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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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Ahornbäumen und bauten sich ein Nest, während die Bienen in den Blüten der Bäume nach Nektar suchten. Ein Tepppich aus violetten Veilchen schmückte die Wiese unter dem Fenster von Richards Arbeitszimmer. Gelbe Narzissen winkten fröhlich ihren Freunden, den strahlend gelben Forsythien, am Ende des Parks zu.
    Heimat. Wie der Gesang der Sirenen riefen die walisischen Berge und Täler nach ihr.
    Keely schloß die Augen und stellte sich die Wälder und Wiesen ihrer Heimat vor, die Wohnstatt ihrer Ahnen. Sie seufzte. Eines Tages würde sie ihren Kindern das Land ihrer Geburt zeigen, diesen besonderen Ort, den man Heimat nennt.
    Bei ihrem Spaziergang durch den Park blieb Keely an dem Ort stehen, wo die Eibe, die Birke und die Eiche zusammenstanden. Was dem Graf noch fehlte, war ein heiliger Garten. Und hier schien der rechte Platz dafür zu sein. Im nächsten Frühling wollte sie hier einen Garten anlegen, um der Göttin dafür zu danken, daß sie ihr diese Tochter geschenkt hatte, die sie unter dem Herzen trug. Frauenschuh, Frauenhaarfarn und Tausendschön würden hier wachsen, allesamt der Göttin geweihte Pflanzen.
    Keely lächelte, als sie sich vorstellte, wie sie jeden Tag mit ihrer Tochter zusammensitzen würde, ob Sommer oder Winter, Regen oder Sonnenschein, wie sie ihr das Alte Wissen vermitteln, den goldenen Faden an sie weitergeben würde. Genauso, wie es Megan getan hatte. So würde die Spirale des Lebens bis in alle Ewigkeit weitergehen.
    Sicher würden noch andere Töchter und Söhne folgen. Jedes Kind würde auf seine Art besonders sein. Sie würde ihr Wissen frohen Herzens mit ihnen teilen. Nur eines bereitete ihr Sorge, ihr so pragmatisch veranlagter Ehemann. Keely betete, daß die Unfähigkeit des Grafen, über den Horizont hinauszublicken, ihre Kinder nicht allzusehr beeinflussen möge.
    »Gräfin?«
    Erschrocken fuhr Keely herum. Willis Smythe stand vor ihr. Seine düstere Erscheinung verdeckte die Sonne wie eine bedrohliche, schwarze Sturmwolke. Aye, Baron Smythe war dunkel und gefährlich – und möglicherweise noch übler.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, lächelte Willis. »Ich wollte Euch keinen Schrecken einjagen.«
    »Niemand jagt mir einen Schrecken ein«, entgegnete Keely etwas ungelenk. Sie konnte ihre Abneigung nicht verbergen. »Ich habe es nur nicht gern, wenn ich aus meinen Betrachtungen gerissen werde.«
    »Betrachtungen?«
    »Ich habe über die herrliche Natur nachgedacht«, erklärte Keely und deutete auf den Garten ringsum. »Seht Ihr nicht die Schönheit, die uns umgibt?«
    Willis blickte sich schnell um. »Doch, es ist sehr schön hier.«
    »Woher kommt Ihr?« fragte ihn Keely und legte den Kopf zur Seite. Sie hatte ihn nicht kommen hören, und Jenings hatte ihn nicht angekündigt.
    »Hampton Court«, antwortete Willis, der ihre Frage falsch verstanden hatte.
    »Ist mit Richard alles in Ordnung?« rief Keely voller Angst, die Hände beschützend auf dem Bauch.
    »Richard geht es gut«, versicherte Willis ihr. »Doch bringe ich eine wichtige Nachricht, die ihn betrifft.«
    »Kommt ins Haus.«
    »Nein, es ist besser, wenn uns niemand hört.«
    Keely sah ihn fragend an. Sie fühlte sich nicht wohl in der Gegenwart des Barons. Die inzwischen vertraute Aura eines frühzeitigen Todes hüllte ihn ein wie stets, doch die schwarze Wolke, die über seinem Kopf schwebte, erschien ihr so groß und bedrohlich wie noch nie. Blitzartig erkannte Keely, daß der Baron ein wandelnder Toter war. Bald würde der Tod sich Willis Smythe holen.
    Willis senkte die Stimme. »Richard will heute abend aus dem Tower fliehen ...«
    »Fliehen?« rief Keely. »Warum?«
    »Bitte, Madam. Stellt keine Fragen, wir verlieren dadurch nur wertvolle Zeit«, entgegnete Willis in angemessen strengem Ton. »Hört mir zu, ohne mich zu unterbrechen.«
    Keely nickte. Sie wollte ihren Mann nicht gefährden.
    »Vor ein paar Tagen zog Richard vom Beauchamp-Turm in den Cradle-Turm«, erklärte Willis. »Dieser Turm ist niedriger als die anderen Türme, da er zum Entladen der Boote dient. Im Schutze der Dunkelheit wollen die Männer des Barons von Schloß Basildon auf einem Boot kommen, unter dem Turm anlegen und ihm ein Seil zuwerfen. Das Boot wird Richard flußaufwärts bringen, an London und Devereux House vorbei. Am Anlegeplatz wird ihn ein schnelles Pferd erwarten, das seine Eltern bereitgestellt haben.«
    Keely fiel es schwer, ihm zu glauben. Warum sollte Englands beliebtester Graf seine Zukunft zerstören, indem er

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