Die Druidengöttin
und um Erlaubnis zu bitten, diesen Ränke schmiedenden Grafen zu heiraten.
Richard Devereux war der letzte Mann auf der Welt, den Keely aus freien Stücken zu ihrem Ehemann genommen hätte. Sein markantes Gesicht und seine höfischen Umgangsformen gefielen ihr, aber für ihren Geschmack war er zu arrogant, zu glatt und viel zu englisch.
Sie würde sich weigern, in die Falle einer lieblosen Ehe zu tappen. Sie hatte schon eine ziemlich lieblose Kindheit hinter sich. Es mußte eine Möglichkeit geben, dieses Fiasko zu vermeiden. Wie konnte sie in Feindesland überleben, wenn sie mit einem Mann verheiratet war, der sie nicht liebte?
»Daß ich Euch an den Hof begleite, ist ebensowenig nötig wie die Hochzeit mit dem Grafen«, versuchte Keely es leise und warf ihrem Vater einen langen Seitenblick zu.
»Ich habe dir bereits mehrmals erklärt, daß die Königin dich möglicherweise zu sehen wünscht, bevor sie einer Verbindung zwischen dir und Devereux zustimmt«, entgegnete Herzog Robert gereizt. »Die Sache steht fest, ich möchte kein Wort mehr davon hören.«
Ach, warum verschließt er sich so jeglicher Vernunft? dachte Keely verbittert. Sie hatte sich stets nach einem Vater gesehnt, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie anstrengend und anmaßend Väter sein konnten.
»Ihr habt achtzehn Jahre nichts mit meinem Leben zu tun gehabt«, erinnerte ihn Keely mit einem anklagenden Ton in der Stimme. »Wie könnt Ihr es wagen, einfach in mein Leben zu platzen und mich herumzukommandieren?«
»Ihr seid doch in sein Leben geplatzt«, verteidigte Lady Dawn den Herzog. »Englische Kinder gehorchen ihren Eltern.«
»Ich bin Waliserin«, bemerkte Keely schnippisch.
»Es reicht jetzt«, machte der Herzog dem Disput verärgert ein Ende. An Keely gewandt, fügte er hinzu: »Deine Cousins sind mit meiner Entscheidung einverstanden.«
»Ich möchte mich bei Euch entschuldigen«, erklärte Keely mit gesenktem Kopf. »Meine Angst verleitete mich zu solch respektlosem und unfreundlichem Verhalten.«
»Du brauchst keine Angst zu haben, es gibt nicht den geringsten Grund dafür«, versicherte ihr die Gräfin und tätschelte ihr die Hand.
Herzog Robert legte schützend den Arm um seine Tochter und zog sie an sich. »Chessy wird dir alles erklären, was eine Braut wissen muß, somit besteht kein Anlaß mehr, nervös zu sein.«
»Ich gehöre nicht hierher«, rief Keely und blickte, die Augen voller Tränen, hoch zu ihm. »Alle werden sie über mich lachen. Der Graf wird anfangen, mich zu hassen. Ich bin ein Niemand.«
»Die Heirat mit dem Grafen von Basildon wird dir Achtung verschaffen«, erklärte ihr Lady Dawn. »Die meisten Höflinge werden sogar um deine Gesellschaft buhlen.«
»Da wären wir«, mischte Herzog Robert sich ein, als ihr Boot am Kai anlegte.
Keely sah hoch. Vor ihr ragte Hampton Court auf, samt seinen Türmchen, Zinnen und Kaminen. Rundherum erstreckte sich schier endlos gepflegter Rasen mit Bäumen, Sträuchern und Hecken, so weit das Auge reichte.
»Das sieht mehr aus wie der Himmel als eine Residenz auf Erden«, murmelte Keely ehrfürchtig ob dieses Anblicks.
Herzog Robert schmunzelte. »Der alte König Heinrich liebte es, Eindruck zu schinden. Mit Hampton Court hat er sich ein Denkmal errichtet.«
In dem Palast ging es zu wie in einem Ameisenhaufen. Ständig klapperten Pferde durch den Hof. Handelsleute mit Karren voller Feldfrüchte und anderer Lebensmittel, Krämer mit Tuch- und Schmuckwaren und Edelleute mit ihren Familien kamen und gingen mit Hoffnung in den Augen oder enttäuschten Gesichtern.
Mit großen Augen betrachtete Keely diesen Trubel ringsum. Hampton Court war eine Welt für sich, ständig in Bewegung. Dieses Getümmel machte sie ganz schwindlig.
»Die Edelleute suchen hier die Macht«, erklärte Lady Dawn.
»Oder die Illusion davon«, fügte der Herzog hinzu.
Wie sie so zwischen den beiden ging und von ihrem Vater zur Gräfin blickte, dachte sich Keely: Das ist ihre Welt. Megan hätte nie hierher gepaßt. Und genausowenig paßte ihre Tochter hierher.
»Die Menschen kommen an den Hof, weil sie Reichtum suchen«, erklärte ihr die Gräfin.
»Oder die Aussicht darauf«, präzisierte der Herzog.
»Sie suchen Aufstiegsmöglichkeiten und Ruhm.«
»Und häufig werden sie in Schimpf und Schande vom Hof gejagt.«
Als sie den Palast betraten, geleitete Herzog Robert seine Damen durch ein Labyrinth von Korridoren und endlos langen Galerien. In blaue Livreen gekleidete Lakaien trugen
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