Die Druidengöttin
verschafft ihm die drei Dinge, die er sich am sehnlichsten wünscht: Euch, eine verwandtschaftliche Beziehung mit Eurem Vater und eine Reise nach Irland.«
»Was habe ich mit Irland zu schaffen?« fragte Keely verwundert.
»Devereux darf erst seinen Pflichten in Irland nachkommen, wenn er einen Erben gezeugt hat.«
Mit dieser Erklärung traf die Gräfin einen empfindlichen Nerv bei Keely. Benutzt zu werden, um einen Stammfolger zu zeugen, das roch sehr nach Madoc Lloyd, der ihre Mutter ins Grab gebracht hatte mit unzähligen Schwangerschaften, die sie nicht austragen konnte.
»Der Graf ist ein gutaussehender Mann«, entgegnete Keely. »Dutzende von Frauen wären froh, ihn zu heiraten und ihm einen Sohn zu schenken.«
»Diese Dutzende von Frauen sind aber nicht Keely Glendower.«
Darauf schwieg Keely. Die Gräfin war eine warmherzige Frau, aber sie dachte nicht gerade logisch. Ein Bastard hatte Englands erstem Grafen nichts zu bieten außer seinem Körper.
»Jetzt wird‘s schwierig«, verkündete Lady Dawn.
Keely folgte dem Blick der Gräfin und sah zwei junge Frauen auf sie zueilen.
»Lady Jane ist zwar verheiratet, aber sie sehnt sich nach dem Bettgeflüster des Grafen«, raunte die Gräfin Keely ins Ohr. »Lady Sarah, das ist die Blondine, will Devereux vor den Altar zerren.«
Die zwei elegant gekleideten Damen begrüßten die Gräfin ehrerbietig und musterten Keely neugierig aus den Augenwinkeln.
»Wir dachten, wir hätten Burghley und Basildon gesehen«, meinte Lady Jane.
»Wißt Ihr, wo die beiden sich aufhalten?« fragte Lady Sarah. »Wir müssen mit dem Grafen etwas Wichtiges besprechen.«
»Da bin ich mir ganz sicher«, flötete Lady Dawn, »aber die beiden sind gerade bei der Königin. In diesem Augenblick holt der Graf die Erlaubnis ein, die Tochter des Herzogs von Ludlow zu heiraten.«
Lady Jane störte das nicht im geringsten, doch Lady Sarah konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Was für ein Glück Morgana doch hat«, meinte sie niedergeschlagen.
»Nicht Morgana, meine Teuersten. Der Graf strebt eine Verbindung mit der anderen Tochter des Herzogs an«, erklärte ihnen die Gräfin, die die Situation sichtlich genoß. »Darf ich Euch Lady Keely Glendower vorstellen, die älteste und hübscheste Tochter des Herzogs.«
Verlegen, aber stolz lächelte Keely. An ihrem entsetzten Ausdruck konnte Keely ihre Gedanken ablesen: ein Bastard.
»Glückwunsch«, erklärte Lady Sarah.
»Auch ich möchte Euch beglückwünschen«, fügte Lady Jane mit einem abschätzenden Blick auf die neue Rivalin hinzu.
Ohne ein weiteres Wort entschwebten die beiden Damen. Sie wollten so schnell wie möglich die Neuigkeit verbreiten, daß Englands begehrtester Junggeselle einen herzoglichen Bastard heiraten wollte.
»Einen Rat noch, meine Teuerste«, meinte Lady Dawn, als sei den beiden hinterherblickte. »Freunde kommen und gehen am Hofe, aber Feinde neigen dazu, immer mehr zu werden. Vertraut niemandem außer Eurem Ehemann und Eurer Familie.«
Während die Gräfin draußen ihre Erkenntnisse über das Leben am Hofe weitergab, erhitzten sich im Audienzzimmer der Königin zusehends die Gemüter. Irritiert über die Aufgebrachtheit ihres herzoglichen Favoriten, warf Königin Elisabeth diesem wütende Blicke zu, während Graf Burghley, der vertrauenswürdigste unter ihren Ministern, entsetzt über die ganze schmutzige Affäre nur den Kopf schüttelte. Allein Richard wirkte gelassen, wenn auch entsetzlich zugerichtet.
»Entweder Devereux heiratet sie«, tobte Herzog Robert, »oder ich sehe mich gezwungen, ihn zu töten.«
»Erspart mir Euer Theater, Ludlow«, schnitt ihm die Königin das Wort ab. »Drängendere Sorgen als der beschädigte Ruf Eures Bastards erfordern hier meine Aufmerksamkeit.«
Bei dieser königlichen Zurechtweisung kniff der Herzog von Ludlow die Lippen zusammen.
»Basildon stimmt der Verbindung zu«, fuhr Elisabeth fort, »aber ich wünsche, die Kleine zuvor zu sehen.«
»Keely wartet mit Lady Dawn auf dem Gang«, erklärte der Herzog.
»Und was hat Cheshire mit dieser mißlichen Sache zu schaffen?« wollte die Königin wissen.
Herzog Robert errötete. »Als Keely ankam, weilte die Gräfin zufällig zu Besuch und bot sich an, Keely mit Rat und Tat am Hofe zu unterstützen.«
»Wie außerordentlich gütig von ihr«, bemerkte Elisabeth trocken. »Sagt Cheshire, sie möge dieser Unterredung hier beiwohnen.«
Herzog Robert verbeugte sich und ging gesetzten Schrittes den ungemein langen
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