Die Druidengöttin
über solche Nebensächlichkeiten zu zerbrechen«, erhob Odo die Stimme. »Geh du nach oben und schlaf dich aus. Heute nachmittag reisen wir ab.«
Keely lächelte und erhob sich von der Bank. Sie beugte sich zu den beiden Männern, um ihnen beiden einen Kuß auf die Wange zu geben. »Ich habe euch sehr lieb«, meinte sie, was beide vor Verlegenheit rot werden ließ.
Sobald sie nach oben verschwunden war, warf Hew seinem Bruder einen Blick zu. »Na, was jetzt?«
»Wir haben nicht viele Münzen«, gestand Odo. »Aber das ist noch lange kein Grund, sich Sorgen zu machen. Wir schaffen es bis London, und wir werden bis zur dritten Septemberwoche nicht verhungern. Irgend etwas wird sich ergeben.«
Wieder flog die Tür zur Gaststube auf, und ein hochgewachsener, gutaussehender Mann trat ein. Sein arrogantes Auftreten und seine vornehme Kleidung schrie förmlich: »reicher Edelmann«. Der hochgestellte Herr suchte unverzüglich den Wirt auf und erklärte mit lauter Stimme: »Ich brauche für eine Stunde ein ordentliches Zimmer und ein heißes Bad. Selbstverständlich werde ich den Preis für einen ganzen Tag entrichten. Wie weit ist es bis nach Schloß Ludlow?«
»Eine halbe Stunde die Straße entlang, Mylord«, gab der Wirt zur Antwort. »Bitte folgt mir. Ich werde Euch mein bestes Zimmer zeigen.«
Odo, der den Edelmann nicht aus den Augen ließ, als dieser die Treppe hinaufging, lehnte sich zu seinem Bruder hinüber und flüsterte: »Es ergibt sich gerade was.«
Hew zuckte zusammen und blickte ihn entsetzt an. »Denkst du das, was ich denke, daß du denkst?«
»Was, zum Teufel, brabbelst du da?« fuhr Odo seinen Bruder an und knuffte ihn. »Drück dich klar und deutlich aus.«
»Für Wegelagerei kann man gehängt werden«, gab ihm Hew leise zu bedenken.
»Nenn es einfach Plündern«, riet ihm Odo. »Und überhaupt, erhängt werden ist ein schnellerer Tod als zu verhungern.«
»Wir werden schon nicht erwischt«, flüsterte Hew zurück, und seine Miene hellte sich auf.
Stirnrunzelnd sah Odo ihn an. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Wir tragen die Karneole bei uns«, erklärte ihm Hew und zog einen der glatten, rotbraunen Steine aus seiner Tasche. »Keely hat gesagt, in diesen Steinen stecke ein Zauber, der uns vor Ungemach schützt. Das hat Megan ihr beigebracht.«
Odo schloß die Augen, als könne er die abgrundtiefe Dummheit seines Bruders nicht länger mit ansehen und unterdrückte das Verlangen, ihm eine zu scheuern. »Ich kenne die vollkommene Stelle, um unseren Freund zu treffen«, erklärte er und stand auf. »Komm, gehen wir.«
Hew sah ihn verständnislos an. »Welchen Freund?«
Diesmal versetzte Odo ihm einen Klaps und knurrte: »Du hirnverbrannter Idiot.«
»Ach«, rief Hew. Endlich hatte er verstanden und folgte seinem Bruder hinaus.
Eine Stunde später waren Odo und Hew bereit für ihren »Plünderstreifzug«. Die unmaskierten Plünderer legten sich im dichten Gehölz entlang der Straße auf die Lauer und warteten auf ihr Opfer, das sich in diesem Augenblick in gemächlichem Tempo Schloß Ludlow näherte.
Immer näher kam der Edelmann.
Beinahe war auf der Höhe ihres Verstecks.
Odo gab Hew das Zeichen loszureiten. Sie stürmten vor und hinter dem ahnungslosen Reiter auf die Straße. Erschrocken bäumte sich dessen Pferd auf, wobei der Hut des schwarzgekleideten Edelmanns zu Boden fiel und eine flammendrote Mähne enthüllte. Er wollte nach seinem Degen greifen, ließ aber die Hand am Griff, als er eine Schwertspitze an seinem Nacken spürte.
»Wer wagt es, sich an einem Peer der Königin zu vergreifen?« fauchte der Graf von Basildon in einem Ton, der aus seiner tiefen Verachtung keinen Hehl machte.
»Wer auf dieser Straße reist, muß Maut zahlen«, erklärte ihm Odo. »Und diesen Maut treiben wir ein.«
»Gebt uns, was Ihr an Münzen bei Euch habt, edler Herr«, fügte Hew hinzu.
Als er ihre Forderung hörte, hob Richard Devereux seine kupferroten Augenbrauen. »Ihr versucht, den Grafen von Basildon auszurauben?«
»Wir versuchen gar nichts«, schoß Odo zurück. »Wir tun es. Gebt mir Euer Schwert mit dem Griff voran, und anschließend den Degen.«
Richard leistete Widerstand und tat nichts dergleichen.
»Beeilt Euch«, fuhr Hew ihn an. »Oder Ihr bedauert es.«
Langsam zog Richard sein Schwert. In dem Augenblick, als er es ihnen reichte, trat er seinem Roß in die Flanke, das daraufhin zur Seite tänzelte. Richard zog den Fuß aus dem Steigbügel, versetzte Odos Pferd
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