachen Bitte und einem Befehl liegen Welten.«
»Was willst du damit sagen?« wollte Willis wissen, der ihm gegenüber auf dem anderen Bett saß.
»Gib einer Frau, was sie sich ersehnt, und sie wird Berge für dich versetzen«, erklärte ihm Richard. »Es ist so unglaublich einfach, die geheimen Sehnsüchte einer Frau zu erkennen. Die meisten Dienstmädchen zum Beispiel wünschen sich nichts mehr, als wie eine Lady behandelt zu werden. Während die meisten Damen vornehmer Herkunft, die ich kenne – wie Sarah –, sich danach verzehren, wie die gewöhnlichsten Weibsbilder behandelt zu werden. Richte dich nach dieser einfachen Regel, mein Freund, und das schöne Geschlecht wird dich anbeten.«
Willis grinste und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was geschieht, wenn du irgendwann auf eine Frau triffst, die du nicht so leicht durchschauen kannst?«
Richard zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich heirate ich sie und mache sie zu meiner Gräfin.«
»Und wenn sie gemeiner Herkunft ist?«
Eine kupferrote Augenbraue hochgezogen, musterte ihn Richard. »Englands wohlhabendster Graf kann heiraten, wen er will.«
»Die Erlaubnis der Königin vorausgesetzt.«
»Keine Angst. Ich weiß, wie ich Elisabeth zu behandeln habe.«
»Könnte der Eifer der Dienstboten auch mit ihrem Wissen um deine fette Geldbörse Zusammenhängen?« hakte Willis nach, wobei in seiner Stimme deutlich Eifersucht mitschwang.
Dieser Ton seines Gegenübers brachte Richard zum Lachen, und er warf ihm einen Beutel mit Goldmünzen zu. »Du kannst ja beide Möglichkeiten überprüfen«, schlug er vor. »Und laß mich wissen, wie es ausging.«
»Leugne bloß nicht, daß die Königin dich so schätzt, weil deine Geschäfte ihre Schatzkammern mit Gold füllen«, gab Willis irritiert zurück. Daß sein vermögender Freund es sich mit der Selbstverständlichkeit eines Kavaliers, der nicht um die Bedürfnisse anderer wußte, leisten konnte, ihm einen Beutel Goldmünzen zuzuwerfen, hatte ihn doch verunsichert.
Mit gespieltem Entsetzen antwortete Richard: »Und ich hatte gedacht, Elisabeth liebte mich meines fabelhaften Aussehens und meines umwerfenden Charmes wegen.«
Willis platzte beinahe vor Lachen. Schließlich stand er auf, ging zu Tür und verabschiedete sich. »Ich verschwinde jetzt. Bis später.« Bevor er auf den Korridor hinaustreten konnte, sausten zwei Dienerinnen an ihm vorbei. Die eine trug eine Schüssel mit warmem Wasser, und die andere brachte dem Grafen ein Tablett voll der feinsten Delikatessen.
Zwei Stunden später verließ der Graf von Basildon das Zimmer. Er war, bis auf die weiße Halskrause, ganz in Schwarz gekleidet und machte sich auf den Weg zu Dudleys Arbeitszimmer, wo ihn die Königin erwartete. Er klopfte und betrat, als er dazu aufgefordert wurde, das Zimmer. Robert Cecil, Graf Burghley, saß allein am Schreibtisch.
»Du bist also endlich angekommen – und mit nur sechs Wochen Verspätung«, begrüßte ihn Burghley. »Wenn du noch etwas länger gebraucht hättest, so hättest du uns gleich vor den Toren Londons treffen können.«
»Ist sie sehr wütend?« erkundigte sich Richard und nahm in dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz. Er reichte Burghley ein kleines Paket. »Ich bringe gute Nachrichten, und ich habe einen Plan, durch den wir drei reicher als der Papst werden können.«
»Es läßt sich nichts dagegen einwenden, das Geschäft vor das Vergnügen zu setzen«, bemerkte Cecil. »Sie wird dir verzeihen.«
»Das habe ich von Englands Vornehmsten gelernt«, erwiderte Richard, womit er auf die Jahre anspielte, die er als Zögling im Haushalt seines älteren Gegenübers verbracht hatte.
Mit einem Kopfnicken bedankte Burghley sich für dieses Kompliment und bemerkte lächelnd: »Ich nehme an, Dudley hat dir sein schrecklichstes Zimmer gegeben?«
»Nein, Dudley hat Smythe das schrecklichste Zimmer gegeben«, antwortete Richard, »für mich hat er keines freigehalten.«
Bei der
Weitere Kostenlose Bücher