Die Druidengöttin
vorwärts. Der Herzog von Ludlow und der Page der Königin folgten dicht hinter ihm. Sie hielten ihre Pferde an der Ostseite der Priorei neben der Hecke an, und stiegen ab.
Richard zog sein Rapier und führte sie um die Priorei herum zur Vorderseite.
»Warte draußen«, befahl er dem Jungen.
Roger wollte protestieren, aber angesichts des grimmig entschlossenen Ausdrucks in Richards Gesicht überlegte er es sich anders.
»Ich rufe, wenn ich deine Hilfe brauche«, fügte Richard hinzu, und um den Stolz des Jungen nicht zu sehr zu knicken: »Zieh deinen Degen und halte dich bereit.«
Roger nickte ernst. Das Vertrauen des Grafen war Balsam für seine Jungenseele.
Mit dem Rapier in der Hand trat Richard auf die Tür zu. Er hätte sie einfach öffnen können, doch da er wußte, daß der Junge ihn beobachtete, entschied er sich für eine aufsehenerregendere Vorgehensweise. Er hob den Fuß und trat die Tür ein.
»Wer ist da?« rief jemand.
Richard ging in die Richtung, aus der die Stimme des Barons gekommen war, Herzog Robert folgte ihm auf den Fersen. Beide Männer blieben vor dem Eingang zum Saal der Priorei stehen, der nicht allzu groß war.
Willis saß in einem Sessel vor dem Kamin. Er erhob sich überrascht, als die beiden eintraten.
»Richard, bist du es wirklich?« begrüßte Willis ihn und versuchte zu lächeln. »Wie gelang es dir, aus dem Tower zu fliehen?«
Seine Verachtung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als Richard ihm tief in die Augen blickte und dann, so laut er konnte, schrie: »Keely!«
Kein Ton war zu hören.
»Ich bin alleine hier«, erklärte ihm Willis und blickte ihn halb verwirrt, halb belustigt an.
»Er könnte sie eingesperrt haben«, gab Herzog Robert zu bedenken. »Ich sehe in den Schlafzimmern nach.« Mit diesen Worten rannte der Herzog die Treppe hoch, wobei er jeweils zwei Stufen auf einmal nahm.
»Was soll das?« fragte Willis und ging auf den Grafen zu.
Richard hob warnend sein Rapier. »Bleib, wo du bist.«
Willis‘ Lächeln erstarb. Er blieb stehen und hob beschwichtigend die Hände.
»Sie ist nicht da«, rief Herzog Robert, als er wieder die Treppe herunterkam.
Richard musterte seinen ehemaligen Freund mit zusammengekniffenen Augen, aus denen kalte Mordlust sprach.
»Hat dich deine Frau verlassen?« fragte Willis ihn, als habe er von nichts eine Ahnung. »Du glaubst doch nicht etwa, sie und ich ...«
»Das Spiel ist aus«, unterbrach Richard ihn, und seine Stimme verriet, wie wütend er war. » Roger!«
Mit gezogenem Degen rannte der Page der Königin in die Priorei. Der Junge schien bereit, es mit dem Teufel selbst aufzunehmen.
»Erkennst du ihn?« fragte Richard, ohne den Baron auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Willis starrte Roger mit unbewegter Miene an.
»Du hast Jane getötet und meinen Dolch neben ihrer Leiche liegen lassen«, erklärte Richard.
»Dann versuchtet Ihr, Morgana zu erwürgen«, fügte Herzog Robert hinzu.
»Doch sowohl die Lady als auch ich haben überlebt«, ließ Roger den Baron wissen. »Es ist Zeit, daß Ihr für Eure Verbrechen bezahlt.«
Wenn Blicke töten könnten, wäre Roger wohl auf der Stelle tot umgefallen. »Ich hätte mir die Zeit nehmen sollen, dich für immer zum Schweigen zu bringen«, fauchte Willis ihn an. »Du Bengel glaubst wohl, dich überall einmischen zu müssen.«
»Wo ist meine Frau?« beharrte Richard.
»Der verfluchte Waliser Trottel ist geflohen«, antwortete Willis verbittert. »Wenn ich verhaftet bin, dann gib mir noch fünf Minuten, um zu packen.«
Richard hob eine Augenbraue. »Ich bin nicht gekommen, um dich zu verhaften, Willis.«
Willis sah ihn verdutzt an und begann zu lächeln.
»Ich habe vor, dich zu töten«, erklärte ihm Richard.
Das Lächeln erstarb.
Richard warf dem Jungen ein Blick zu. »Roger, geh hinaus!«
»Damit ich den aufregenden Teil versäume?«
»Ich sagte, geh!«
Widerstrebend wandte Roger sich um und verließ den Saal. Damit die zwei mehr Platz für ihren Kampf hatten, wartete Herzog Robert vor dem Eingang zum Saal.
»Warum hast du das getan?« fragte Richard.
»Des Geldes wegen, natürlich.«
»Du gemeiner Hundesohn.«
»Für jemanden wie dich, dem es nie an etwas fehlte, ist es einfach«, entgegnete Willis in anklagendem Ton.
»Dir hat es auch nie an etwas gefehlt«, schoß Richard zurück. »Wo befindet sich Ludlows Heiratsurkunde?«
»Zerstört.«
»Lügner.«
»Dieses hinterhältige Biest, das du geheiratet hast, hielt die Urkunde mit der Hand
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