Die Druidengöttin
einen Tritt und schwang den Schwertgriff in das Gesicht des zweiten Wegelagerers.
»Verschwinde!« rief Hew, der das Gleichgewicht verlor, seinem Bruder zu, und dieser machte sich aus dem Staub, so schnell er konnte.
Hew fiel von seinem Pferd und landete unsanft auf der Straße. In seiner Verzweiflung, dem Engländer zu entkommen, rappelte Hew sich hoch und stolperte in das Unterholz. Ein paar Sekunden später packten ihn zwei kräftige Hände von hinten.
Richard hob die Faust zum Schlag und fauchte: »Ich will dein Gesicht sehen, wenn du deine Zähne schluckst.« Dann stöhnte er, sank wie ein Sack in sich zusammen und begrub Hew unter sich.
»Hast du ihn umgebracht?« starrte Hew seinen Bruder an.
»Nur ein liebevoller Klaps«, beruhigte ihn Odo und hob den Grafen etwas hoch, damit Hew unter ihm herausrutschen konnte. »Er wird bald wieder aus seinem Nickerchen erwachen.«
»Und Alarm schlagen«, erklärte Hew und faßte sich an den Nacken, als spüre er bereits, wie sich die Schlinge um seinen Hals zuzog. »Wir müssen ihn zurückhalten.«
Odo brütete lange darüber nach und meinte schließlich: »Wenn wir sein Pferd stehlen, gewinnen wir genug Zeit, um Keely zu holen und von hier zu verschwinden.«
»Dann machen wir uns nicht nur der Wegelagerei, sondern auch noch des Pferdediebstahls schuldig«, stöhnte Hew.
»Kopf hoch«, tröstete ihn Odo. »Die Engländer können uns nur einmal hängen.«
Die zwei Waliser begannen, den Grafen nach Wertgegenständen zu durchsuchen. Bevor sie sich davonmachten, zog Hew einen der magischen Karneole aus seiner Hosentasche und legte ihn dem Grafen in die rechte Hand.
»Damit uns Keely nicht ausschimpft, wenn sie erfährt, was wir getan haben«, erklärte Hew, als er den fragenden Blick seines Bruders auf sich ruhen fühlte.
»Nimm noch seine Stiefel«, wies Odo ihn an. »Wenn er barfuß nach Ludlow laufen muß, gewinnen wir eine Menge Zeit.«
Odo und Hew stiegen auf ihr Pferd und verschwanden, das Pferd des Grafen im Schlepptau, im Schutz der Wälder von Shropshire.
Als einige Zeit verstrichen war, öffnete Richard die Augen, schaute hinauf in den blauen Himmel und setzte sich schließlich langsam auf. Er faßte sich an seinen schmerzenden Hinterkopf und blickte sich verwirrt um. Wo war sein Pferd? Und wo waren seine Stiefel abgeblieben?
»Verdammte Mistkerle!« fluchte er.
Er betrachtete den rotbraunen Stein in seiner linken Hand. Sollte dies ein Entgelt für das sein, was sie ihm gestohlen hatten? Neben ihm lag sein Hut.
Mit dem Stein in der einen und dem Hut in der anderen Hand stand Richard auf. Den Stein würde er behalten. Er sollte ihn stets an diese Schurken und das, was sie ihm angetan hatten, erinnern.
Sollte ich die beiden je zwischen die Finger bekommen, schwor Richard sich , werden sie sich wünschen, als Kleinkinder gestorben zu sein.
Und dann trat Richard den erniedrigendsten Gang seines Lebens an, den Marsch nach Schloß Ludlow. »Au!« Er bückte sich und entfernte einen spitzen Stein, der zwischen seinen Zehen eingeklemmt war. Befreit von dem Missetäter richtete er sich wieder auf, drückte die Schultern durch und setzte seinen Weg fort.
Die Mistkerle hatten ihm eine wichtige Lektion erteilt, erkannte Richard. Wenn er eines Tages in Irland war, würde er stets auf Rückendeckung achten. Doch Lektion hin oder her, für dieses Verbrechen würden die Schurken teuer bezahlen.
Richard war so damit beschäftigt, sich seine Rache auszumalen, daß er Schloß Ludlow in kürzester Zeit erreichte. Nur das Gelächter der Talbotschen Soldaten riß ihn aus dieser beglückenden Tagträumerei.
Hocherhobenen Hauptes ging Richard über die heruntergelassene Zugbrücke und durch den äußeren Burghof in den inneren Hof. Trotz seines schamroten Gesichts tat der Graf von Basildon, als höre er das Gelächter nicht, das ringsum erschallte, wo er sich zeigte.
»Was, zum Teufel, treibt Ihr da, Devereux?« Die tiefe Stimme gehörte Robert Talbot.
Richard wandte sich um und zog eine rotbraune Augenbraue in die Höhe, als er sich der eindrucksvollen Gestalt des Herzogs von Ludlow gegenübersah. »Ich bin gekommen, Euer Gnaden, um Morgana den Hof zu machen.«
»Ihr seid barfuß von Leicester hierher marschiert?«
»Ich bin ausgeraubt worden, Ihr Dummkopf!« brüllte Richard und wedelte mit seinem Hut in die Richtung des Herzogs. Nun wagte es niemand mehr, über den Grafen zu lachen. Niemand bis auf eine Ausnahme.
Ein kehliges Lachen weckte jedermanns
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