Die Druidengöttin
Priorei und haltet die Hände nach oben«, befahl Hew.
Als die sieben Männer diesem Befehl nachgekommen waren, hielt Hew neben ihnen Wache. »Wenn ihr auch nur den kleinen Finger bewegt«, warnte er sie, »mache ich Hackfleisch aus euch.«
»Wo ist Keely?« fragte Richard nun Odo.
»Sie ist in Sicherheit, bei Rhys in Wales.«
Gott sei Dank, dachte Richard. Erleichtert legte er Odo die Hand auf die Schulter. »Danke, Cousin.«
»Nichts zu danken«, rief Hew, bevor sein Bruder etwas sagen konnte. »Der junge Marquis ist bei ihr.«
»Keely schickte uns zurück, um Euren Namen reinzuwaschen«, erklärte Odo. »Wir beschlossen, zuvor hier haltzumachen und den Baron zu töten, da er sie geschlagen hat.« An den Herzog gewandt, fügte der Hüne hinzu: »Scheint, als hat Henry das Zeug zum Helden. Er setzte sein Leben aufs Spiel, um unser kleines Mädchen in Sicherheit zu bringen.«
»Danke, daß Ihr mir dies mitteilt«, erwiderte Herzog Robert lächelnd mit vor Stolz geschwellter Brust. »Ich war stets davon überzeugt, daß er nach mir kommt.«
»Wir können Dudley ein paar Tage gefangenhalten, bis du Keely geholt hast«, schlug Onkel Hal Richard vor.
»Und was ist mit mir?« fragte Roger mit einem ängstlichen Seitenblick auf seinen Vater.
Richard blickte von Roger zu dem offensichtlich wütenden Grafen von Eden. Er lächelte dem Jungen zu und meinte: »Kleiner, Seine Gnaden und ich würden niemals erwägen, ohne dich zu reisen.«
»Nehmen wir doch ihre Pferde«, schlug Herzog Robert vor. »Dann brauchen wir die unseren nicht zu satteln.«
»Nein, wir reiten auf unseren eigenen«, entgegnete Richard.
»Einen Augenblick, Mylords«, unterbrach Odo sie. »Rhys hält Keely und Henry als Geiseln.«
Der Graf von Leicester und der Graf von Eden blickten einander an und lachten schadenfroh.
»Mein Schwager hält meine Frau als Geisel?« wiederholte Richard, außer sich vor Entrüstung.
Odo nickte.
»Wieviel will er?«
»Rhys will nicht Euer Geld«, antwortete Odo. An den Herzog gewandt, fügte er hinzu: »Baron Lloyd wünscht die schöne und liebreizende – ich denke, das war das Wort, das er gebrauchte – die liebreizende Lady Morgana als Braut.«
Herzog Robert lächelte. »Baron Lloyd kann die Hand meiner Tochter und eine ansehnliche Mitgift haben.«
Richard und sein Schwiegervater machten sich auf den Weg zu den Stallungen. Als er merkte, daß der Junge nicht an ihrer Seite war, rief Richard zurück: »Kommst du, Kleiner?«
Roger grinste und setzte ihnen nach.
»Komm sofort zurück, Sohn!« brüllte der Graf von Eden, auch wenn er sich angesichts des Schwerts, das der Hüne auf ihn richtete, nicht zu bewegen wagte. »Gehorche mir, oder ich schlag dich so gut wie tot. Ich enterbe dich!«
Richard hielt inne und drehte sich langsam um. »Roger besitzt mehr Anstand im kleinen Finger als zehn Edelleute zusammen. Wenn Ihr ihm auch nur ein Haar krümmt, werde ich dafür sorgen, daß Ihr noch vor der Mittsommernacht am Bettelstab geht.«
»Soll das eine Drohung sein?« begehrte der Graf von Eden auf.
»Betrachtet es als Versprechen.«
Der Graf von Basildon, der Herzog von Ludlow und der Page der Königin wandten sich um und machten sich auf zu den Stallungen. Als sie um die Ecke bogen, waren sie zwar nicht mehr zu sehen, aber noch immer zu hören.
»Warum nehmen wir nicht einfach ihre Pferde?« fragte Roger.
»Kleiner, du mußt stets den nächsten Zug deines Gegners in Erwägung ziehen«, erklärte Richard dem Jungen. »Wenn wir ihre Pferde nehmen, wird Dudley versuchen, Elisabeth dazu zu bewegen, uns wegen Pferdediebstahls zu hängen ...«
Fünfundzwanzig Meilen nordwestlich der Smythe Priorei lag der Sitz der Lloyds, eingebettet in ein abgelegenes Bergtal südlich des Sees von Vyrnwy. In den Waliser Bergen ließ sich der Frühling stets Zeit, aber dieser Tag war besonders grau und kühl, obwohl es nur noch ein paar Stunden bis zum ersten Mai waren. Es schien, als wolle der Winter die Menschen daran erinnern, daß er noch nicht besiegt war.
Keely betrat den Saal der Lloyds kurz vor dem Mittagessen. Sie trug einen schweren Wollmantel über dem Arm und einen alten Beltanekorb ihrer Mutter. Nachdem sie beides am Haupttisch abgelegt hatte, setzte sie sich neben ihren Bruder.
»Allmählich siehst du aus, als ob du etwas Größeres verschluckt hast«, neckte Rhys sie augenzwinkernd. »Wie geht es deiner Hand?«
»Bereits viel besser.« Keely blickte hinunter auf ihren dicken Bauch und errötete. Doch dann
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