Die Druidengöttin
niederknieten. Der Altarraum war mit Blumen geschmückt – Sträußen aus den herrlichen Jungfern im Grünen, die sie in den Räumen des Grafen so bewundert hatte.
Ohne weiter auf die neugierigen Blicke der Höflinge zu achten, blieb Keelys Blick an dem unglaublich schönen Mann haften, der am Altar auf sie wartete. Elegant gekleidet wie er war – er trug ein tannengrünes Wams mit dazu passender Hose – sah Richard wieder aus wie der zum Leben erwachte heidnische Gott ihrer Träume. Und er lächelte ihr zu. Seine smaragdenen Augen versprachen ihr, sie zu lieben, so daß sie den Mut fand, einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis sie an seiner Seite stand.
Keely küßte ihren Vater auf beide Wangen. Dann wandte sie sich dem Grafen zu, lächelte ihn an, und legte ihre Hand in seine.
Sie hörte das Gekicher der Höflinge in den vorderen Kirchenstühlen. Selbst der Erzbischof von Canterbury konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
Richard grinste breit. »Ich fürchte, es ist der Brauch, daß der Vater die Braut übergibt.«
»Oh!« Keely wurde feuerrot. Ohne groß nachzudenken, versuchte sie, ihre Hand wegzuziehen, um von vorne anzufangen.
»Laß das sofort bleiben«, weigerte sich Richard ihre Hand loszulassen. »Jetzt habe ich dich endlich, und ich werde dich nie wieder gehen lassen.«
Zu Keelys großer Erleichterung dauerte die christliche Trauungszeremonie nicht länger als dreißig Minuten. Für immer in Erinnerung blieb ihr der Augenblick, als Richard ihr den goldenen Ehering an den Finger steckte und ihr mit bebender Stimme versprach: »Pour tous jours. Für immer, Schatz.«
»Bist du bereit, dein neues Leben zu beginnen?« fragte er sie leise, bevor er sich mit ihr umwandte, um dem Tudorhofe als Mann und Frau vorgestellt zu werden.
Keely nickte ernst. »Und behaupte nie, ich hätte dich nicht gewarnt.«
Seine Liebe zu ihr leuchtete in Richards Augen, als er schmunzelnd erwiderte: »Ich verspreche es dir.«
»Willkommen an meinem Hofe, Lady Devereux.« Königin Elisabeth trat vor, um ihnen zu gratulieren. »Schwört Ihr, meinem teuren Midas eine liebende, treue und gehorsame Gattin zu sein?«
Keely machte einen Hofknicks und entgegnete: »Der Himmel kennt meine Liebes- und Treueschwüre.« Mit einem Seitenblick auf ihren Ehemann fuhr sie fort. »Was den Gehorsam angeht, werde ich mir Mühe geben.«
Keely blickte auf den Strauß Orangenblüten in ihrer Hand. Genaugenommen verlor sie in dem Augenblick, in dem sie eine Ehefrau wurde, ihre jungfräulichen Vorrechte. Ohne weiter darüber nachzudenken, schenkte Keely ihren Strauß der Königin.
»Vielen Dank, Kind«, bedankte sich Elisabeth aufrichtig gerührt. Nur Keely und Richard hörten, wie sie wehmütig hinzufügte: »Vielleicht ist das der einzige Brautstrauß, den ich je in Händen halten werde.« Ohne ein weiteres Wort machte die Königin kehrt und führte den Hochzeitszug aus der Königlichen Kapelle.
Im großen Saal von Hampton Court saß Keely zwischen ihrem Ehemann und ihrem Vater. Lady Dawn saß auf der linken Seite des Herzogs, und zur Rechten Richards saß die Königin. Auf der anderen Seite saß der Erzbischof von Canterbury neben der Königin, Louise Devereux und Onkel Hal. Sehr zu ihrem Mißvergnügen saßen Morgana und Willis Smythe an einem anderen Tisch, zusammen mit Henry, dem es wiederum vollkommen gleichgültig war, an welchem Tisch er plaziert war.
Wie es die Tradition verlangte, gab Richard seiner Braut eine Quitte zu essen, die für weibliche Fruchtbarkeit stand. Sie aß die gelbe Frucht, sehr zur Freude der Höflinge, die zu trinken angefangen hatten, kaum daß sie die Halle betreten hatten, und nun laut und fröhlich Beifall klatschten. Keely kam nicht umhin, sich zu fragen, wie das Leuchten in den Augen ihres Ehemanns zu deuten war. Hieß es, daß er nach einem Erben verlangte, um möglichst schnell zu seiner Reise nach Irland aufbrechen zu können?
Die Diener tischten einen Gang des Hochzeitsmahls nach dem anderen auf. Keely staunte, sie hatte noch nie dergleichen gesehen. Als erstes wurden die verschiedensten Fische gebracht, darunter Lachs in Weinsoße und die Colchester-Miesmuscheln ihres Mannes. Danach kam gebratener Fasan, dem die verschiedensten Fleischgerichte folgten. Es gab Rinderschmorbraten, gegrilltes Wild in Pfeffersoße und Schweinebraten, zu dem Glühwein gereicht wurde. Zum Abschluß wurden Käse aus Cheshire, Obsttörtchen, Rosenpudding und geröstete Nüsse serviert. Doch den Höhepunkt bildete
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