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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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weißen Schnurrbart. Sie war jedoch kein Kind, wie die sinnlichen veilchenblauen Augen unter den dichten, dunklen Wimpern deutlich machten.
    Richard war wie hypnotisiert; er riß sich los von diesen unglaublichen Augen, doch sein Blick blieb an ihren einladenden Lippen hängen. Mit einemmal spürte er das heftige Verlangen, ihr die Milch von der Oberlippe zu lecken. Und anschließend ...
    Keely fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und der Milchbart war verschwunden. So unschuldig diese Geste gewesen war, so verführerisch war sie auch.
    Richard schloß die Augen, um der Versuchung Herr zu werden, und unterdrückte ein Stöhnen. Es fiel ihm sehr schwer, nicht die Gewalt über sich zu verlieren.
    »Kostet den Schinken«, befahl Richard. Der strenge Ton sollte seine Begierde maskieren.
    Keely schüttelte den Kopf.
    »Ihr müßt essen«, beharrte er. »Eine Sommerbrise genügt, um Euch umzuwehen.«
    »Schweinefleisch mag ich nicht«, erklärte Keely ihm. »Ich rühre es nie an.«
    Richard, der bisher alles, was man ihm vorsetzte, gegessen – und zwar gerne gegessen – hatte, fehlte für diese merkwürdige Abneigung jegliches Verständnis. Er hob eine Scheibe Schinken hoch und versuchte, sie ihr schmackhaft zu machen. »Nur ein bißchen.«
    »Bitte, ich kann nicht.«
    »Nennt mir einen guten Grund.«
    »Ich kann Schweinefleisch nicht ausstehen.« Keely blickte ihm direkt in die Augen. »Und Euch ginge es genauso, wenn Ihr von einem wilden Eber getötet worden wärt.«
    Richard starrte sie verdutzt an. Was, zum Teufel, redete sie da?
    »Ich wurde einmal von einem Wildschwein getötet«, versuchte Keely ihm die Sache zu erklären. »In einem anderen Leben natürlich. Und deshalb ...« Sie hielt inne, erschrokken darüber, was sie soeben von sich preisgegeben hatte.
    »Ein anderes Leben?« wiederholte Richard.
    »Ich habe bereits viele Leben gelebt.« Wieder huschte dieses vieldeutige Lächeln über Keelys Gesicht. Sie streckte die Hand aus, um seine Hand zu berühren. »Und ich glaube, Ihr habt auch schon einmal früher gelebt.«
    Zuerst wollte Richard die Hand wegziehen und ihr erklären, sie sei verrückt.
    Er konnte diesen Impuls gerade noch unterdrücken. Schwieriger war es, den nächsten Impuls zu unterdrücken: ihr lauthals ins Gesicht zu lachen.
    Der dritte Impuls, dem er nachgab, war, ihre Eigenwilligkeit zu seinem Vorteil zu nutzen. Er setzte sein umwerfendes Lächeln auf und legte seine Hand auf die ihre, um ihr mit vor Leidenschaft bebender Stimme zu erklären: »Ich habe das Gefühl, Euch schon sehr, sehr lange zu kennen.«
    Keely senkte den Blick. Ihre Wangen glühten heftiger als die letzte Rose des Sommers inmitten der Jungfern im Grünen.
    »Kann ich bitte meine Hand zurückhaben?« flüsterte sie außer sich.
    »Aber sicher.« Jetzt, da er sich wieder Herr der Lage fühlte, schmunzelte Richard innerlich. Ihre Schüchternheit sah er als Zeichen für ihre Tugend, und das gefiel ihm. Er kannte keine Frau, die so war wie sie. Bald würde er das Geheimnis, das sie umgab, entschlüsselt haben und alles über sie wissen.
    Nach dem Essen führte er Keely zu einem der Sessel vor dem Feuer und nahm in dem Sessel gegenüber Platz. Er streckte die langen Beine aus und blickte ihr in die Augen.
    »Hat Euch Das Leben der Heiligen gefallen?« fragte er sie mit vor Vergnügen funkelnden Augen.
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich fand ihr Leben zu erschütternd, um es zu lesen«, antwortete Keely, die nicht wollte, daß er ihr Fragen über ein Buch stellte, das sie nicht lesen konnte.
    »Tatsächlich?« Richard hob die Augenbrauen.
    »Märtyrer faszinieren mich nicht«, führte sie aus. »Sinnloses Foltern und unnötige Leiden verabscheue ich.«
    Richard nickte und blickte ins Feuer, als sei er in Gedanken versunken. Aus den Augenwinkeln beobachtete er seinen Gast und sah, wie Keely mit den Füßen zappelte, als fühle sie sich nicht wohl in ihrer Haut.
    »Was ist mit Euren Füßen?« fragte er sie.
    »Ohne Strümpfe drücken die Stiefel.«
    »Um Himmels willen.« Richard stand auf und ging zu ihr. Keely zuckte zusammen, als Richard sich vor sie hinkniete und ihr die Stiefel auszog. Als er ihr den rechten Fuß massierte, verlor sie vollends die Fassung. »Ihr hättet die Strümpfe nicht ausziehen dürfen«, schimpfte er sie, ohne zu ihr aufzublicken.
    »Ich ... ich konnte sie nicht finden«, gestand Keely leise. »Ich war in Eile und dachte nicht, daß ich so lange hierbleiben würde.«
    Als Richard begann, ihren linken

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