Die Druidengöttin
mußte Keely lachen. Sie hätte nie vermutet, daß ihr arroganter Mann sich über irgend etwas unsicher sein könnte, und schon gar nicht darüber, ob Farben zusammenpassen.
»Werden Louise und Onkel Hal bei der Hochzeit meines Vaters anwesend sein?«
»Nein, sie sind heute morgen an den Strand zurückgekehrt«, antwortete Richard. »Meine Mutter fühlt sich am Hof nicht wohl.«
Ich auch nicht, dachte Keely. »Und Henry?«
Richard schüttelte den Kopf. »Dein Vater schickte ihn heute morgen mit Onkel Hal und meiner Mutter nach Talbot House zurück.«
»Ich nehme nicht an, daß Morgana diese Verbindung soweit billigt, um bei der Hochzeit dabeizusein?«
»Wahrscheinlich nicht.«
Richard führte Keely durch ein verwirrendes Labyrinth nur spärlich erhellter Korridore in die Lange Galerie. Dahinter lag die Königliche Kapelle, wo die Hochzeit ihres Vaters und der Gräfin stattfinden sollte.
Als sie die menschenleere Galerie betraten, spürte Keely einen kalten Lufthauch. »Es zieht hier«, bemerkte sie.
Richard sah hoch zu den in langen Reihen an beiden Seiten der Galerie angebrachten Kerzen. Sie flackerten kein bißchen.
Keely folgte seinem Blick. Erstaunt riß sie die Augen auf. Der Luftzug, den sie soeben gespürt hatte, müßte die Flammen wild flackern lassen.
Je weiter sie die Galerie entlang liefen, desto bedrückter fühlte Keely sich. Sie blickte unruhig zu ihrem Ehemann, dem nichts anzumerken war.
Keely wurde immer beklommener zumute, sie konnte mit Richard kaum noch Schritt halten, ihr Herz begann zu rasen. War es möglich, daß hier etwas nicht stimmte? Aber sie war am Tag zuvor, bei ihrer eigenen Hochzeit, durch diese Galerie gekommen und hatte nichts Ungewöhnliches bemerkt. Sicher, sie war wegen des Streits mit ihrem Vater todunglücklich gewesen, aber konnte der eigene Seelenschmerz sie unempfindlich für diese bleierne Schwere gemacht haben? Eine ähnliche Hoffnungslosigkeit hatte sie erst einmal in ihrem Leben gespürt, an jenem schrecklichen Tag im Tower von London.
Keely blieb stehen, die Galerie erschien ihr endlos. Vollkommen unerwartet riß sie sich los von Richard und rannte zurück. Keely hörte, wie ihr Mann nach ihr rief, aber sie ignorierte ihn. Sie schloß die Augen und lehnte sich außerhalb der Galerie erschöpft an die kühle Wand.
»Was ist los?« fragte Richard. »Bist du krank?«
Keely hörte den besorgten Unterton und öffnete die Augen. »Ich habe etwas gespürt«, sagte sie kopfschüttelnd.
»Was hast du gespürt?«
»Gibt es einen anderen Weg zur Kapelle?« ließ sie seine Frage unbeantwortet. »Ich kann nicht durch diese Galerie gehen.«
Richard sah ihr tief in die Augen. »Aber warum nicht?«
»Dort gibt es Seelen, die keine Ruhe finden«, antwortete Keely.
»Geister gibt es nur für Träumer wie dich«, fuhr Richard sie an. »Du hast mir versprochen, diesen dummen Aberglauben sein zu lassen.«
Keely blitzte ihn an. »Nur weil du meinen Glauben dumm nennst, ist er noch lange nicht dumm. Ich weiß, was ich gespürt habe. Du ... Zweifler !« Sie wollte davonlaufen, aber er hielt sie fest.
»Was glaubst du, was du hier machst?« schnauzte er sie an. »Während wir hier sprechen, geben sich Gräfin Cheshire und dein Vater in der Kapelle das Jawort. Wie soll ich deine Abwesenheit erklären?«
»Erzähl ihnen, was du willst«, erwiderte ihm Keely nicht weniger barsch und befreite sich aus seinem Griff. »Mein Vater akzeptiert mich so, wie ich bin. Auch wenn du das nicht tust.« Mit diesen Worten rannte sie verärgert davon und ließ ihn allein zurück.
»Verdammt«, fluchte Richard, als er ihr nachsah. Lange war er unentschlossen, was er tun sollte. Sollte er ihr nacheilen? Es gehörte sich, daß zumindest einer von ihnen der Hochzeit beiwohnte. Richard machte auf dem Absatz kehrt und marschierte durch die Lange Galerie zur Königlichen Kapelle.
Inzwischen eilte Keely durch das Labyrinth an Gängen, doch sie wußte nicht mehr, welcher davon in ihr Gemach führte. Hier kam ihr nichts vertraut vor, und es gab niemand, den sie fragen konnte. Ihr wurde zusehends angst und bange, und sie rannte immer schneller. Als sie um die Ecke bog, stieß sie mit einem Mann zusammen.
Kräftige Hände hielten sie fest, so daß sie nicht hinfiel. Keely blickte verwirrt auf und sah ein vertrautes Gesicht vor sich.
»Guten Tag, Gräfin«, begrüßte sie Baron Willis Smythe.
»Gräfin?« fragte Keely verwirrt.
Smythe grinste. »Durch Eure Heirat seid Ihr nun eine Gräfin.«
Der
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