Die Druidengöttin
zurücktreten ließ. Er hatte erwartet, nur vom Herzog in dieser unmöglichen Situation überrascht zu werden. War das Cheshires Sinn für Humor, drei gegen einen?
Die wutschnaubenden Eindringlinge rückten gegen Richard vor. Drei erhobene Fäuste waren auf sein hübsches Gesicht gerichtet. Herzog Robert traf ihn zuerst, er plazierte seinen Schlag so auf dem rechten Wangenknochen, daß Richard nach links flog. Odos Faust traf ihn gleich darauf auf die linke Wange, so daß er wieder nach rechts flog. Und Hew schließlich schlug ihn mitten ins Gesicht, worauf Richard auf dem Boden landete.
»Richard!« Keely eilte ihm zur Seite und kniete sich neben ihn. Sanft drückte sie seinen Kopf an ihre Brust und warf ihren Rettern wütende Blicke zu.
»Ich werde Euch nie verzeihen, daß ihr ihm weh getan habt.«
Zu benommen, um sich bewegen zu können, grinste Richard zu ihr hoch und murmelte: »Hallo, Schönheit.«
»Macht Euch auf eine Hochzeit gefaßt, Devereux«, stieß Herzog Robert zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Morgen früh spreche ich mit der Königin.«
»Ich kann ihn nicht heiraten!« rief Keely.
»Du heiratest Devereux«, drohte ihr Vater, »oder ich bin gezwungen, ihn zu töten.«
In diesem Augenblick trat die Gräfin von Cheshire durch die Tür. Sie warf Keely ihren Mantel um die Schultern und half ihr auf.
Herzog Robert stellte seinen zukünftigen Schwiegersohn wieder auf die Füße und warnte ihn: »Ihr sprecht morgen bei der Königin vor, oder ich biete dem Tower die Stirn und schleppe Euch vor den Altar.« Der Herzog gab der Gräfin und den beiden Walisern ein Zeichen, und sie brachten Keely zur Tür hinaus.
»Bitte, ich will nicht heiraten«, flehte Keely, als die Gräfin sie den Gang entlang zur Treppe führte. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, wie Richard ihnen folgte. Sogar in dem düsteren Korridor sah sein Gesicht lädiert aus, aber sein Gang war federnd.
Er hinkt nicht, wurde Keely klar. Seinem verdammten Knöchel fehlt gar nichts.
Niedergeschmettert schluchzte sie. Der Graf hatte ihr absichtlich die Unschuld geraubt, um sie vor den Altar zu zwingen. Wenn nur ihr Vater und ihre Cousins sie nicht in dieser unmöglichen Situation vorgefunden hätten, so hätte sie alles abstreiten können. Oh, warum nur hatte die Muttergöttin sie verlassen? Würde sie je ihr Glück finden oder einen Platz, wo sie hingehörte? Oder würde sie immer ein Außenseiter bleiben?
»Wenn Devereux dich nicht glücklich macht«, versuchte Herzog Robert sie zu trösten, »werde ich ihm das Herz mit einer stumpfen Klinge herausschneiden.«
Bei diesen Worten traten Keely Tränen in die Augen. Sie wollte keinen Ehemann, der sie unglücklich machte. Aber aus einem ihr unverständlichen Grund wollte sie auch nicht, daß Richard litt, weil er ihr Leben zerstört hatte.
»Devereux ist reicher als der Papst«, erzählte ihr die Gräfin, die sie auf ihre Art zu trösten versuchte, als sie die Treppe hinunter gingen.
»Ich will keine Juwelen und keine Kleider«, schluchzte Keely.
»Seid still«, fuhr die Gräfin ihr über den Mund. »Was wollt Ihr dann?«
»Ich will nur Liebe.«
Ihr herzerweichendes Schluchzen drang bis nach oben, wo Richard stand. Er mußte lächeln, obwohl es ihm große Schmerzen bereitete, so sehr schwoll sein Gesicht an. Er wollte diese exotische Schönheit in seinem Bett und die Reise nach Irland. Der Herzog von Ludlow würde ihm nun geben, wonach er sich sehnte.
»Jennings, ich brauche dich!« rief Richard und hielt sich das schmerzende Gesicht.
»Ich komme, Mylord«, war der Majordomus zu hören. »Sobald ich es schaffe, mich wieder hochzurappeln.«
Siebtes Kapitel
Am nächsten Morgen zeigte der Herbst sich von seiner heitersten Seite. Ein strahlend blauer Himmel berührte sanft den Horizont, und eine leichte Brise streichelte das Land – es versprach einer jener unglaublichen, vollkommenen Tage zu werden.
Keely schien von dem Paradies ringsum nichts zu bemerken. Sie nagte sorgenvoll an ihrer Unterlippe, als sie zwischen Herzog Robert und Lady Dawn saß. Ihr überdachtes Flußboot nahm gemächlich seinen Weg die Themse hinunter Richtung Hampton Court, das zwölf Meilen südwestlich von London gelegen war.
Wahrscheinlich hätte sie ihren ersten Ausflug auf dem Fluß genossen, hätten ihre düsteren Vorahnungen sie nicht blind gemacht für die idyllische Landschaft. Sie konnte es kaum fassen, daß sie auf der Themse unterwegs war, um die englische Königin zu treffen
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