Die Druidengöttin
der Hochzeitskuchen. Er war zwei Schwänen nachgebildet, deren Hälse sich zu einem Herzen verschlungen waren.
»Ich kann Odo und Hew nirgends entdecken«, flüsterte Keely ihrem Gatten ins Ohr.
»Deine Cousins sitzen am Saalende«, antwortete Richard.
»Wer hat meine Familie nach hinten geschickt?« Keely warf ihm einen wütenden Blick zu.
»Sie wollten bei May und June sitzen.« Richard küßte sie auf den Mund und flüsterte ihr warnend ins Ohr: »Sei bitte vorsichtig, Schatz. Dein hübsches Gesicht könnte in einer häßlichen Grimasse erstarren. Und was würdest du dann tun?«
»Ganz einfach, ich würde in keinen Spiegel mehr blikken«, gab ihm Keely zur Antwort und fuhr schmunzelnd fort: »Die entscheidende Frage ist: Was würdest du tun?«
»Ganz einfach«, parierte Richard mit seiner alten höfischen Boshaftigkeit, »ich würde die Kerzen ausblasen, bevor ich dich vernasche.«
Keely schnappte nach Luft. Sie wurde flammend rot. So hatte noch kein Mann mit ihr gesprochen.
Sie tat Richard leid in ihrer verletzten Unschuld. Er zog sie an sich und drückte ihr einen Kuß auf die Wange. »Es war nur ein Scherz. Habe ich mir nun beim Küssen die Lippen verbrannt?«
Keely mußte schon wieder schmunzeln.
Während die Höflinge alles in ihrer Sichtweite verschlangen, wanderten Musikanten durch den Saal und unterhielten die Gäste mit ihren Dudelsackpfeifen und Flöten und Lauten. Nach dem Mahl begann der Tanz.
Stolz führte Richard seine Braut durch den Saal und stellte sie den anderen Höflingen vor.
All die fremden Gesichter und Namen verwirrten Keely, und die Aufmerksamkeit, die man ihr allseits entgegenbrachte, machte sie mißtrauisch. Die Männer umschwärmten sie und luden sie mit ihren abschätzenden Blicken zu einem späteren Rendezvous ein. Die Frauen, vor allem die jüngeren, lächelten höflich, doch ihre finsteren Blicke sprachen Bände und verkündeten ihren unausgesprochenen Neid.
»Schatz, möchtest du tanzen?« fragte Richard, kaum daß es ihm gelang, kurz mit seiner Braut allein zu sein.
Keely erstarrte vor Angst. Sie konnte nicht tanzen, aber lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen, als diese Schmach einzugestehen.
»Mir ist bereits schwindlig von dem Wein«, log sie. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich es bleiben ließe?«
»Natürlich nicht, Liebling. Doch ich schulde der Königin einen Tanz. Ich bringe dich zu Lady Dawn.«
Als Richard und Keely den Saal durchquerten, kamen sie an einer Gruppe junger Damen, darunter die Ladies Morgana, Sarah und Jane, vorbei, die plaudernd zusammenstanden. Keely zuckte zusammen, als sie ein paar Gesprächsfetzen aufschnappte.
»Sie ist der bettelarme Bastard meines Vaters«, verkündete Morgana mit lauter Stimme.
»Warum sollte Basildon sich dazu herablassen, einen Bastard zu heiraten?« fragte Lady Sarah. »Er hätte jede Frau in England haben können.«
»Weil sie außergewöhnlich schön ist«, entgegnete Lady Jane, während sie ihre Rivalin um die Gunst des Grafen einer kritischen Musterung unterzog.
»Jede von uns hätte besser zu ihm gepaßt«, bemerkte Morgana. »Dieser Bastard spielte die Hure für den Grafen und fädelte es so geschickt ein, daß mein Vater die beiden überraschte. Er zwang den Grafen gegen seinen Willen in diese Ehe.«
Richard blieb unvermittelt stehen und wollte sich gerade umdrehen, doch Keely berührte ihn am Arm und sah ihn bittend an.
»Das war heute ein wunderschöner Tag«, flehte sie verzweifelt. »Bitte verdirb ihn mir nicht, indem du diesen Lügen eine ungebührliche Aufmerksamkeit zukommen läßt. Es ist die reine Boshaftigkeit, die aus ihr spricht. Morgana glaubt, ich habe ihr alles weggenommen, was ihr zustand. Vielleicht ginge es mir genauso, stünde ich an ihrer Stelle.«
Richard nickte verständnisvoll. »Du bist eine Heilige, die von niemandem schlecht redet.«
»Über meinen Vater habe ich an Samhuinn etwas Schlechtes gesagt.«
»Du warst so außer dir«, erinnerte er sie.
»Und Morgana ist es ebenfalls«, entgegnete sie.
Während Richard mit der Königin tanzte, blieb Keely in Gesellschaft seiner Mutter und Lady Dawns. Doch ihre Gedanken kreisten um ihren Mann und nicht um die Gespräche ringsherum. Wie sie ihm so zusah, wünschte sie sich sehnlichst, ihm auf dem Tanzboden eine Partnerin sein zu können. Diesmal war es ihr gelungen, ihre Unkenntnis zu verbergen – aber welche Entschuldigungen sollten sie in all den kommenden Nächten retten?
Richard kehrte an Keelys Seite zurück und
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