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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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Verbrechen«, meinte Richard und beugte sich vor. »Straßenraub und Erpressung könnten unsere Spezialität werden.«
    Keely warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Na gut, dann erzähl mir von dir«, wechselte er das Thema.
    »Da gibt es nichts zu erzählen.«
    »Ich habe drei ältere Schwestern«, fing Richard an, ihr von sich zu erzählen, da er dachte, sie so dazu bewegen zu können, mehr von sich preiszugeben. »Kathryn ist mit dreißig die älteste, ihr folgt Brigette mit achtundzwanzig und Heather mit sechsundzwanzig.«
    »Ich habe mir immer eine große Familie gewünscht, vor allem nach einer Schwester habe ich mich stets gesehnt«, gestand Keely. »Erzähl mir von deinen Schwestern.«
    »Meine Schwestern piesackten mich gnadenlos und zeigten nicht den geringsten Respekt vor einem heranwachsenden jungen Grafen.«
    Keely lachte. »Sind sie auch bei Hofe?«
    »Leider lebt keine von ihnen in England.«
    »Erzähl mir, wie sie dich quälten.«
    Richard hob eine kupferfarbene Augenbraue und sah sie fragend an »Bist du etwa auf der Suche nach Anregungen?«
    Lächelnd legte Keely seinen linken Fuß aufs Bett und begann, den rechten Knöchel mit Öl zu massieren.
    »Du hast einen sehr ungewöhnlichen Namen«, bemerkte Richard.
    »Keely bedeutet ›Schönheit‹«
    »Wie passend. Richard bedeutet ›mächtiger Herrschen.«
    Keely schmunzelte. Was seine Arroganz anging, stand er einem König in nichts nach. »Wie alt bist du?« fragte sie.
    »Am sechsten Tag im Mai werde ich fünfundzwanzig.«
    »Wir sind exakte Gegensätze«, erklärte ihm Keely. »Du wurdest als sturer Stier geboren, während ich ein tödlicher Skorpion bin.«
    »Du bist zu zierlich und zu sanft, um gefährlich zu sein«, widersprach Richard.
    »Männliche Arroganz spricht aus dir.« Keely setzte seinen Fuß ab und flüchtete vor der Versuchung ans Fenster.
    Die gedämpften Farben der Dämmerung hatten den Himmel bis hin zum Horizont in sanftes Violett, tiefes Blau und samtenes Schwarz getaucht. Die Zeit nach Sonnenuntergang war Keely die zweitliebste Stunde des Tages.
    Von der Themse herauf zog der Nebel immer dichter ans Haus. Die schweren Dunstschleier drängten sich an die Erde wie ein Liebhaber.
    »Was siehst du?« fragte Richard, an seine Kissen gelehnt.
    »Ich sehe über den Horizont hinaus«, antwortete Keely, ohne nachzudenken.
    »Welch hervorragende Augen du haben mußt.« Richard unterdrückte merklich ein Lachen.
    »Über den Horizont sieht man mit dem Herzen hinaus, nicht mit den Augen.«
    »Die Themse sieht man wohl kaum noch bei diesem Abendnebel.«
    »Ich sehe nur den Atem des Drachen, keinen Nebel«, entgegnete sie.
    »Wo ist der Drache?«
    »Näher, als du denkst.«
    Keely wandte sich wieder um und sah zu ihrer Überraschung, daß der Graf das Hemd ausgezogen hatte. Hypnotisiert von seinem kupferroten Brusthaar, wünschte Keely sich, sie hätte den Mut, an sein Bett zu treten und mit ihren Fingern darin zu wühlen. Ob diese Feuersträhnen sich heiß anfaßten?
    »Gefällt dir, was du siehst?« fragte Richard sie mit belegter Stimme.
    Seine Frage verwirrte Keely. Ihre Augen suchten überrascht die seinen, und ihre Wangen wurden flammend rot. Sie suchte verzweifelt nach einer schlagfertigen Entgegnung, aber ihr Verstand war demütigenderweise wie leer gefegt.
    »Ich sollte nun wirklich gehen«, erklärte sie.
    Richard nickte, setzte jedoch ein mitleiderregendes Gesicht auf. »Könntest du mir, bevor du gehst, noch etwas Öl in den anderen Knöchel massieren?«
    Den Bruchteil einer Sekunde lang zögerte Keely, dann schenkte sie ihm ein betörendes Lächeln und kehrte zu ihrem Platz auf seiner Bettkante zurück. Sie schüttete sich noch etwas Öl in ihre Handflächen und fing an, seinen rechten Knöchel zu massieren.
    »Sonnenuntergang ist mir die liebste Zeit des Tages«, begann Richard ein Gespräch.
    Keely sah ihn überrascht an. »Meine liebste Zeit ist Sonnenaufgang. Die Dämmerung füllt mein Herz mit Hoffnung.«
    »Bist du schon so früh wach?«
    Keely nickte. »Ich liebe es, den neuen Tag zu begrüßen.«
    »Weißt du, daß jeder Sonnenuntergang anders ist?«
    »Wie jeder Sonnenaufgang.«
    Wie sie da so eng nebeneinander saßen, suchte Richard ihren Blick. »Deine Augen sind von einem so umwerfenden Veilchenblau, daß ein Mann sich in ihren geheimnisvollen Tiefen verlieren könnte.«
    Keely wurde rot und blickte zu Boden. »Vielen Dank für die Blumen.«
    Richard hob sanft ihr Kinn und wartete, bis sich ihre Blicke wieder

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