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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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verwirrte Ausdruck verschwand aus Keelys Gesicht, dafür röteten sich ihre Wangen sanft, was durchaus vorteilhaft war. »Ich vergaß«, murmelte sie.
    Der Baron lachte dröhnend. Dann fiel sein interessierter Blick auf ihr reizendes Dekolleté. Aus seinen Augen blitzte die Lust, doch Keely war zu unschuldig, um dies zu bemerken.
    »Habt Ihr bereits Euren Treueeid vergessen, Mylady?« fragte Smythe sie leise.
    »Ich habe mich schrecklich verlaufen«, gestand Keely und überhörte diese unverschämte Frage einfach. »Könntet Ihr mir den Weg zum Zimmer meines Gatten zeigen?«
    »Wo ist Richard?«
    »Ich schickte ihn zur Hochzeit meines Vaters«, erklärte sie. »Ich selbst jedoch fühle mich nicht wohl und möchte mich zurückziehen.«
    »In Not geratene junge Damen sind meine Spezialität«, bemerkte Smythe und hakte sie unter. »Erlaubt mir, Euch dorthin zu geleiten.«
    Als sie das Schlafzimmer erreichten, wandte sich Keely zu ihm, um sich zu bedanken. Der Baron trat gefährlich nahe an sie heran und küßte ihr die Hand.
    »Soll ich Euch Gesellschaft leisten, bis der Graf wiederkommt?« schlug Willis vor und bemühte sich, so verführerisch wie möglich zu klingen.
    »Nein!« Keely rannte in das Zimmer und schlug die Tür zu, um sie sofort zu verriegeln. Draußen hörte sie den Baron kichern, als er sich entfernte.
    Erleichtert darüber, Smythe losgeworden zu sein, lehnte sich Keely an die Tür und atmete tief durch. Sie mochte Willis Smythe nicht. Ihn umgab eine Aura unzeitgemäßen Todes, und in seinen Augen sah sie eine Düsternis, die sich nicht mit seinem bösartigen Humor erklären ließ.
    Vor Wut auf ihren Ehemann begann Keely im Zimmer auf- und abzugehen. Der Graf hatte, bevor er sie heiratete, gewußt, wer sie war. Wollte er sie jetzt ändern? Dabei würde er sich nur die Finger verbrennen. Ihr Glaube entzog sich seines Einflusses. Er hätte wohl mehr Erfolg, würde er den Vögeln befehlen, das Zwitschern sein zu lassen. Warum hatte er nicht auf sie gehört, als sie ihn warnte, daß sie sich nie an das Leben am Hofe gewöhnen würde? Der Graf und sie waren noch keinen Tag verheiratet, und schon war ihre Ehe in ihren Grundfesten erschüttert. War es ihr Schicksal, stets zu den Ausgestoßenen zu gehören, eine unglückliche Außenseiterin zu sein? Gab es in Gottes Universum keinen sicheren Hafen für sie?
    Keely zwang sich, nicht mehr über ihre zum Scheitern verurteilte Ehe nachzugrübeln. Doch ihre Gedanken schweiften nun zu dem Korridorlabyrinth von Hampton Court und zu der unsichtbaren Erscheinung in der Langen Galerie. Irgendeine schreckliche Tragödie mußte dort geschehen sein, genauso wie im Londoner Tower, und eine arme, gequälte Seele irrte nun umher auf der Suche nach ihrem Frieden. Was waren diese Engländer nur für Menschen, daß sie solche Seelenpein verursachen konnten?
    Keely erstarrte, als es an die Tür klopfte. Sie fragte sich, ob vielleicht Baron Smythe zurückgekehrt war. »Wer ist da?« rief sie.
    »Ein Page, Mylady.«
    Keely öffnete die Tür und sah einen Jungen, der die königliche Livree trug. »Ja?«
    »Graf Basildon bat mich, Euch in den Saal zu geleiten«, erklärte ihr der Junge. »Seid Ihr bereit?«
    Keely nickte und folgte ihm den Gang entlang. Doch sie machte sich Sorgen. Ihr Ehemann war wütend auf sie und hatte einen Pagen geschickt, um sie zu holen. Wenn der Graf auch nur ein klein wenig war wie Madoc, würde es tagelang dauern, bis seine Wut nachließ. Wie konnte sie je wieder seine Zuneigung gewinnen?
    Der Page verschwand am Saaleingang. Keely betrat zögernd den Saal. Der Anblick, der sich ihr bot, war atemberaubend. Hunderte farbenprächtig gekleideter Höflinge drängten sich im Empfangssaal der Königin. Keely hatte Angst, sich in dieses Gewühl zu mischen, und blieb am Eingang stehen.
    Der Saal war riesengroß. Die besten Musiker Englands standen auf der linken Seite und spielten auf ihren Instrumenten. An der langen Wand gegenüber vom Eingang saß Königin Elisabeth auf einem Podium, das mit exotischen Teppichen belegt war. Die Mitte des Saals war für den Tanz freigehalten worden.
    Die äußere Erscheinung war hier, am Tudorhofe, das wichtigste. Und in dieser Hinsicht übertrafen die Männer die Frauen. Wams, Kniehose und Accessoires aus goldenem Brokat, silberner Seide oder brombeerrotem Samt bildeten bei jedem einzelnen Höfling eine harmonische Farbsymphonie. Mit wertvollen Edelsteinen besetzte goldene Ohrringe baumelten an ihren Ohren, und mancher Mann

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